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Die Oder Ich

Titel: Die Oder Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Eggers
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wahre Charakter!! Kämpf, Horst, kämpf, denn es lohnt sich weiterzuleben!! Tu diesen tausendmal verfluchten Arschlöchern nicht den Gefallen und gib auf!! Das wollen die doch bloß!! Schlag sie tot!! Hau sie zusammen!! Vernichte sie!! Denn sie wollen das Gleiche mit Dir machen!! Denn der Tod liegt auf der Lauer wie ein hungriger Tiger und sein Angriff erfolgt blitzschnell und tödlich!!
     
    Während er schreibt, schurrt es über ihm, laut und deutlich ist es zu hören, auch ein Murmeln glaubt er zu vernehmen, obwohl er in der Küche sitzt. Kurbjuweit legt seine Red Nine vor sich auf den Tisch und lacht, so laut er kann.
    »Ihr werdet mich nicht kriegen!«, ruft er gegen die Küchendecke. »Wenn ihr mich fertigmachen wollt, mache ich euch fertig. Ihr könnt mir gar nichts!«
    Er zieht einen dicken Strich unter den Satz: Tu diesen tausendmal verfluchten Arschlöchern nicht den Gefallen und gib auf!! Und setzt noch ein Ausrufungszeichen dazu.

19. Kapitel
     
    In dem Schlüter vom Alten Testament erzählt
und Kevin Thielpape eine komische Mitteilung macht
     
    »Kevin kann doch mit reinkomm, näch? Komm, Kevin, tu dich da ma hinsetzn.«
    Und schon hatte Melitta Thielpape, nach einem laschen Händedruck, auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen, und zwar reichlich. Als sie sich vorbeugte, um ihre rot lackierte Handtasche abzulegen, stürzte Schlüters Blick in ein tiefes Dekolleté auf ein mächtiges Gewölbe. Da half auch die breite Tischplatte nichts.
    Er gab dem Jungen die Hand: »Moin, Kevin.« Kevin sah älter aus, als man nach seiner Größe annahm, ein schmaler blasser Kerl, der nur die kalten Fingerspitzen zur Verfügung stellte. Er setzte sich still neben seine Mutter.
    »Worum geht’s?«, fragte Schlüter, jetzt sicher hinter seinem Schreibtisch. Melitta Thielpape war an diesem Montag, den 22. März, ohne Termin gekommen; ob der Herr Rechtsanwalt einen Augenblick Zeit habe? Schlüter hatte zugesagt in der Hoffnung, dadurch den montäglichen Mandantenanrufen zu entgehen.
    »Wissen Sie was?«, begann die neue Mandantin und holte Luft.
    Nein, er wusste nichts. Aber er würde es erfahren.
    Scheiden lassen wolle sie sich, klärte Melitta Thielpape auf, es reiche ihr, sie habe sich das lange genug überlegt, und vorgestern habe sie sich mit ihrer besten Freundin unterhalten, die habe sich auch schon von Schlüter scheiden lassen. »Äh, ich meine, dass Sie …«, da könne sie hingehen, habe die Freundin gesagt, und nun sei sie hier, denn mit ihrem sogenannten Ehemann wolle sie nicht verheiratet bleiben, mit diesem Versager, nicht eine Minute länger als unbedingt nötig, dieser Gatte ginge ihr so was von auf den Senkel, der könne ihr mal kreuzweise und sonstwo.
    Der Sohn des Versagers hielt die Hände unter die Oberschenkel geklemmt und ließ die Beine schaukeln. Er sah Schlüter aus seinem bleichen Gesicht unbewegt und ernst an. Unter den gegebenen Umständen gab es wahrscheinlich nichts zu lachen, und er hatte gelernt, die Gefühle in einer Kiste zu verschließen. Den Schlüssel hatte er vermutlich schon fortgeworfen.
    »Wissen Sie was? Der ist nämlich das letzte Arschloch.«
    Wie sollte man auf solche Situationen reagieren? Schlüter war allergisch gegen Beschimpfungen geworden, und einer der Vorsätze hieß, sich an nichts zu beteiligen, das ihm gegen den Strich ging. Man musste zeigen, auf welcher Seite man stand, auch in den kleinen Dingen, mit denen alles anfing, denn wenn die Großen erst drankamen, war es zu spät. Die diplomatische Methode würde nicht fruchten. Schlüter mied den Blick auf den Sohn des Arschlochs, fixierte die neue Mandantin und hob beide Arme, um sie an weiterem Reden zu hindern.
    »Ehefrauen von Arschlöchern kenne ich nicht, Frau Thielpape, und auch nicht Söhne von Versagern. Aber Ehestreit, den kenne ich. Also Streit unter Eheleuten. Meinen Sie nicht, dass wir das Weitere unter vier Augen besprechen sollten?«
    Die Frau schüttelte überzeugt den Kopf. »Wissen Sie was?«, sagte sie, »Kevin weiß doch über alles Bescheid. Der kennt sein Vaddä doch besser als ich, oder nich, Kevin?«
    Kevin schwieg diplomatisch. Er lebte zwischen den Fronten, im verminten Gelände, in Pulverdampf und Kugelhagel, er war in Deckung gegangen und hatte die Maske aufgesetzt, für alle Fälle.
    »Natürlich ist mein sogenannter Gatte ein Arschloch, wissen Sie was, was denken Sie denn? Das muss ich doch wissen, oder? Und wieso nehmen Sie den Doofkopp eigentlich in Schutz? Sie kennen

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