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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Klosters geführt hätte: Er war kurz nach dem Untergang der Intrinsic versteckt worden, wahrscheinlich vor Ende 1836.
    Doch wieso hatte man es, nachdem man den Stein spirituell außer Dienst gestellt hatte – sodass er weder christlich noch heidnisch war -, immer noch für notwendig erachtet, ihn zu begraben? Diese Frage blieb weiter unbeantwortet.
    Ich ging auf den Balkon, um meinen Nassanzug zu holen, der seit meinem letzten Badeausflug dort über dem Geländer
hing. Ich konnte die glanzlose Oberfläche des Strands in der Dämmerung sehen. Die Flut war so weit draußen, dass er nun wie der Kopf einer riesigen Axt geformt war, mit dem oberen Strand als Schneide.
    An dem näher zum Hotel gelegenen Ende des Strands sprang ein Mann auf und ab und winkte mir augenscheinlich mit beiden Händen. Ich ging ins Zimmer zurück und holte mein Fernglas, um zu sehen, ob ich recht hatte, rechnete allerdings damit festzustellen, dass es ein Vater war, der ein Kind aufforderte, ihm den Ball zuzuwerfen.
    Doch der Mann versuchte tatsächlich, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Es war Giles Kendrick. Ich deutete zum Kai, tippte auf meine Armbanduhr und spreizte zweimal alle zehn Finger, um zwanzig Minuten anzuzeigen.

29
    I ch hatte mir den Nassanzug und die Tauchstiefel bereits angezogen, sodass ich nur noch Handschuhe, Flossen, Maske und Schnorchel in einer Sporttasche zur Bootsrutsche tragen musste. Vor Verlassen meines Zimmers hatte ich die zwei Bananen gegessen, die von meinem Lunch auf Bishop’s Island übrig waren – ich würde den Energieschub brauchen. Costello wollte in etwa einer halben Stunde eintreffen, ich glaubte also, Kendrick genügend Zeit einzuräumen.
    »Sie sehen verändert aus«, sagte er, als ich auf ihn zukam. Er lehnte an einem steinernen Spill und warf beiläufig Kiesel ins Wasser.
    »Ich habe mir die Haare hochgebunden, ist es das vielleicht?«
    Kendrick lächelte und nickte. »Das muss es sein.«
    »Ich trage außerdem einen eng sitzenden Nassanzug, der bis zu den Knöcheln reicht und den man gut sieht, da meine Windjacke offen ist. Aber wahrscheinlich haben Sie recht – es muss das Haar sein.«
    Kendrick lachte laut, seine Augen funkelten hinter einer anderen Brille als sonst. »Diese alten Gläser, die ich als Ersatz benutze, helfen nicht viel. Aber ich war noch nie ein guter Beobachter.« Seine Miene wurde wieder ernst. »Andernfalls hätte ich vielleicht früher bemerkt, was mit Sarah los war.« Er warf seinen letzten Kiesel mit einiger Wucht ins Meer. Dann stutzte er, betrachtete mich von Kopf bis Fuß und brachte den
Mund nicht mehr zu. »Ein Nassanzug! Soll das heißen, Sie gehen tauchen?«
    »Sie sind vielleicht kein scharfer Beobachter, aber Ihre Schlussfolgerungen sind brillant«, sagte ich, setzte mich auf die Kaimauer und ließ die Beine über den Rand baumeln. Es war nett, zur Abwechslung ein wenig mit jemandem scherzen zu können. »Hat die Polizei Sie laufen lassen?«
    »Nicht direkt. Sie haben mir einen Anwalt gestellt, der auf ein paar Löcher in Rattigans Beweiskette gegen mich – und Sie – hinwies. Darauf hatten wir uns plötzlich alle ganz lieb und beschlossen, die Sache bis zum Gerichtstermin am Dienstag in Ennis ruhen zu lassen.«
    »Rattigan ist etwas herausgerutscht, als er mich heute verhört hat«, sagte ich. »Ihr Verdacht, dass Sarah auf Heroin war, trifft zu.«
    »Ja, zum Glück – oder leider. Mein Anwalt hat eine Kopie der vorläufigen Autopsie und des toxikologischen Berichts erhalten.«
    »Was war die Todesursache?«
    »Sie ist nicht ertrunken, worüber ich froh bin. Nach Ansicht des Pathologen hat sie sich den Hals gebrochen, als sie auf das Wasser aufschlug, und war sofort tot. Nichts, was darauf hindeutet, dass sie vorher irgendwie verletzt wurde, kein Anzeichen eines Kampfs. Es gab zwar Prellungen im Gesicht, aber die passen zu einem Sturz aus beträchtlicher Höhe auf die Meeresoberfläche. Und die Einstiche an ihren Armen waren typisch für Drogenkonsumenten.«
    »Es gibt also keine Indizien, die Sie mit ihrem Tod in Verbindung bringen.«
    »Nein. Rattigan hat versucht, aus meinen blauen Flecken etwas zu konstruieren, aber es war ziemlich eindeutig, dass sie frisch sind. Falls es also tatsächlich ein Mord war, dann war es
das perfekte Verbrechen. Rattigan wird sich sehr anstrengen müssen, wenn er den Richter überzeugen will, dass er einen Fall hat.«
    »Außerdem hat er jetzt etwas anderes, womit er sich beschäftigen kann.« Ich berichtete Kendrick kurz, was

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