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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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noch verblüffter, als Änea ihn mit einer Hand packte und ihn auf ihre Schultern setzte. Es war angenehm, aber doch sehr seltsam, fand er. Entweder war sie sehr groß und kräftig geworden, oder aber er war sehr klein geworden.
    Sein Spiegelbild an der polierten Marmorwand gab ihm die Antwort. Der mächtige Captain Roadstrum war in einen winzigen Affen verwandelt worden. Wütend sprang er von Äneas Schultern auf den Boden. Das gefiel ihm gar nicht.
    „Viele Männer sind schon zu Schoßäffchen schöner Frauen geworden”, keifte er mit schriller Affenstimme. „Aber ich lasse mir das nicht bieten. Schon gar nicht, wenn man mich wortwörtlich zum Affen macht. Sag mal, war ich schon die ganze Zeit ein kleiner Affe?
    Dann ist es kein Wunder, daß alles lachte, als ich behauptete, ich sei der einzige, der noch ein Mensch geblieben ist.”
    Es war also geschehen. Es war ihnen allen geschehen. Wie kann man sich daran gewöhnen, plötzlich ein Tier zu sein? Roadstrum weigerte sich störrisch, sein Dasein als Affe zu akzeptieren. Er sträubte sich mit aller Kraft, um nicht dem Charme Äneas zu erliegen. Doch für die anderen wurde sie zum Mittelpunkt ihres Seins. Sie hatte sie fest in ihrem Bann.
    Sie waren ihre Tiere. Sie schürte die Eifersucht unter ihnen, indem sie mal dieses, mal jenes von ihnen streichelte und liebkoste, und machte sich dadurch alle hörig.
    Wenn sie mit ihnen spielte, befürchtete man oft, daß sie dabei doch verletzt, erdrückt oder zerfleischt werden müßte. Änea wirkte nicht sehr kräftig und widerstandsfähig. Vielleicht war es ihr nicht unangenehm, ein Kamel von einer halben Tonne Gewicht auf dem Schoß zu haben, aber wenn sie mit Ursley, dem Bären, herumtollte oder gar raufte, sah es wirklich zum Fürchten aus. Und wenn sie mit Eseldon, dem Esel, spielte, so trug sie ihn bestimmt genauso häufig auf ihrem Rücken wie er sie, und Eseldon war ein ziemlich großer Esel. Aber trotzdem schien es beiden Spaß zu machen. Der Waschbär und der Jaguar bissen oft recht hart zu, und die drei wilden Hirschböcke trampelten über sie hinweg. Der Hirschbock Trochanter hatte gelernt, sich mit allen vier Hufen auf ihre Schulter zu stellen, und er war fast so groß wie ein Pferd.
    „Es ist alles nur reine Subjektivität, mein Äffchen Roadstrum”, erklärte sie ihm. „Aber natürlich werde ich bei diesen wilden Spielen verletzt und blute, natürlich werde ich zerdrückt und zerbrochen.
    Und das ist auch meine Absicht. Ich habe eine perverse Leidenschaft für solche Dinge, das ist das Tier in mir; obwohl ich weiß, daß dies alles allein in meinem Bewußtsein geschieht. Es sind meine privaten Phantasien, genau wie du, schönster aller Affen. Und ihr liebt mich alle, das weiß ich. Wenn es nicht so wäre, würde ich mir andere Phantasien schaffen.”
    Sie liebten sie alle. Bis auf Margaret, die Straßenkatze. Und Margaret war ein Widerspruch zu Äneas Thesen. Es war axiomatisch, daß alle ihre Tiere sie lieben mußten, sagte Änea, und deshalb mußte auch die Straßenkatze sie lieben, aber Margaret hatte besonders grausame Methoden, ihr ihre Liebe zu beweisen.
    Roadstrum überlegte immer noch, wie er sich und die anderen befreien könnte. Er konferierte mit Margaret, der Straßenkatze, mit Deep John, dem Jaguar, mit Puckett, dem Waschbären, und mit Bramble, dem Fuchs.
    Irgendetwas bohrte in Roadstrums kleinem Affenkopf. Als er noch ein Mensch gewesen war, hatte er immer gewußt, wann die Zeit zum Handeln gekommen war, vor allem, wann der letzte Augenblick gekommen war, an dem er überhaupt noch handeln konnte. Er wußte auch jetzt, daß dieser Augenblick unmittelbar bevorstand.
    Auch Puckett, der Waschbär, widersetzte sich seinem jetzigen Zustand, aber mit viel zuviel Unterwürfigkeit.
    „Wir sollten der Dame sagen, daß wir nicht für immer Tiere bleiben wollen”, sagte er. „Wir müssen dieses Ersuchen förmlich und höflich an sie herantragen. Wir müssen der Dame klarmachen, daß uns unser derzeitiger Zustand ganz und gar nicht gefällt.”
    Und dann zuckte ein greller Blitz durch Roadstrums Gehirn, und er erkannte die Wahrheit der Situation. Viele Gaben und Fähigkeiten gingen Roadstrum ab, und manchmal fragten sich die Leute, wieso er eigentlich der Anführer seiner Männer geworden war. Er war ihr Anführer geworden, weil er ein Mann war, durch dessen Gehirn manchmal ein greller Blitz zuckte.
    „Ich hab’s! Ich hab’s!” schrie er. Keifte er es wie ein Affe? Nein, er schrie es wie ein

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