Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
ist!«
»Meerwasser.«
»Meerwasser?«
»Haste gedacht, du kriegst Weihwasser?«, rief ein stämmiger Kerl aus den hinteren Reihen und lachte sich halbtot über seinen Witz.
»Jeder wahre Seemann muss einmal in seinem Leben ein Glas Meerwasser trinken«, erklärte ihr Julio. »Das schützt ihn vor dem Ertrinken!«
Catalina sah ihn zweifelnd an.
»Na los, nun mach schon! Das haben wir alle schon hinter uns.«
Auch die anderen sahen sie auffordernd an. »Wer zu uns gehören will, muss sich auch an unsere Gesetze halten!«
Catalina zuckte mit den Achseln. Ein Glas Wasser trinken – das lohnte wohl nicht, sich deswegen den Unmut der neuen Kameraden zuzuziehen, auch wenn sie sich eine Taufe spannender vorgestellt hatte. Sie hob das Glas.
»Je mehr du in einem Zug herunterbringst, umso besser!«, riet der drahtige Kerl gleich neben ihr.
Catalina nahm sich vor, seinen Rat zu beherzigen, und setzte das Glas an. Sie fand den Geschmack zwar ekelhaft, wollte sich aber keine Blöße geben und leerte das Glas in einem Zug. Anschließend stellte sie es auf den Tisch und wunderte sich, wieso sie alle so erwartungsvoll ansahen.
»Was ist?« Sie grinste unsicher.
Und dann rumorte und gluckerte es ganz grauenhaft in ihrem Magen.
Catalina schaffte es nicht mehr rechtzeitig bis hoch an die Reling, und auch wenn die Männer sie schubsten und stießen, damit sie sich nicht schon im Mannschaftsraum erbrach – der größte Teil ihres Mageninhalts ergoss sich dort auf den Boden, aber auch oben an Deck kam noch so einiges aus ihr heraus. Der Erste Offizier grinste, als er sie in diesem Zustand sah.
»Noch nicht ganz seefest, wie?«, meinte er. »Aber dem ist leicht Abhilfe zu schaffen!«
Er winkte Antonio zu sich, der Catalina gefolgt war, um zu sehen, ob sie Hilfe brauche.
»Ich glaube, wir sollten den Neuen bitten, für ein paar Stunden unser Marsgast zu sein! Du bist gleich dran, oder?«
Antonio nickte.
»Dann lass ihm das Vergnügen bis zwei. Danach löst du ihn ab!«
»Zu Befehl, Sire!«
Catalina dankte dem Ersten Offizier mit einem matten Lächeln. Also war er doch kein so herzloser Kerl. Marsgast – das klang nett. Da würde sie sich sicher schnell erholen.
Catalina wollte gleich mit Antonio mitgehen, aber da krampfte sich ihr Magen erneut zusammen. Wieder musste sie sich über die Reling beugen. Anschließend nickte sie Antonio zu.
»Ich glaube, jetzt können wir los.«
»Immerhin ist es kein allzu anstrengender Dienst«, tröstete er sie.
Erstaunt sah Catalina ihn an. »Dienst? Wieso Dienst? Ich denke, ich bin Gast?«
Er grinste. »Marsgast! Das heißt, dass du ins Krähennest gehst.«
Catalina verstand noch immer nicht.
Da zeigte er zu dem höchsten Mast des Schiffs. »Da hoch in den Ausguck sollst du!«
Ungläubig blickte Catalina nach oben und musste schon wieder zur Reling stürzen.
Allein der Gedanke an den Aufstieg über die Wanten, die untereinander mit waagerechten, sprossenartigen Webleinen verbundenen, seitlich die Masten stützenden Verseilungen, erfüllte Catalina schon mit Grauen, aber noch unerträglicher war ihr die Vorstellung, in diesen winzigen Ausguck klettern zu müssen.
»Na los, vorwärts jetzt!«, trieb Antonio sie an und fügte kurz darauf etwas freundlicher hinzu: »Sieh einfach nicht nach unten, wenn du nicht schwindelfrei bist!«
Obwohl Catalina seinen Rat befolgte, spürte sie die mit jeder Sprosse zunehmende Tiefe unter ihr. Endlich hatte sie das Krähennest erreicht. Seitlich befand sich das Einstiegsloch, das Catalina sehr eng und überdies recht weit von den Wanten entfernt fand.
»Na los, nun mach schon, oder ich lasse dich bis zum Sonnenaufgang da oben ausharren!«, donnerte die Stimme des Ersten Offiziers zu ihr hoch. Mit Tränen in den Augen stieg Catalina auf die letzte Sprosse, krallte eine Hand um die Holzumrandung des Krähennests, stieß sich mit den Füßen ab und gelangte in den Mastkorb. Keuchend drückte sie sich mit dem Rücken gegen den hinteren Rand, klebte die Hände an den Boden und versuchte, nichts als den Horizont zu sehen. Doch in dieser luftigen Höhe schwankte es noch um einiges mehr als unten auf Deck, so dass es Catalina sofort wieder übel wurde.
Sie versuchte, tief und ruhig durchzuatmen, und sagte sich, dass ihr Magen längst leer sei, aber sie musste sich doch wieder übergeben. Ekelerregende, ihr den Hals verätzende Säure kam in ihr hoch. Anschließend weinte sie, worüber der grauenhafte Brechreiz wenigstens für eine Weile
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