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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nur die Haare sind ein bisschen länger.«
    Die beiden rannten auf Catalina zu und zogen einen ganzen Pulk Leute hinter sich her, die ebenfalls riefen: »Ja, das ist sie! Das muss sie sein!«
    »Und ob sie das ist!«, rief eine Frau. Sie hielt ein Flugblatt neben Catalinas Gesicht. »Hier, genau wie auf dem Porträt.«
    Catalina blickte verwirrt auf ihr Konterfei und wollte das Blatt nehmen, doch die Frau zog es weg. »Was bildest du dir ein? Dafür habe ich einen Viertel Maradevis bezahlt.«
    »Sie ist es wirklich! Catalina de Erauso ist hier!«, schallte es nun von immer mehr Seiten, und im Nu waren Catalina, Schwester Maria und Catalinas Bewacher von einer Menschentraube umringt. Schwester Maria sah sich erschrocken um. »Sie werden uns noch erdrücken!«
    »Verdammt, so tut doch was!«, fuhr Catalina ihre Bewacher an. »Oder gebt mir wenigstens einen Degen, damit ich selber etwas tun kann.«
    Sancho und Juan hoben die Musketen.
    »Los, zurück, macht Platz, lasst uns durch!«, riefen sie. »Verschwindet, oder wir schießen uns den Weg frei!«
    Ein paar Leute gingen beiseite, aber aus den hinteren Reihen drängten gleich neue nach.
    »Nun sag schon«, riefen auch sie. »Bist du Catalina de Erauso?«
    Als Catalina nicht antwortete, hielt wieder jemand ein Flugblatt neben sie. Diesmal ließ man ihr die Gelegenheit, es zu lesen. »Die Nonne Fähnrich auf dem Weg nach Sevilla!« stand in großen Lettern über ihrer Porträtzeichnung. Catalina überflog die ersten Zeilen des Artikels. »Das … das ist ja meine Geschichte! Wo haben die das alles her?«
    Schwester Maria las ebenfalls. »Offensichtlich ist deine Abreise von Lima nicht verborgen geblieben, und wie es aussieht, liebt man in Sevilla Sensationen nicht weniger als anderswo.«
    Jemand packte Catalinas Arm und versuchte, sie mitzuziehen. Erschrocken hielt sie sich an Juans Wams fest. »Juan!«
    Juan zog dem Mann seinen Gewehrkolben über. Taumelnd wich der zurück. Mittlerweile hatte der Lärm vier Soldaten angelockt.
    »Was ist denn hier los?«, rief ihr Anführer.
    »Wir haben den Auftrag, diese Frau nach Madrid zu bringen, und werden diese Meute hier nicht mehr los«, erklärte ihm Sancho.
    Der Anführer winkte weitere Soldaten herbei. Mit Warnschüssen und Degenstößen drängten sie die Menge zurück. »Los, haut ab! Sucht euch eine andere Attraktion! Auseinander, auseinander, sage ich!«
    Das Gros der Leute zerstreute sich; die Restlichen trollten sich, als Sancho ein paarmal in die Luft schoss.
    Eine halbe Stunde später hatten sie den kleinen Gasthof erreicht, in dem sie nach Anweisung des Bischofs die Nacht verbringen sollten. Catalina sank auf ihr Strohlager.
    »Was wollen die Leute bloß von mir?«
    »Die Neugier ist des Menschen Natur«, erklärte ihr Schwester Maria. »Und deine Geschichte ist nun einmal ziemlich ungewöhnlich: für eine Frau hast du viel Mut bewiesen und Erstaunliches geleistet!«
    »Aber die Inquisitoren!«, rief Catalina. »Werden sie nicht außer sich sein, wenn sie von diesem Tumult hören?«
    Schwester Maria strich ihr über den Arm. »Den Tumult machst nicht du, sondern die anderen. Du hast ein ruhiges Leben geführt und ehrenvolle Verdienste in der Armee des Königs erworben. Nur daran darfst du jetzt denken.«
    »Und wenn die Inquisitoren das anders sehen und Angst bekommen, dass dieser Wirbel, den meine Geschichte hier verursacht, ihnen demnächst Nachahmer beschert?«
    Schwester Maria zog es vor, hierauf nicht zu antworten.

    So sehr sich Catalinas Bewacher auch bemühten, sich auf ihrem Weg nach Madrid mit Catalina von allen größeren Plätzen fernzuhalten, konnten sie doch nicht verhindern, dass es immer wieder zu Aufläufen kam. Die Leute wollten sie sehen, sie anfassen, ihr Haar berühren, manche versuchten gar, ihr eine Strähne davon abzuschneiden oder wenigstens ein Fädchen von ihrer Kutte abzureißen. Immer wieder mussten Catalinas Bewacher zur Waffe greifen, um ihr die Menschen vom Leib zu halten. Mehr als einer bekam dabei die Kolben ihrer Musketen zu spüren, einem Mann schossen sie in den Fuß, einen anderen setzten sie mit dem Degen außer Gefecht. Und doch hörten die Tumulte nicht auf.
    »Kann’s kaum erwarten, das Weib endlich loszuwerden«, brummte Sancho immer öfter, und auch Juan hatte längst genug vom Land seiner Väter. »Dieser Affenzirkus ist ja nicht auszuhalten.«
    Catalina graute vor den hemmungslos zugrapschenden Männerhänden, doch auch die Frauen bedrängten sie. Da gab es die Jungen,

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