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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Frau zwischen die Beine kriege oder nicht!« durch die Zähne.
    Von allen Seiten ertönten ähnliche Kommentare, Verwünschungen und Drohungen. Der Erste Offizier ließ Claudio einen Warnschuss abgeben. Danach war es so still, dass man die Wellen gegen den Bug schlagen hören konnte.
    »Weiber sollt ihr haben, und Rum dazu!«, versprach er ihnen. »Und zudem wird es euch keinen Maradevis kosten – denn die Weiber und den Rum zahlt der Kapitän!«
    Pfiffe und Johlen erklangen. Die meisten schienen bereit, auf das Angebot einzugehen. Catalina kaute weiter nervös auf der Lippe herum und entfernte sich nun langsam von den anderen. Als sie die Reling erreicht hatte, packte Tao Te Chen sie am Arm.
    »Mach jetzt bloß keinen Unsinn!«, warnte er sie.
    »Aber wenn ich jetzt sofort …«, flüsterte Catalina und schaute sehnsüchtig zum Land, doch da verteilten sich Claudio und die anderen bewaffneten Matrosen schon die Reling entlang.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es so nicht geht!«, herrschte Tao Te Chen sie an.
    Verzweifelt trat Catalina gegen eine Rolle Taue.
    Später, in der Kombüse, lief Catalina wie ein Tiger im Käfig hin und her.
    Nach einer Weile stellte sich ihr Tao Te Chen in den Weg. »So latschst du vielleicht die Planken durch, aber runter vom Schiff kommst du damit nicht!«
    »Ach, was du nicht sagst.« Catalina blitzte ihn an. »Aber wahrscheinlich gönnst du es mir ja auch noch, dass ich hier festsitze. Und wer weiß: Vielleicht hast du sogar von Anfang an gewusst, dass das so ausgehen wird.«
    Tao Te Chen erwiderte nichts. Aber er sah sie an. Catalina wurde rot.
    »Ach, Mensch«, jammerte sie. »Es ist ja nur, weil ich …« Tränen erstickten ihre weiteren Worte. Hilflos fuhr sie sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Herrgott noch eins, es muss doch irgendetwas geben, das ich tun kann, um von diesem verdammten Kahn runterzukommen. Ich kann nicht zurück nach Sevilla. Dann finde ich Mikel ja nie mehr wieder!«
    Tao Te Chen hob die Achseln.
    Catalina sah ihn an. »Aber du wärst wirklich alles andere als unglücklich, wenn ich wieder mit zurückfahren müsste, stimmt’s?«
    Tao Te Chen lächelte. Es war ein kleines, feines Lächeln, das nichts bestätigte und nichts bestritt. »Ich nehme mich nicht so wichtig, und das weißt du.«
    Catalina strich ihm über den Arm. »Ach, Tao, ich … Ich werde dich ja auch vermissen, aber ich muss Mikel wiederfinden! Ich muss einfach!«
    Tao Te Chen sah sie an und sagte sehr langsam: »Vielleicht musst du das wirklich«, und dann setzte er sich im Lotossitz auf seine Schlafstelle und schloss die Augen.
    Tao Te Chen meditierte eine volle Stunde, dann sah er zu Catalina auf und sagte: »Wir werden dich als Frau verkleiden und unter die Prostituierten mischen!«
    »Unter die …« Tao Te Chens Idee verschlug Catalina die Sprache.
    »Nein, so sehr darunter mischen nun auch wieder nicht«, lachte Tao Te Chen und erklärte ihr seinen Plan im Detail. »Wie jedem Vollmatrosen hier an Bord steht auch mir eine Frau zu. Und die muss uns helfen: mit Frauenkleidern und einer Perücke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwem auffällt, ob im Morgengrauen vierzehn oder fünfzehn Frauen das Schiff verlassen. Das Ganze hat nur einen Nachteil …« Tao Te Chen seufzte. »Für die Kleider und die Bestechung der Hure wird mein letztes Geld draufgehen – und ich hatte eigentlich vorgehabt, dir dieses Geld als eiserne Reserve mitzugeben. Womit wirst du dich nun über Wasser halten?«
    »Oh Tao, und ich habe dir vorgeworfen …« Catalina fiel ihm um den Hals. »Du bist der Beste, Tao, der Allerbeste! Das alles hier, das werde ich dir niemals vergessen!«
    Tao Te Chen nickte und drückte sie. Es war das erste Mal, dass er sie so in den Armen hielt. Und es fiel ihm schwer, sie wieder loszulassen.

    Eine Stunde später erfuhren sie, dass Antonio den Männern die Huren zuteilte. Tao Te Chen drückte ihm einen Maradevis in die Hand und bat ihn, dass er sich dafür selbst eine Frau aussuchen dürfe und gleich heute an die Reihe käme. Antonio grinste. »Na, dich juckt es aber gewaltig, was?«
    Tao Te Chen ließ ihn in dem Glauben. Als die Frauen an Bord waren, sah er sie sich lange an, ehe er sich für eine schon ältere Frau mit gutmütigen Augen entschied, die sich mit leiser Stimme als Conxita vorstellte. Kaum sahen die anderen Männer, dass er statt in Richtung des Mannschaftsraums zur Kombüse ging, begannen sie zu johlen. »Lass sie nicht anbrennen, Schlitzauge!

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