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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Hauptmann der anderen Kompanie. »Auf dass die Hunde endlich kapieren, dass es sich für sie nicht auszahlt, sich gegen unseren Herrn und König zu erheben! Es lebe König Philipp!«
    »Es lebe König Philipp!«, echoten die Soldaten, und dann rief auch der Hauptmann der anderen Truppe noch einmal: »Es lebe König Philipp!« Verwundert drehte sich Catalina um. Die Stimme kam ihr bekannt vor … Forschend blickte sie in das Gesicht des höchstens dreißigjährigen Mannes und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Der kleine Schnurbart verwirrte sie, und auch die Lachfältchen um seine Augen waren dort sicher noch nicht gewesen, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, doch die Augen waren ihr vertraut, die Klugheit und Entschlossenheit darin, aber auch die Milde, die sich dahinter verbarg, und seine Nase und die breiten Wangenknochen waren das Abbild von denen ihres Vaters … Bevor er weiterredete, strich er sich auf genau die gleiche Art durch die störrischen schwarzen Locken, wie es auch ihre anderen Brüder taten. Da war sich Catalina sicher, ihren Bruder Miguel wiedergefunden zu haben. Fünf Jahre hatte sie ihn nicht gesehen. Am liebsten wäre Catalina ihm um den Hals gefallen, wie sie es auch früher immer getan hatte, wenn sie für ein paar Tage aus dem Kloster nach Hause gekommen war. Da hatte er ihr immer schon vom Treppenabsatz aus entgegengeschmettert: »Cati, mein Herz!«, sie in die Arme geschlossen und herumgewirbelt, bis ihr so schwindlig war, dass sie um Gnade flehen musste.
    Er bemerkte ihren Blick und sah zu ihr. Ein Fragen trat in seine Augen, ein Fragen, das Catalina mit Hoffnung und Angst erfüllte. Aber er erkannte sie nicht, sah in ihr nichts als einen mit Schlamm und Blut bespritzten Jungsoldaten und wandte sich gleich wieder seinem Amtskollegen zu, um ihm und seiner Kompanie für ihr mutiges Eingreifen zu danken. Catalina wusste, dass sie froh sein musste, von ihrem Bruder nicht erkannt worden zu sein. Trotzdem war ihr in all dem Jubel plötzlich zum Weinen zumute.

    Am nächsten Tag war Catalina schon kurz nach Sonnenaufgang auf der Pferdeweide. Sie hatte kaum schlafen können. Gedankenverloren striegelte sie mal dieses, mal jenes Tier, als ihr plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte und »Buh!« ins Ohr rief. Erschrocken fuhr Catalina herum. Stefano lachte sich halbtot.
    »Willst du, dass mir das Herz stehen bleibt?« Catalina sah ihn ärgerlich an.
    Stefano lachte weiter. »Um dein Herz mache ich mir keine Sorgen – so traumverloren, wie du da eben die Gäule gestriegelt hast. Nun sag schon: Wer ist die Schöne, wegen der du Löcher in die Luft guckst? Und wo hast du sie so schnell aufgetrieben? Schließlich sind wir noch keine vierundzwanzig Stunden hier, und ich habe bisher noch keinen einzigen Weiberrock zu Gesicht bekommen.«
    Catalina machte eine wegwerfende Handbewegung und fragte ihn, was er von ihr wolle.
    »Na was wohl?« Stefano hob die Augenbrauen. »Wir wollten doch gleich in der Frühe unser Zelt aufbauen. Juan und Mariano warten schon. Ich weiß ja nicht, wie es für dich ist, aber nach all den Wochen, die wir nun im Freien kampieren, sehne ich mich nach einem Dach über dem Kopf – auch wenn es nur ein Zeltdach ist.«
    Catalina legte den Striegel an seinen Platz und stapfte mit Stefano zurück zu ihrem Schlafplatz. Juan und Mariano nickten ihr zu. Catalina hatte die beiden andalusischen Brüder auf dem Weg hierher recht gut kennen und schätzen gelernt. Sie redeten nicht viel und waren immer da, wenn man Hilfe brauchte.
    »Dann wollen wir mal«, rief Stefano und wies Catalina an, ihm beim Ausbreiten der Plane zu helfen, während Juan und Mariano die Zeltstöcke in den Boden rammten.
    »Und jetzt ziehen wir die Plane darüber, aber vorsichtig, damit sie nicht reißt«, gab Stefano weiter den Ton an. Als sie die Plane gerade lose über die Stöcke gezogen hatten, zischten auf einmal von allen Seiten brennende Pfeile um sie. Die Zeltplane fing Feuer und auch ein Nachbarzelt ging in Flammen auf. Noch bevor sie begriffen, was geschah, hatte einer der Pfeile Mariano in die Brust getroffen. Er verdrehte die Augen und fiel um wie ein gefällter Baum. Fassungslos sah sein Bruder auf ihn herab, und auch Catalina war wie gelähmt.
    »Los, mitkommen, wir verschanzen uns hinter den Wagen da drüben!«, rief Stefano ihnen zu. Juan rannte los, während Catalina weiter auf den toten Kameraden starrte.
    »Nun komm schon!«, herrschte Stefano sie an, und als sie sich noch immer

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