Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Soutane glatt und bedeutete Catalina, ebenfalls Platz zu nehmen. Schwester Maria stellte sich hinter ihren Stuhl, wofür sich Catalina mit einem Blick bedankte.
»Schwester Maria hat dir ja schon gesagt, dass der Bote aus San Sebastián zurückgekommen ist«, erklärte der Bischof und blickte ihr direkt in die Augen.
Catalina nickte und presste die Hände in den Schoß.
»Allzu günstig fiel der Bericht, den wir von dort über dich bekommen haben, nicht aus«, fuhr der Bischof fort. »Aber immerhin hat man bestätigen können, dass du tatsächlich vor den Weihen aus dem Kloster geflohen bist.«
Erst als Schwester Maria ihr vor Freude die Schulter drückte, begriff Catalina, was der Bischof gesagt hatte.
»Ihr … Ihr meint …«, stotterte sie. »Schwester Asunción hat wirklich bestätigt …«
Der Bischof nickte.
»Und jetzt?«, rief Catalina. »Kann ich jetzt womöglich gehen?«
Der Bischof schüttelte den Kopf. »Heute früh habe ich dem heiligen Offizium den Bericht vorgelegt. Nach einer langen Beratung haben sie mir mitgeteilt, dass dein Fall nicht so leicht zu entscheiden sei. Außerdem hättest du inzwischen eine gewisse Berühmtheit erlangt – bis nach Madrid sei deine Geschichte vorgedrungen. Deswegen ziehen die hohen Herren es vor, dich der dortigen Gerichtsbarkeit zu überstellen. Gleich mit dem nächsten Schiff wirst du nach Spanien reisen.«
»Zurück nach Spanien?« Catalina starrte ihn an und hätte in diesem Moment selbst nicht sagen können, was sie daran mehr erschreckte: das ungewisse Schicksal, das sie dort erwartete, oder die Tatsache, dass sie Mikel nun mit Sicherheit nie mehr wiedersehen würde.
29
M ein Gott, ist das schön!« Bewegt blickte Schwester Maria auf Sevilla, das die Strahlen der untergehenden Sonne in ein goldrotes Licht tauchten. Catalina konnte sich am Anblick der Stadt nicht freuen, zu sehr ängstigte sie sich vor der Zukunft, überdies quälte sie der Gedanke, dass sich Schwester Marias und ihre Wege nun bald trennen würden. Wenn das Schiff angelegt hatte, würden sie zusammen mit Catalinas Bewachern von Bord gehen, die Nacht in einem Gasthof in Sevilla verbringen und am Morgen weiter nach Madrid reisen. Sobald das heilige Offizium entschieden hatte, was weiter mit ihr geschehen sollte, würde Schwester Maria zurück nach Lima reisen. Die gutmütige treue Seele sah zu Catalina und verstand auch ohne Worte, was in ihr vorging. Sie strich ihr über den Arm. Nur Mut, sollte das heißen. Vertrau auf Gott! Catalina nickte seufzend.
Noch ehe die Sonne ganz untergegangen war, legte ihr Schiff im Hafen an, wo Hunderte von Menschen die Ankunft der Silberflotte mit Jubel, Geschrei und ausgelassenen Gesängen feierte. »Du meine Güte, was ist denn das für ein Trubel?«, staunte Schwester Maria.
Da trat Sancho, der Ältere von Catalinas beiden Bewachern, zu ihnen und bat sie, ihre Sachen zu holen. »Wir gehen gleich als Erste von Bord!«
Catalina lief in die winzige Kabine, die sie mit mehreren Frauen geteilt hatten, und packte ihre Schlafdecken und die zwei Kutten, die sie zum Wechseln mitgenommen hatte, in einen Seesack. Als sie wieder an Deck kam, erwartete Sancho sie schon am Kai.
»Na los, nun komm schon!«, brummte er. Er war erst vor drei Jahren von Granada nach Peru ausgewandert und von dieser Reise in sein Heimatland wenig begeistert, während Juan, der mit seinen siebenundzwanzig Jahren nur wenig älter als Catalina war, heute zum ersten Mal einen Fuß auf spanischen Boden setzte. Seine Vorfahren hatten Peru seinerzeit unter Pizarro erobert und waren im Land geblieben. Er empfand die Reise als einziges großes Abenteuer. Der Tumult auf den Kais begeisterte ihn, ganz gewiss würde er seinen Kameraden daheim davon erzählen!
»Die Leute sind so aufgeregt, dass man meinen könnte, die Schiffe hätten nichts als Geschenke für sie geladen«, rief er Catalina zu.
»Jetzt halt nicht Maulaffen feil, sondern sieh zu, dass du von Bord kommst!«, fuhr ihn Sancho an. Juan lachte unbekümmert, kam dem Befehl seines Vorgesetzten aber sofort nach.
Für alle war es ein seltsames Gefühl, nach den langen Wochen auf See wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
»In meinem Kopf schwankt es noch immer«, meinte Schwester Maria und musste sich an Catalina festhalten. Auf einmal rief jemand: »He, Paco, sieh mal, da ist Catalina!«
Verwundert drehten sie sich um.
»Tatsächlich«, erwiderte sein Freund. »Das ist sie! Ganz wie sie in der Gazette abgebildet war,
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