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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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unabhängig wäre. Im Ersten Weltkrieg war es in den deutschen Städten zu |155| Hungerprotesten gekommen. Nicht zuletzt aus diesem Grund war die Bevölkerung kriegsmüde geworden. So etwas sollte nach Hitlers Willen nicht noch einmal passieren.
    »Wenn auch unsere Waffe auf diesem Gebiet nur der Kochlöffel ist, so soll seine Durchschlagskraft nicht geringer sein als die anderer Waffen«, mahnte Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink 1937 ihre Geschlechtsgenossinnen. Sie gehörte zu den hochrangigen NS-Funktionären, die die Bielefelder Nahrungsmittelfabrik in den dreißiger Jahren besichtigten.
    Die Firma Oetker half schon vor dem Krieg dabei mit, die deutschen Hausfrauen zur sparsamen Verwendung von Lebensmitteln zu erziehen. 1936 ließ sie 700000 Exemplare eines Rezepthefts mit dem Titel »Fett sparen und doch lecker backen« drucken. Ein Jahr später folgte in einer Auflage von drei Millionen Stück der Titel »Backen macht Freude auch mit wenig Fett und Eiern«. Und unmittelbar nach Kriegsbeginn beauftragte Richard Kaselowsky seine Versuchsküche, die Rezepte so umzuarbeiten, dass die Hausfrauen mit weniger Zutaten auskamen. Das Ergebnis wurde unter dem Titel »Zeitgemäße Rezepte« fast zehn Millionen Mal gedruckt.
    In den Jahren 1936 und 1937 veranstalteten Oetker-Mitarbeiter jeweils 25000 Backkurse im Deutschen Reich. In den Großstädten kamen in der Regel 500 Frauen zu einem solchen Kurs, in Kleinstädten rund 300. Werbechef Sackewitz versprach sich viel von solchen Veranstaltungen: »Die Werbung durch diese Art der Belehrung der Hausfrauen ist außerordentlich eindringlich. Es ist nicht anzunehmen, dass eine Frau, die einen solchen Kursus mitgemacht hat, noch jemals nach anderen Rezepten oder mit einem anderen Backpulver backen wird.«
    Die NS-Frauenschaft und die Funktionärinnen im so genannten Reichsnährstand unterstützten die Firma Oetker bei ihren Siedlungsprojekten, die Kurse im Kochen und Backen stießen dagegen bisweilen auf Argwohn. So wies die Reichsabteilungsleiterin Volkswirtschaft-Hauswirtschaft eigens in einem Rundschreiben die Gaue an, »dafür Sorge zu tragen, dass die Kreisabteilungsleiterinnen den Besuch der von Backpulverfabriken bzw. Gas- und Elektrizitätswerken usw. veranstalteten |156| Back-, Kochkurse nicht empfehlen«. Es sei nicht ihre Aufgabe, sich »für die Werbung für bestimmte Industrieerzeugnisse einspannen zu lassen«.
    Umgekehrt ließ sich die Firma Oetker sehr wohl in die Propaganda des Regimes einspannen, wie Hans-Gerd Conrad am Beispiel des Frauenbilds in der Oetker-Werbung darlegte: »Die Aufgabe der Frau ist es, Mann und Kinder zu verwöhnen, für ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen zu sorgen und ihren Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Indem Dr. Oetker diese Rolle der Frau in der Werbung zuordnete, lag das Unternehmen ganz auf der Linie, die von den Nationalsozialisten betrieben wurde.« Das galt in jeder Hinsicht.
    1937 erhielten 30 Unternehmen in Deutschland die Auszeichnung »Nationalsozialistischer Musterbetrieb«. Eines davon war die Firma Dr. August Oetker. Sie galt in den Augen der NS-Funktionäre als eines jener Unternehmen, die »den Gedanken der Betriebsgemeinschaft auf das Vollkommenste verwirklicht haben«. Die Musterbetriebe waren in einem Wettbewerb ermittelt worden, der »Leistungskampf« genannt wurde. Die Auswahl der Sieger hatte bei der Deutschen Arbeitsfront gelegen. Für den »Betriebsführer« bedeutete die Wahl eine große Ehre. Am 30. April 1937 reiste Richard Kaselowsky zur Preisverleihung nach Berlin. Im Preußenhaus nahm er aus der Hand Adolf Hitlers die »Goldene Fahne« der DAF entgegen.
    In einer Jubiläumsschrift von 1941 gab Richard Kaselowsky die folgende Erklärung für die Auszeichnung: »Die Frage, warum wir Nationalsozialistischer Musterbetrieb geworden sind, beantworten, heißt, die Geschichte unseres Hauses schreiben, dessen Gründer, Dr. August Oetker, man als einen Nationalsozialisten des Herzens bezeichnen darf.« Er habe den Nachfolgern die Verpflichtung hinterlassen, nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis zu sehen, sondern auch ihr Augenmerk auf die »Betreuung der Gefolgschaft zu richten«.
    Wie für die meisten deutschen Unternehmen brachte das »Dritte Reich« der Firma Dr. August Oetker eine neue wirtschaftliche Blüte. »Die Produktionsanforderungen stiegen seit 1933 ständig«, heißt es in einer Chronik. Bald nach der Machtergreifung hatten auch die |158| Hochleistungsmaschinen, die während der

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