Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
hätte, wenn sie geahnt hätte, wie blauäugig sie war. »Ja, ist dir denn nicht klar, was dich hier als alleinstehende Frau erwartet?«
Susanna, eine Frau mit herben Gesichtszügen und offensichtlich die Älteste von ihnen, drängte sich an ihren Kolleginnen vorbei, musterte Catalinas Gesicht und Dekolleté und drehte sie im Kreis.
»Ach, das wird schon gehen«, murmelte sie anschließend. »Doch, ich kann mir durchaus vorstellen, dass Juan Interesse an dir hat. Frischfleisch ist ihm eigentlich immer willkommen – wenn es nur nicht zu mager ist!«
Erschrocken wich Catalina zurück. Conxita schob sich vor sie und blitzte ihre Kollegin an. »Lass bloß die Finger von dem Mädchen. Und wag es nicht, Juan auch nur von ihr zu erzählen. Ich habe das Mädchen von Bord gebracht, und ich werde mich auch darum kümmern, dass es irgendwo unterkommt. Dir ist doch jedes Mittel recht, um mal wieder Juans Interesse an dir zu wecken, aber dieses Mädchen benutzt du dafür nicht!«
Sie legte den Arm um Catalina und zog sie mit eiligen Schritten weiter. Catalina wurde es warm ums Herz. Sie hatte das Gefühl, eine Freundin gefunden zu haben.
Und tatsächlich bot ihr Conxita an, fürs Erste auf der Couch in ihrem Schlafzimmer zu schlafen, und als das junge Mädchen ein paar Stunden später aufwachte, stellte sie ihr verführerisch duftenden Kaffee und ein dick mit Marmelade bestrichenes Brot hin, beides Dinge, von denen Catalina an Bord des Schiffs nur hatte träumen können.
Conxita bewohnte ihr nicht allzu großes Zimmer nicht allein. Außer mit Susanna, die Catalina an Juan hatte verkuppeln wollen, teilte sie sich das Zimmer noch mit der rundlichen Rosa und mit Julia, die kaum älter als Catalina war. Susanna und Conxita waren auch in Spanien schon Prostituierte gewesen und hatten gehofft, hier in Panama, wo es einen so großen Mangel an weißen Frauen gab, auch trotz ihres Alters noch gut verdienen zu können. Mangel an männlichem Zulauf hatten sie tatsächlich nicht, das große Geld daran aber verdiente Juan. Ohne männlichen Beistand konnten sie ihr Gewerbe hier nicht ausführen, und nachdem sie die Zuhälter von anderen Frauen hier erlebt hatten, hatten sie schnell eingesehen, dass sie es mit Juan noch nicht einmal so schlecht getroffen hatten.
Julia war ursprünglich auf Geheiß ihres Mannes nach Panama gekommen. Sie hatte ein hübsches, offenes Gesicht und verträumte Augen. »Leider konnte ich, als ich hier ankam, nur noch Ricardos Begräbnis ausrichten: Ein Puma hat ihn zerrissen, kaum eine halbe Legua von Porto Bello!« Die große Liebe war Ricardo nie gewesen, das fremde Land war ihr unheimlich, und so wäre sie leichten Herzens zurück nach Spanien gereist, wenn sie nicht bei einem ihrer vielen Besorgungswege für die Ausreisepapiere und eine neue Passage überfallen und bis auf den letzten Maradevis ausgeraubt worden wäre. »Und ohne Geld saß ich hier natürlich erst einmal fest.«
Juan las sie buchstäblich aus dem Straßengraben auf. »Er nahm mich mit, hüllte mich in elegante Kleider, sagte mir, wie schön ich sei, und strich mir dabei mit seinen langen, schlanken Fingern über den Arm. Ich schwöre dir: So hatte mich noch nie ein Mann berührt, und als Juan mich mit seinen warmen, vollen Lippen küsste, war es endgültig um mich geschehen.« Julia seufzte tief. »Dass er mich zu anderen Männern schickt, gefällt mir zwar nicht, aber ich würde für Juan auch noch mehr als das tun!«
Mit glänzenden Augen erzählte sie weiter, dass Juan sie sehr oft zu sich holte. Conxita zeigte Julia den Vogel. »Die Beine machst du für ihn breit wie die meisten von uns – und bildest dir auch noch was drauf ein, dass du bei ihm öfter als alle anderen ran musst.«
Die rundliche Rosa war mit ihren Herren als Dienstmädchen hergekommen, doch dann waren erst ihre Herrin und kurz darauf ihr Herr am Sumpffieber gestorben. Sie machte auf Catalina einen sehr stillen und selbstgenügsamen Eindruck.
»An Essen fehlt es einem bei Juan nie, und gut ist es außerdem«, erzählte sie Catalina mit rosigen Wangen.
»Du siehst, so schlecht geht es uns nicht«, schloss Susanna die Runde. »Und an die Freier gewöhnt man sich schnell.« Sie lachte auf. »Außerdem musst du sie noch nicht einmal ansehen, wenn du nicht willst: Machst einfach die Augen zu, und wenn du ab und an ein Stöhnen ertönen lässt, glauben die Männer, ihr Gejuckel würde dich in die höchsten Sphären der Entrückung bringen, und lassen dir hinterher
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