Die Operation
um sich werfen.«
»Du hast Recht gehabt. Er hat sich schon sehr intensiv mit der ganzen Sache beschäftigt. Unfassbar, dass er schon vor einem Monat die Zimmer reserviert hat. Ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass er die Wingate Clinic ausführlich überprüft hat.«
»Bist du jetzt etwas beruhigter, was diese ganze Sache angeht?«
»Ein bisschen schon«, meinte Stephanie. »Vor allem, weil er signalisiert hat, dass er eine von uns verfasste Vereinbarung unterschreiben will. Dadurch habe ich zumindest das Gefühl, dass er sich über den experimentellen Charakter und die potenziellen Risiken des Verfahrens im Klaren ist. Da war ich mir vorher alles andere als sicher.«
Daniel rutschte über das Sofa, legte seine Arme um Stephanie und drückte sie an sich. Er konnte ihren Herzschlag spüren. Dann wich er ein Stück zurück, gerade so weit, dass er in ihre tiefschwarzen Augen schauen konnte. »Da wir nunmehr im politisch-geschäftlich-wissenschaftlichen Bereich anscheinend alles unter Kontrolle haben, wie wär’s, wenn wir noch einmal an der Stelle ansetzen, wo wir gestern Abend abbrechen mussten?«
Stephanie erwiderte Daniels Blick. »Ist das ein unsittlicher Antrag?«
»Oh ja.«
»Wird sich denn dein vegetatives Nervensystem kooperativ verhalten?«
»Sehr viel kooperativer als gestern, das kann ich dir versichern.«
Daniel erhob sich und half Stephanie auf.
»Wir haben das ›Bitte nicht störenc-Schild vergessen«, sagte Stephanie, als Daniel sie ungeduldig in Richtung Schlafzimmer zog.
»Lebe wild und gefährlich«, sagte er augenzwinkernd.
Kapitel 6
Freitag, 22. Februar 2002, 14.35 Uhr
Seit ihrem frühen Erwachen am Morgen war Stephanie mit den Einzelheiten des Butler-Projektes beschäftigt. Zwar war ihr bei der Vorstellung, dass sie den an Parkinson erkrankten Senator behandeln sollten, immer noch mulmig zumute, aber es gab zu viel zu tun, als dass sie solchen Gefühlen Raum lassen konnte. Noch vor dem Duschen hatte sie dem Senator eine ganze Serie von E-Mails mit Hinweisen für seine Gewebeprobe geschickt.
Erstens wollte sie die Probe so schnell wie irgend möglich bekommen. Zweitens wollte sie absolut sichergehen, dass sie ein vollständiges Hautstück bekam, da sie Zellen aus den tiefliegenden Schichten der Dermis benötigte. Und drittens sollte die Hautprobe lediglich in einem Gefäß mit einem Zellkulturmedium aufbewahrt und nicht tiefgekühlt werden. Sie war zuversichtlich, dass das Gewebe sich bei Zimmertemperatur so lange halten würde, bis es in ihrem Labor in Cambridge war. Dort würde sie sich dann richtig damit befassen. Sie wollte eine Kultur mit den Fibroblasten des Senators anlegen, deren Zellkerne ihr letztendlich zur Herstellung der Aktivzellen dienen sollten. Die Anwendung des HTSR-Verfahrens und die anschließende Zellkernübertragung - von manchen Zeitgenossen immer noch hartnäckig als »therapeutisches Klonen« bezeichnet - hatte mit frischen Zellen immer besser funktioniert als mit gefrorenen.
Stephanie war überrascht, dass der Senator trotz der frühen Stunde fast postwendend zurückgemailt hatte.
Das ließ darauf schließen, dass er nicht nur ein Frühaufsteher war, sondern sich dem Projekt tatsächlich so intensiv widmen wollte, wie er gestern gesagt hatte. Er teilte ihr mit, dass er seiner Ärztin bereits eine Nachricht hinterlassen hatte und dass er ihr, sobald sie zurückrief, Stephanies Vorstellungen weitergeben und auf deren genaue Einhaltung pochen wolle.
Von dem Augenblick an, als Daniel die Decke zurückgeworfen hatte, strotzte er vor Tatendrang. Auch er saß an seinem Laptop und verschickte als Allererstes ein paar EMails. Er war nur mit einem Hotelbademantel aus Frottee bekleidet und schickte eine Nachricht an eine Investmentgruppe an der Westküste, die ihr Interesse an einer Beteiligung an CURE geäußert hatte, allerdings erst dann, wenn eindeutig klar war, was mit Senator Butlers Gesetzesvorlage geschehen würde. Daniel wollte ihnen mitteilen, dass die Vorlage voraussichtlich im Unterausschuss hängen bleiben werde und keine Bedrohung mehr darstellte. Er hätte gerne auch erläutert, woher er das wusste, aber ihm war klar, dass das unmöglich war. Als er seine Nachricht durch das World Wide Web gejagt hatte, war es an der Westküste erst vier Uhr morgens, sodass nicht mit einer sofortigen Reaktion der Interessenten zu rechnen war. Aber er rechnete zuversichtlich mit einer positiven Antwort.
Um sich ein wenig Luxus zu gönnen, hatten sie sich das
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