Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
johlten ihnen die Männer entgegen. »He, ihr zwei Süßen, wollt ihr nicht noch ein bisschen länger bei uns bleiben? Es gibt da so einiges, was wir noch nicht mit euch angestellt haben!«
Conxita kraulte einen der Männer keck am Bart, woraufhin er ihr ins Kleid griff. Auch nach Catalina streckten sich Hände aus, eine tatschte ihr gar an die Brust. Erschrocken flüchtete Catalina zu Conxita. Der Matrose kam ihr lachend nach.
»He, was bist denn du für eine? So jungfräulich schüchtern – und das bei dem Gewerbe!« Er lachte und klatschte Catalina auf den Hintern. Diesmal unterdrückte sie den Aufschrei. Conxita drängte sich mit schwenkenden Hüften an den zudringlichen Matrosen heran.
»Jetzt lass die Kleine schon in Ruhe! Kannst dir doch denken, dass sie müde ist, so hart, wie ihr uns rangenommen habt. Wenn du willst, kannst du sie dir ja morgen vornehmen, und dann wirst du schon sehen, wie wenig jungfräulich sie ist.«
»Und ob ich die mir vornehmen werde!«, freute sich der Matrose und wollte erneut nach Catalina greifen, doch Conxita hielt seine Hand fest und drückte sie auf ihren Busen.
»Aber vielleicht gefällt dir ja auch jemand mit etwas mehr Erfahrung?«, säuselte sie und sah dem Matrosen tief in die Augen. Er langte in ihren Ausschnitt. Conxita klopfte ihm auf die Finger.
»Treib es nicht zu weit, Seemann, sonst platzt dir noch die Hose. Wir sehen uns heute Abend.«
Bis sie endlich den Landungssteg erreichten, musste Catalina noch so manch lüsterne Männerhand auf ihrem Körper ertragen. Auf dem Kai sah sich Catalina um. Rechts neben einer der Laternen, die das Deck des Schiffs erhellten, entdeckte sie Tao Te Chen. Catalina winkte ihm zu und spürte zum ersten Mal in ihrem Leben einen tiefen, heißen Trennungsschmerz in ihrem Herzen.
15
D ie nächtliche Stille des Hafens war Catalina unheimlich. In ihren hochhackigen Schuhen fiel es ihr nicht leicht, den Prostituierten zu folgen. Sie kamen an der aduana, dem Zollhaus, vorbei, unter dessen Arkaden ein müder Zöllner auf- und ablief. Als er ihr Grüppchen sah, winkte er sie durch. Er kannte sie und wusste, dass sie um diese frühe Stunde nicht der Schmuggel, sondern ihr Gewerbe in den Hafen trieb, das auch er bisweilen in Anspruch nahm. Da sie ihn für ihre Dienste nicht bezahlen ließen, gab es für ihn keinen Grund, die Damen zu kontrollieren.
Nicht weit vom Zollhaus tauchten die ersten Wohnhäuser auf.
Catalina war erstaunt, wie sehr die schlichten, einstöckigen Häuser denen in Andalusien glichen.
»Wo musst du eigentlich hin?«, fragte Conxita.
Catalina hob die Achseln.
»Aber du musst doch eine Adresse haben!«
Catalina sah sie nur an.
»Aber Kind, du meine Güte, du musst doch wissen, wo du hin willst.«
Catalina schluckte. »Nun … nein, also, ich meine, wenn Ihr mir sagen könntet, wo ich um diese Uhrzeit einen Platz finde, an dem ich noch ein bisschen schlafen kann … Und bei Tag sehe ich mich dann nach einer Arbeit um …«
Ihre Antwort verblüffte Conxita so, dass sie stehen blieb. »Einen Schlafplatz? Und Arbeit? Ja, willst du denn nicht erst einmal deine Leute hier aufsuchen?«
»Leute?« Catalina strich sich eine Haarsträhne der Perücke aus dem Gesicht. »Aber ich habe hier niemand. Ich will weiter nach Peru. Ein Freund von mir ist auch auf dem Weg dorthin.«
»Ach, dein Freund ist auch auf dem Weg dorthin, na, in dem Fall ist ja alles bestens!« Conxita schüttelte fassungslos den Kopf.
Auch die anderen Frauen waren inzwischen stehen geblieben und sahen Catalina ungläubig an. Conxita hatte ihnen zwar erzählt, dass sie eine junge Frau von Bord schmuggeln sollte, aber erst jetzt wurden sie neugierig.
»Aber du kannst doch nicht allein nach Peru gehen!«, rief eine Blonde, und die hübsche Brünette gleich neben ihr: »Ja, weißt du denn nicht, wie weit das ist? Und dass du dafür durch den Dschungel musst? Alle Arten wilder Tiere gibt es da, und dann die Wegelagerer und die Indios. Niemals kannst du da allein durchkommen, niemals!«
Catalina wurde es mulmig. Auf dem Schiff war ihr alles so einfach erschienen, aber wenn sie die Frauen jetzt so reden hörte … Catalina tastete über ihre rechte Hüfte. Der kleine Beutel war noch da. Dreißig Maradevis waren darin, Geld, das sich Tao Te Chen von Antonio geliehen hatte und alles war, worauf sie in den nächsten Tagen oder sogar Wochen zählen konnte.
»Kindchen!«, stöhnte Conxita und sagte ihr geradeheraus, dass sie sie nie mit von Bord genommen
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