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Die Normannen

Die Normannen

Titel: Die Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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konnte sein Amt wieder ausüben.
    Während Heinrich IV. in Deutschland mit dem Kampf gegen den von der Fürstenopposition gewählten Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden beschäftigt war, den er erst im Oktober 1080 erfolgreich beenden konnte, erneuerte Gregor VII. 1078 die Exkommunikation der italienischen Anhänger Heinrichs IV. und aller Normannen, die das Land des heiligen Petrus bedrohten. Zwei Jahre später, im März 1080, exkommunizierte der Papst den König erneut, der jedoch diesmal den größten Teil des deutschen und lombardischen Episkopats hinter sich hatte. Eine am Pfingsttag (31. Mai) in Mainz abgehaltene Synode erklärte die Absetzung Gregors VII.; einige Wochen später, am 25. Juni, wählten die deutschen und italienischen Bischöfe in Brixen Erzbischof Wibert von Ravenna zum neuen Papst.
    Für Gregor VII. waren in dieser bedrohlichen Lage die Normannen seine einzige Hoffnung. Robert Guiscard hatte seine Stellung durch die Aussöhnung mit Richard von Capua (1076) und die Eroberung Salernos (1077) gestärkt und begonnen, Benevent zu belagern, das Kaiser Heinrich III. 1052 Papst Leo IX. überlassen hatte und das seitdem von den Päpsten beansprucht wurde. Nach fünf Monaten war der Herzog jedoch gezwungen, die Belagerung abzubrechen, denn nach dem Tod Richards vonCapua (am 5. April 1078) verbündete sich dessen Nachfolger Jordan I. (gest. 1090) mit dem Papst und fiel ihm in den Rücken. Nun begab sich Robert Guiscard nach Kalabrien und Apulien, wo er fast ein Jahr damit beschäftigt war, Aufstände niederzuschlagen.
    Als seine Auseinandersetzung mit Heinrich IV. erneut eskalierte, hob Gregor VII. die Exkommunikation Robert Guiscards auf. Am 29. Juni 1080 leistete der Herzog dem Papst in Ceprano, an der Grenze zwischen dem päpstlichen und dem normannischen Herrschaftsgebiet, den Vasalleneid. Da Heinrich IV. nach der Synode von Brixen nach Deutschland zurückgekehrt war, um den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden zu bekämpfen, schien von ihm keine unmittelbare Gefahr mehr auszugehen. Gregor unterstützte daher die Absicht Robert Guiscards, «über das Meer zu fahren» und dem 1078 durch einen Militärputsch abgesetzten byzantinischen Kaiser Michael VII. wieder zu seiner Krone zu verhelfen. Dass der 1080 in Apulien aufgetauchte Michael VII., der Herzog und Papst um Hilfe bat, ein Hochstapler war – in Wirklichkeit hatte sich der abgesetzte Kaiser als Mönch in ein Kloster in Konstantinopel zurückgezogen –, störte anscheinend niemanden. Das Byzantinische Reich schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
    Robert Guiscard sah die Gelegenheit gekommen, die Adria zu überqueren und auf dem Balkan und im nördlichen Griechenland neue Eroberungen zu machen. Ob der Normanne bis nach Konstantinopel ziehen und die byzantinische Kaiserkrone erlangen wollte, wie die byzantinische Chronistin Anna Komnena um 1140 schreibt, ist zweifelhaft. Dazu war sein Heer nicht groß genug, zumal Konstantinopel von starken Mauern geschützt war und die Normannen sich mit der Eroberung großer Städte schwer taten. Robert Guiscard wollte wahrscheinlich nur auf der Apulien gegenüberliegenden Seite der Adria Gebiete erobern, um damit seinen ältesten Sohn Bohemund auszustatten; dieser war nämlich nach Roberts Heirat mit Sikelgaita zugunsten seines Halbbruders Roger Borsa von der Nachfolge im Herzogsamt ausgeschlossen worden.
    Das erste Ziel des normannischen Angriffs war die an der Adria gelegene Stadt Dyrrhachion, das heutige albanische Durrës, der Ausgangspunkt der römischen Via Egnatia, die über Thessaloniki (Saloniki) nach Konstantinopel führte. Robert Guiscard, der ein Heer von 1300 Rittern (so Gottfried Malaterra) zusammengestellt hatte, schickte im Frühjahr 1081 Bohemund mit 300 Rittern voraus, bevor er selbst im Mai mit den restlichen Truppen aufbrach. Als Ausgangspunkt für die Überfahrt über die Adria wählten die Normannen die südapulische Hafenstadt Otranto. Von hier konnte man mit Segelschiffen in zehn Stunden das 72 km entfernte Valona (albanisch Vlorë) erreichen. Die Normannen eroberten zunächst die für die Kontrolle der südlichen Adria wichtige Insel Korfu. Dann zogen sie nach Dyrrhachion und begannen die Stadt zu belagern.
    Während die Normannen die Adria überquerten, kam es in Byzanz zu einem neuen Staatsstreich, der den jungen General Alexios I. Komnenos (1081–1118) auf den Thron brachte. Dieser war entschlossen, die normannischen Invasoren zu vertreiben, und traf mit

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