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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nachließ.
    Bald machte Catalina auch die Kälte hier oben zu schaffen. Der eisige Wind fuhr ihr in die Knochen, und die ätzende Leere ihres Magens tat das ihrige dazu, dass sie ganz jämmerlich fror. Wieder einmal sagte sie sich, dass das Klosterleben auch seine Vorteile gehabt hatte – derartige Torturen waren ihr dort erspart geblieben. Ihre Gedanken glitten weiter zu Ainoa. Ob diese sie wohl vermisste? Und ob Schwester Euralia ihr verziehen hatte, dass sie aus dem Kloster geflohen war? Auch an Georges musste Catalina denken und wie gern sie bei ihm geblieben wäre. Zwangsläufig kam ihr nun auch Mikel in den Sinn. Sie ahnte, was für ein Gesicht er machen würde, wenn er sie so sehen würde. Ja, sie war ein Tölpel, und zwar einer mit dem ausgeprägten Talent, sich stets selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Sie sagte sich, dass sie schleunigst lernen musste, besser auf sich aufzupassen, sonst würde sie Sevilla kaum lebend erreichen und ihr Wiedersehen mit Mikel nichts als ein schöner Traum bleiben …
    Als um zwei Uhr früh endlich Antonios Kopf in dem Einstiegsloch auftauchte, war Catalina mehr tot als lebendig und Antonio sah auf den ersten Blick, dass sie nicht allein hinabsteigen konnte.
    »Na komm, Kleiner, ich helfe dir, zusammen packen wir das schon«, redete er beruhigend auf sie ein.
    Sprosse um Sprosse führte er Catalina nach unten. Kaum waren sie auf dem Deck angekommen, sackte Catalina in sich zusammen.

    »Du wirst das Gehorchen schon noch lernen!«, schimpfte Tao Te Chen sie aus, als sie wieder zu sich kam. Catalina blinzelte und stellte fest, dass sie in der Kombüse lag. Tao Te Chen hatte einen alten Kartoffelsack unter sie und zwei über sie gebreitet und flößte ihr heißen Tee ein. »Wofür habe ich dich eigentlich gewarnt?«
    Catalina zog kleinlaut die Schultern hoch und schluckte den Tee.
    »Ich hoffe, du hast jetzt kapiert, dass du künftig vorsichtiger sein musst.«
    Catalina nickte.
    »Ach, und nur damit du dich schon gleich darauf einstellst: Morgen hast du Hundewache.«
    »Das ist doch bestimmt wieder so etwas Gemeines, oder?«
    Tao Te Chen nickte. »Das bedeutet, dass du morgen von Mitternacht bis vier Uhr früh in dem Ausguck Wache zu schieben hast.« Tao Te Chen strich ihr das Haar aus der Stirn. »Keine Sorge. Morgen wirst du es besser überstehen. Ich mache dir einen Tee gegen die Übelkeit und gebe dir einen dicken Pullover von mir. Und so dumm, vorher Meerwasser zu trinken, wirst du ja sicher nie wieder sein.«
    Matt schüttelte Catalina den Kopf.
    Als sie in der folgenden Nacht pünktlich um zwölf das Krähennest enterte, zitterten ihr die Knie nicht weniger als am Vortag, aber nachdem sie ein paar Minuten in dem Ausguck zugebracht hatte, merkte sie, dass ihr dank Tao Te Chens Kräutertee tatsächlich nicht übel wurde, und auf einmal konnte sie dem Hochsitz durchaus auch Angenehmes abgewinnen. Allein dieser Blick über das silbrig im Mondschein glitzernde Meer. Wie weit entfernt sie jetzt von allem war … Die Menschen auf Deck schienen nicht mehr zu ihr zu gehören, ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt wurde, dass ihre Stimmen nur gedämpft zu ihr drangen. So vernahm sie zwar ein kehliges Gebrumm, als der Steuermann die Richtungsänderung wiederholte, die der Erste Offizier vorgegeben hatte, aber die meisten Worte wurden vom Donnern der Wellen und dem Krachen der Segel übertönt. Seufzend lehnte Catalina den Kopf gegen die Umbrüstung und wünschte sich, einfach nur immer so dasitzen zu können …

    Schon am nächsten Tag sollte Catalina erleben, dass auch mit Tao Te Chens Kräutertees nicht alle höheren Regionen des Schiffs gute Plätze waren. Sie war gerade mit dem Aufrollen von ein paar Tauen beschäftigt, als der Erste Offizier sie, Giuseppe, Antonio und noch drei andere Matrosen herbeiwinkte. Außer Antonio kannte Catalina inzwischen auch Giuseppe recht gut. Er war einer der größten Männer an Bord und bekannt für seine Bärenkräfte. Von den anderen Matrosen unterschied er sich vor allem durch sein gepflegtes Erscheinungsbild. Trotz der knapp bemessenen Süßwasserrationen an Bord wirkte er immer sauber und gepflegt, und wenn er lächelte, blitzten seine schönen Zähne auf. Giuseppe war damals, an ihrem ersten Tag an Bord, der einzige Matrose unten im Mannschaftsraum gewesen, der sie nicht zu der Seetaufe ermuntert hatte.
    Donnernd riss sie die Stimme des Ersten Offiziers aus ihren Gedanken: »Der Wind hat gedreht. Das Rahsegel muss gerafft werden,

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