Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
die gleich neben dem Eingang standen. Sie dienten den Seeleuten zur Aufbewahrung ihrer Habseligkeiten. Weiter hinten in der Ecke stand ein Tisch mit Stühlen für die rangältesten Matrosen. Mit viel Getöse und Gebrüll spielten sie Karten.
»Schluss damit, jetzt wird gegessen!«, murrte Tao Te Chen sie an und knallte ihnen ihre Schüsseln auf den Tisch. »Schließlich will ich heute auch noch mal mit dem Spülen fertig werden!«
Keiner der vier Männer ließ sich von Tao Te Chens Gebrumm beeindrucken. Stattdessen begannen sie, Witze über ihn zu reißen. Von allen Seiten ertönte schadenfrohes Gelächter, das noch lauter wurde, als einer der Matrosen Tao Te Chen am Zopf zog. Ohne eine Miene zu verziehen gab dieser die Suppe aus. Als Catalina die gräuliche Brühe sah, die er in ihre Schlüssel gab, sah sie ihn entsetzt an.
»Jetzt glotz nicht so, sondern schaufel die Suppe runter, solange sie heiß ist!«, knurrte Tao Te Chen. »Aus den drei Zutaten, die sie mir zubilligen, lässt sich nichts Besseres kochen!«
Notgedrungen schob sich Catalina einen Löffel voll in den Mund – und blies die Backen auf.
Wenig später war in dem engen Raum nur noch vereinzelt das Kratzen der Löffel in den Blechschüsseln zu hören. Die meisten hatten sich schon voller Neugier um den Neuen versammelt.
»De dónde vienes, chico?«, fragte Antonio, ein kleiner dürrer Mann mit runzligem Gesicht und tiefschwarzen Knopfaugen. Kaum hatte Catalina ihm gesagt, dass sie Baske sei, schwoll ein lautes Buhen an. Nur einer der Matrosen stammte ebenfalls aus dem Baskenland, drei kamen aus dem Aragon, ein gutes Dutzend aus der Extremadura, auch zwei Flamen waren dabei, die Catalina allein deswegen unsympathisch waren – das Gros von ihnen aber stammte aus Südspanien und erging sich in Schmähreden gegen die Basken. Einzig Tao Te Chen nahm sie in Schutz: »Jetzt lasst den Jungen schon in Ruhe!«, forderte er sie auf. »Und wagt nicht, mit ihm die gleichen makabren Spielchen wie mit dem Letzten zu treiben, wenn ihr es nicht mit mir zu tun kriegen wollt!«
»Pass bloß auf, dass du es nicht mit uns zu tun kriegst, coño !«, konterte ein beinahe zahnloser Andalusier, und der feiste Kerl neben ihm beschimpfte Tao Te Chen als »maldito hijo de puta!« – als dreckigen Hurensohn. Unbeeindruckt sammelte Tao Te Chen die Schüsseln ein. Bevor er sie nach oben brachte, warnte er Catalina, sich mit den Matrosen einzulassen. »Je freundlicher sie tun, desto Übleres haben sie im Sinn, und jetzt bringst du mir sowieso erst einmal den Suppentopf hoch!«
Kaum war Tao Te Chen gegangen, bestürmten die Matrosen Catalina mit Fragen. Catalina genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, und verstand nicht, was Tao Te Chen gegen sie hatte. Schließlich sagte sie sich, dass er einfach eifersüchtig sein müsste. Ihm mit seinen chinesischen Schlitzaugen würde die Mannschaft auch in hundert Jahren noch nicht so viel warmes Interesse wie ihr entgegenbringen.
»Wenn das hier deine erste Seefahrt ist, bist du sicher noch nicht getauft worden?«, fragte sie jetzt Julio, ein glatzköpfiger Sevillaner mit großflächigen Tätowierungen auf der Brust. Die anderen johlten begeistert. »Taufe, Taufe, ja, taufen wir ihn!«
»Und wie geht so eine Seetaufe vor sich?«, fragte Catalina.
Wieder johlten alle. Julio brüllte ihr über den Lärm hinweg zu, dass sie ihr das schon noch verraten würden. »Aber jetzt bring erst einmal den Topf hoch, sonst haben wir das verflixte Schlitzauge gleich wieder hier unten und der Spaß ist zu Ende, bevor er angefangen hat!«
»Aber was soll Tao Te Chen denn dagegen haben, dass ihr mich tauft?«, fragte Catalina verwundert.
»Das weiß doch jeder, dass die verflixten Gelbhäute an nichts glauben«, erwiderte Julio. »Aber wir sind gute Christen, und deswegen können wir so einen braven Burschen wie dich nicht ungetauft übers Meer schippern lassen!«
Catalina trug den Topf nach oben, half Tao Te Chen beim Abwasch und eilte zu ihren neuen Kameraden zurück.
Die meisten saßen jetzt um den Holztisch, nur diejenigen, die später Nachtdienst hatten, lagen in den Hängematten.
Erwartungsvoll setzte sich Catalina zu ihnen.
»Na und«, rief sie. »Nun sagt schon: Wie läuft so eine Seetaufe ab?«
Grinsend schob Julio ihr ein Glas zu. Catalina roch daran. Enttäuscht sah sie ihn an. »Was ist das? Das riecht ja nach gar nichts!«
»Das trinkst du jetzt.«
Catalina roch noch einmal daran. »Erst will ich wissen, was das
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