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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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die wie sie früher allzu heißblütig und entsprechend verzweifelt waren und lieber heute als morgen in ihre Fußstapfen getreten wären und sich Hilfe und Ermunterung von ihr erhofften. Zum anderen gab es die Älteren, die vor Jahrzehnten auch einmal an eine Flucht gedacht, sie aber nicht gewagt hatten und nun über ihrer Feigheit alt und bitter geworden waren und mit der Spucke, mit der sie Catalina bedachten, zugleich auch ein bisschen sich selbst bespuckten.
    Vier Wochen später erreichten sie die Tore der Königsstadt. Nachdem Sancho und Juan gemeinsam mit den Stadtwachen den ersten Menschenauflauf aufgelöst hatten, drückte Sancho einem Gassenjungen ein Geldstück in die Hand, damit er sie über möglichst wenig belebte Gassen zum Gerichtshof der heiligen Inquisition schleuste, doch gerade als sie das hohe Gebäude vor sich auftauchen sahen, wurde Catalina wieder erkannt, und sogleich hatte sich die übliche Menschentraube um sie gebildet. Wutentbrannt schlug Sancho mit dem Musketenkolben auf die Menschen ein und zerrte Catalina zu den Toren des Gerichtshofs, wo er den Wachen das Schreiben der Inquisitoren von Lima zeigte und um sofortigen Einlass bat. Der Anblick des Siegels reichte, um die Wachen sofort das Tor öffnen zu lassen. Drinnen wurden sie von zwei Gerichtsbütteln in Empfang genommen und weitergeführt.
    Angesichts der hohen, mit Goldverzierungen und imposanten Gemälden geschmückten Wände und des spiegelblanken Marmorbodens in der Empfangshalle des weitläufigen Gebäudes fühlte sich Catalina klein und unbedeutend. Die Gerichtsbüttel führten sie durch zwei Gänge zu einem Raum, vor dem eine lange Sitzbank stand.
    »Hier könnt ihr warten«, erklärten sie und verschwanden wieder. Catalina und Schwester Maria nahmen Platz, während sich Sancho und Juan leise und erbittert über die Arroganz ihrer spanischen Kollegen ausließen.
    Stundenlang geschah gar nichts. Endlich öffnete sich eine Tür und ein bleichgesichtiger, hochgewachsener Dominikanermönch hieß Catalina und Schwester Maria eintreten. »Ihr zwei bleibt draußen!«, erklärte er Catalinas Bewachern. Sancho warf ihm einen mürrischen Blick zu, wagte aber nichts zu erwidern.

    Die Ausstattung des Saales war noch prächtiger als die der Eingangshalle. Vielarmige Leuchter erhellten den weitläufigen Raum, in dessen Mitte auf einer Art Tribüne ein langer, üppig mit Gold beschlagener Mahagonitisch stand, hinter dem sich vier hochlehnige, rot gepolsterte Stühle befanden. In der Mitte der Wand gegenüber dem Eingang hing ein Kruzifix mit dem leidenden Herrn, direkt daneben das Wappen des heiligen Offiziums mit dem grünen Kreuz im Zentrum. Der Olivenzweig daneben symbolisierte Milde für die Bußfertigen, das Schwert Unnachgiebigkeit für die Verstockten. Unter dem Kreuz war ein brennender Dornbusch abgebildet. Er stand für die unauslöschliche Weisheit der Kirche und für das Feuer, das allen drohte, die sich ihrem Willen nicht beugten.
    Wie hypnotisiert starrte Catalina zu dem Wappen empor. Da betraten der Inquisitor, seine Beisitzer und ein Notar den Raum. Der Gerichtsbüttel stieß Catalina in den Rücken, woraufhin sie sich niederkniete und sich erst wieder zu erheben wagte, als der Inquisitor selbst sie dazu aufforderte. Schwester Maria musste sich auf einen abseits stehenden Holzschemel setzen, Catalina auf einen direkt vor der Tribüne. Zunächst schien keiner mehr Notiz von Catalina zu nehmen. Unsicher blickte sie zu dem Inquisitor. Er war ein älterer, mittelgroßer Mann, durch seine Brille funkelten undurchdringliche Augen, die schwarze Soutane ließ seine strenge Miene noch finsterer erscheinen. Er öffnete ein in Leder gebundenes Buch und überflog ein paar Zeilen. Anschließend verständigte er sich leise mit den Beisitzern. Dann strich er sich über seinen kleinen Bart und blickte Catalina lange an. Catalina schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis er endlich das Wort an sie richtete.
    »Catalina de Erauso«, sagte er und seine Stimme hallte tief und dunkel von den Wänden wider. »Erhebt Euch und tretet vor!«
    Catalina tat, wie ihr geheißen. Der Inquisitor winkte den Gerichtsbüttel zu sich, reichte ihm ein Buch und befahl ihm, es zu Catalina zu bringen.
    »Und jetzt schwört«, sagte er zu ihr. »Schwört auf die Bibel und im Namen des Heiligen Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, dass Ihr hier die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werdet!«
    Catalina hob die Hand und legte sie auf die Bibel. Sie

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