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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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frühstücken. Wir sollten mehr über dieses Mädchen herausfinden.« Er stampfte davon. Vor dem Essen war seine Laune nie besonders gut.
    Seit nunmehr fast sechzehn Jahren war er Herr über Saint-Ybars. Begriff er nicht, welch hypnotische Kraft der Name der Madonna in dieser Gegend besaß? Ich glaube, er hat nie verstanden, dass wir hier nicht in Burgund sind. Er ist eben ein Franke. Wie soll der Norden den Süden jemals verstehen?

MADELEINE
    Ich war auf dem Markt gewesen, um Gemüse zu kaufen. Auf dem Heimweg hielt ich am Anfang unserer Gasse erstaunt inne, denn vor unserem Haus standen zwei Knechte. Ich wusste natürlich, wer ihr Gebieter war. Sie grinsten mich aufdringlich an, als würde Monsieur Maurands Gold auch ihnen ein wenig Autorität verleihen.
    »Was starrt ihr denn so?«, fuhr ich sie an. »Kümmert Euch gefälligst um eure eigenen Angelegenheiten.« Als dies keine Wirkung zeigte, machte ich einige unhöfliche Bemerkungen über ihre Pickel und ihre Männlichkeit, die das dümmliche Grinsen in ihren Gesichtern schnell zum Verschwinden brachten.
    Ich holte einmal tief Luft, bevor ich unser Haus betrat. Ich wusste, dass Aimery Maurand dort drinnen auf mich wartete, und hatte auch einen Verdacht, warum er zu Besuch gekommen war.
    Seitdem er zum ersten Mal sein Interesse an mir bekundet hatte, hatte ich stets genau hingehört, was die Leute über ihn sagten. Ich hatte erfahren, dass sein Vater aus Saint-Ybars stammte und in Foix gelebt hatte, bevor er nach Carcassonne übergesiedelt war. Dort hatte er eine Olivenpresse gekauft, war nach einigen Jahren durch den Handel mit Olivenöl reich geworden und schließlich nach Paris gezogen.
    Maurand selbst war nach Carcassonne zurückgekehrt und viele Jahre lang Konsul gewesen, ein wohlhabender Bürger mit Ambitionen auf den Adelsstand, der von den Einnahmen zahlreicher Verpachtungen lebte und mit Land spekulierte. Seine verstorbene Frau hatte ihm zwei Söhne geschenkt, die ihm die Geschäfte führten. Es hieß, er habe den Dominikanern in Form von Stiftungen hunderte Livres tournois zukommen lassen. Und nun beehrte er die Stadt, in der sein Vater als bescheidener Kesselflicker angefangen hatte, mit seiner Anwesenheit, stolzierte in Samt und Hermelinpelzen umher und trug dicke Edelsteine an den Fingern.
    Maurand besaß ein prachtvolles Steinhaus in unmittelbarer Nähe der Burg. Es hatte einen mit Schiefer gedeckten Turm und sogar richtige Fenster. Man sagte, dass er sich ein Dutzend Diener hielt und dass es dort Kammern mit gewölbten Decken, luxuriöse Gästegemächer und im Schlafzimmer des Hausherrn sogar eine Geheimkommode gab.
    Meine Mutter hatte angedeutet, dass all dies mir gehören könnte. Falls ich es wollte.
     
    *
     
    Sie saßen rings um das Feuer. Meine Eltern waren offenkundig erleichtert, mich zu sehen, und schienen sich in Gegenwart eines dermaßen reichen und wichtigen Mannes unbehaglich zu fühlen. Maurand hingegen wirkte vollkommen unbefangen. Er hatte die Stiefel ausgezogen, und seine Füße ruhten auf einem Schemel. Ihr Gestank erfüllte das ganze Haus. Er trank den Wein meines Vaters aus unserem besten Silberkelch.
    Ihr müsst nicht denken, dass Aimery Maurand kein gut aussehender Mann war. Im Gegenteil: Er verfügte über ein sehr ansprechendes Äußeres, mit einem kantigen Kinn und tief liegenden braunen Augen. Ein paar graue Strähnen durchzogen sein Haar, da er bereits ein alter Mann war – beinahe vierzig. Aber er trug elegante Kleidung und machte darin eine ausgezeichnete Figur. Wie dem auch sei – es zeigte sich, dass selbst die attraktivsten Männer stinkende Füße haben konnten.
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf seine Handschuhe, die auf dem Tisch lagen. Noch niemals zuvor hatte ich Samthandschuhe mit solch feinem Spitzenbesatz gesehen.
    Als ich hereinkam, wurde das Gespräch sofort unterbrochen. Mir war natürlich klar, dass sie über mich geredet hatten. Mein Vater stand auf.
    »Monsieur Aimery Maurand ist zu uns zu Besuch gekommen«, sagte er, doch sein Tonfall sowie seine Augen schienen mich zu warnen.
    Maurand erhob sich nicht und musterte mich, als sei ich ein Mastschwein, das er für sein Landgut zu kaufen beabsichtigte. Seine offenkundige Geringschätzung war gewiss eine Taktik.
    Wie gesagt, es war nicht seine Erscheinung, die mir missfiel, sondern seine Persönlichkeit. Schon allein die überhebliche Art, mit der er dasaß, stieß mich ab. Offenbar glaubte er, die ganze Welt kaufen zu können, wenn ihm gerade danach

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