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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Geräusche im Nebenraum. Dann flüsterte einer: »Da kommt jemand! Bestimmt dieser Hagrim. Versteckt euch, den machen wir fertig!«
    Tarbur zweifelte nicht daran, dass es Hagrim war, und auch nicht daran, dass sein Schicksal besiegelt war. Der Oger ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er hatte es Hagrim zu verdanken, überhaupt so weit gekommen zu sein, um seine Rache auszuüben. Ohne ihn würde er noch immer hilflos in der Kanalisation festsitzen oder wäre schon verhungert. Nun sollte er einfach hier sitzen und mit anhören, wie sie den Einzigen, der ihm half, umbrachten?
    Niemals!
    Tarbur tippte in kurzen Abständen mehrmals gegen die verschiebbare Holzwand. Auf der anderen Seite tat sich etwas. Jemand kroch näher, um dem Ursprung des Geräusches auf den Grund zu gehen. Dann rüttelte er zaghaft an dem Holz.
    »Psst, hier ist ein verborgener Raum«, zischte er.
    Besser einer als keiner, dachte Tarbur und erhob sich leise.
    Einen Fuß stellte er unten gegen den Rahmen und schlug dann mit der Faust die Tür aus den Angeln. Sie landete auf dem Eindringling und begrub ihn unter sich. Mit einem Satz sprang Tarbur durch die kleine Öffnung und trat mit aller Wucht auf das Türblatt. Der kippelnde Widerstand zeigte ihm, dass sich der Mann darunter nicht rechtzeitig hatte befreien können.
    »Bleibt auf Abstand«, hallte eine Stimme durch den Raum.
    Krachend löste sich ein Armbrustbolzen und traf Tarbur seitlich unter die Rippen. Der Schmerz ließ ihn aufbrüllen, und mit einer reflexartigen Bewegung brach er den Schaft ab. Er drehte sich in die Richtung, aus der der Bolzen gekommen war und stürmte los. Eine Wand, die seinem Gewicht glücklicherweise standhielt, brachte ihn nach wenigen Schritten zum Stehen. Zwischen sich und dem Holz fühlte er einen sich windenden Körper. Er griff zu und riss mit aller Gewalt an seinem Gegner. Er konnte in der Schnelle nicht genau ausmachen, welches Körperteil er dem Mann ausriss, aber sein Gegner blieb regungslos liegen, und das war alles, was er wollte.
    Ein zweiter Bolzen traf Tarbur von hinten in die Lunge. Die Wucht und der Schmerz des Geschosses ließen ihn herumschnellen. Er tastete nach dem Pfeil, konnte ihn aber nicht erreichen. Regungslos stand er da und lauschte in die Stille. Er hörte das vorsichtige Laden eines Spannarms und hielt auf die Richtung zu. Ein weiterer Bolzen streifte seinen Hals, und er merkte, wie das Blut an seinem Oberkörper herunterlief. Kurz darauf fanden seine weit ausgestreckten Arme das Ziel. Er hatte einen Mann am Bein gepackt und wirbelte ihn umher.
    »Lass ihn los, du Scheusal, oder ich setze den nächsten Bolzen in deinen hässlichen Schädel«, hörte Tarbur eine ängstliche Stimme.
    Ihm wurde klar, warum Oger nicht so viele Worte machten. Er konnte den Standpunkt des Mannes hervorragend bestimmen. Langsam schritt er auf ihn zu.
    »Keinen Schritt näher, oder du bist ein totes Monster«, hörte er die Stimme, die nun noch ängstlicher klang.
    Tarbur musste jetzt ungefähr fünf Schritt von ihm entfernt stehen. Er hielt den Mann an den Beinen hängend hoch in die Luft.
    »Du kennen kleine Gnome, fliegen in Ballons?«, fragte Tarbur.
    »Was?«, ertönte die unsichere Gegenfrage.
    »Gnome in Ballons«, wiederholte Tarbur.
    »Nein, die gibt es nicht, das sind nur Geschichten.«
    »Wohl.«
    Tarbur stürmte direkt auf den Mann zu. Ein Bolzen durchschlug seinen Hals, aber er konnte den Angreifer noch packen. Die Armbrust zersplitterte unter seinen Händen. Er rannte weiter und stieß sich ab. Krachend durchbrach er das große bemalte Fenster an der Giebelseite des Tempels und stürzte mit einer Flut an bunten Splittern in die Tiefe.
    Hagrim erreichte in diesem Augenblick den obersten Raum und blickte entsetzt auf den halb zusammengestürzten Giebel. Er bewegte sich vorsichtig an den beiden toten Männern vorbei und starrte in die Tiefe. Auf der Straße hatten sich schon etliche Leute versammelt, welche die Unglücksstelle mit ihren Fackeln beleuchteten. Im hellen Schein sah er Tarbur in einem farbenfrohen Spiel aus Lichtern tot auf dem Pflaster liegen. In seinen mächtigen Händen hielt er je einen Zwilling, deren Körper schauderhaft verdreht waren.
    »Hier endet unsere Reise also ... Freund«, flüsterte Hagrim nachdenklich und zog sich ins Dunkel zurück.

30
Arkan-Oger
 
    Seit Tagen versuchte Kapitän Londor, Mogda davon zu überzeugen, unbedingt einen sicheren Hafen anzulaufen, um die nötigen Reparaturen an den Schiffen vorzunehmen. Zwar war

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