Die Normannen
Venedig ein Abkommen, das Byzanz die Unterstützung der venezianischen Flotte sicherte. Mit den bis nach Westanatolien vorgedrungenen Seldschuken schloss der Kaiser zudem eine Vereinbarung, infolge derer er sein Heer mit türkischen Bogenschützen verstärken konnte. Das alles nutzte jedoch wenig, denn das byzantinische Heer, mit dem Alexios I. den Normannen am 18. Oktober 1081 bei Dyrrhachion entgegentrat, erlitt eine schwere Niederlage. Nach der Einnahme der Stadt im Februar 1082 war Albanien in normannischer Hand. Der Weg in das griechische Thessalien stand offen.
In der Zwischenzeit hatte der byzantinische Kaiser allerdings mit Erfolg Geld eingesetzt, um in Apulien unter den stets unruhigen normannischen Grafen Aufstände zu schüren. Im April/Mai 1082 sah Robert Guiscard sich daher gezwungen, das Kommando über das Heer seinem Sohn Bohemund zu überlassen und nach Apulien zurückzukehren. Die Niederschlagung seiner aufständischen Landsleute dort sollte den Herzog mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen. In der Zwischenzeit gingen fast alle albanisch-griechischen Eroberungen wieder verloren,wobei auch hier byzantinische Bestechungsgelder zur Auflösung des normannischen Heeres beitrugen. Nachdem die Venezianer, deren Flotte die Adria kontrollierte, Dyrrhachion erobert hatten, musste Bohemund Ende 1083 erfolglos nach Apulien zurückkehren.
Indessen wurde der von Heinrich IV. auf Papst Gregor VII. ausgeübte Druck stärker. Nach zwei vergeblichen Anläufen in den Jahren 1081 und 1082 eroberte der deutsche König Anfang Juni 1083 die um die Peterskirche gelegene sogenannte Leostadt (nach Papst Leo IV., gest. 855, benannt), die in etwa dem heutigen Vatikan entspricht. Nur die Engelsburg und die römische Altstadt blieben in der Hand Gregors VII. Heinrich IV. rückte bald wieder nach Norden ab, so dass die Ruhe in Rom wiederhergestellt schien; gegen Ende des Jahres besetzten deutsche Ritter indes erneut die Leostadt. Vergeblich versuchten die Römer, die die Leidtragenden der Kampfhandlungen waren, den Papst zu einer Einigung mit dem König zu bewegen. Schließlich öffneten sie im Frühjahr 1084 Heinrich IV. die Stadttore, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Jetzt wurde Wibert von Ravenna, der den Namen Clemens III. annahm, in aller Form zum Papst gewählt und krönte den deutschen König zum römischen Kaiser.
Verzweifelt rief der in der Engelsburg eingeschlossene Gregor VII. nun die Normannen zu Hilfe. Als Robert Guiscard und seine Truppen Ende Mai 1084 Rom erreichten, war der Kaiser bereits wieder abgezogen. Die Normannen konnten ohne große Mühe den Widerstand der Römer brechen und Gregor aus der Engelsburg befreien. Die Schuld für die dabei angerichteten Verwüstungen wurde Gregor VII. zugeschrieben, der gezwungen war, unter dem Schutz der Normannen Rom zu verlassen. Nach einem Aufenthalt in Benevent begab er sich schließlich nach Salerno, wo er im Mai 1085 starb.
Der Normannenherzog gab unterdessen seine auf den Balkan gerichteten Pläne trotz der schweren Rückschläge, die Bohemund erlitten hatte, nicht auf. Ungeachtet der vorgerückten Jahreszeit – normalerweise ruhte die Seefahrt im Herbst und Winter wegen des ungünstigen Wetters – überquerte Robert Guiscard im Oktober 1084 die Adria, wurde dann aber mit seinenSchiffen bei Butrinto, an der Meerenge von Korfu nahe der heutigen albanisch-griechischen Grenze, zwei Wochen lang durch Stürme festgehalten. Er konnte zwar die Insel Korfu zurückerobern, doch im Winterlager bei Vonitsa (Bundicia) brach eine auch durch Hunger und Kälte hervorgerufene Epidemie aus, der etwa 500 Ritter zum Opfer fielen. Bohemund kehrte krank nach Salerno zurück, während sein Vater trotz der großen Verluste nicht an einen Rückzug dachte. Im Frühjahr 1085 schickte Robert Guiscard eine Vorhut seiner Flotte unter seinem zur Nachfolge im Herzogsamt bestimmten Sohn Roger Borsa zur Insel Kefalonia (südlich von Korfu), vielleicht mit der Absicht, anschließend den Peloponnes zu erobern. Als der Herzog selbst in Kefalonia ankam, erkrankte er schwer und starb wenige Tage später, am 17. Juli 1085. Durch den Tod ihres charismatischen Führers demoralisiert, kehrten die Normannen nach Apulien zurück.
Eine Bilanz der Unternehmungen Robert Guiscards fällt zwiespältig aus. Am Beginn stehen große Erfolge wie sein fast sagenhafter Aufstieg vom mittellosen normannischen Emigranten zum Grafen von Apulien und schließlich zum Herzog von ganz Süditalien, auf
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