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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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rechtzeitig inne. Leichtsinniges Gerede ist gefährlich. »Keine Ahnung«, sagte ich. Ich beschloss, nicht einmal zu erwähnen, dass ich ihre Leiche gefunden hatte.
    »Ich weiß, es ist ein schwacher Trost«, sagte er. »Aber der Typ, der Ihnen eine über den Schädel gezogen hat, spielt nicht in derselben Liga wie dieser Hurensohn.«
    Da war was dran.

    Ich setzte Costello vor seinem Haus am anderen Ende der Stadt ab und fuhr dann zurück zum East End in der Absicht, Kendrick oben bei George’s Heights herauszulassen. Aber als wir am Ocean Cove vorbeikamen, fiel ihm ein, dass er noch zu einer Bank musste, um finanzielle Dinge für Sarahs Überführung nach England zu regeln. Er wollte dann gern einen Spaziergang nach Hause machen, deshalb fuhr ich auf den Hotelparkplatz.
    »Eins wollte ich Sie noch fragen, Giles«, sagte ich. »Wie kommt es, dass Sie oben in George’s Heights wohnen?«
    »Ach so. Das geht auf einen der Tage zurück, an denen Sarah und ich uns dort oben umgesehen haben, und sie sagte, so eine leere Ferienanlage wäre ein wunderbarer Ort, um sich zu verstecken, wenn man auf der Flucht ist.«

    »Außer dass es der Wachmann natürlich mitbekommt, wenn jemand dort wohnt. Er hat sogar die Tatsache gemeldet, dass ich oben bei der Kreuzsäule war, womit er meiner Ansicht nach ein bisschen zu weit geht in seiner Berufsauffassung.«
    »Ich glaube, das kann ich erklären. So ein Bursche mit Koteletten, richtig? Er ist uns dort oben ebenfalls über den Weg gelaufen. Und seither sieht er mich das Haus verlassen. Er dachte vielleicht, wir wollten den Stein ausgraben oder etwas mit ihm anstellen. Vermutlich hat er seinen Verdacht der Polizei gemeldet.«
    »Ja, da könnten Sie recht haben. Man vergisst leicht, wie klein der Ort ist. Wie sieht es mit morgen aus? Wollen Sie mit mir nach Ennis fahren?«
    »Der Anwalt meinte, ich könnte mit ihm fahren. Dabei sollten wir es dann wohl belassen, denke ich.«
    »Gut. Ist er zuversichtlich, Sie auf Kaution freizukriegen?«
    »Nicht ganz. Rattigan wird behaupten, ich könnte flüchten, wenn sie mich nicht in Haft nehmen.«
    »Was Sie bisher aber nicht getan haben.«
    »Ich weiß nicht, ob sich das Gericht davon beeindrucken lässt.«
    Ich hatte noch eine Frage im Hinterkopf. »Ich weiß nicht, ob Verhaltenspsychologen solche Dinge studieren, aber als ich Theo Mahon fragte, ob Gus Carmody religiös sei, antwortete er, Carmody könne bei manchen Dingen zwanghaft genau sein, aber den größeren Zusammenhang nicht sehen. Was könnte er damit gemeint haben?«
    »Ich nehme an, er meinte, der Mann konzentriert sich auf unbedeutende Aspekte seiner Religion, statt auf die wesentlichen Grundsätze zu achten. Sie haben sicher schon von Fällen wie der Frau gehört, die sich ständig die Hände wäscht, bis sich sogar die Haut abschält. Aber das heißt nicht unbedingt,
dass sie denselben Hygienestandard in ihrem restlichen Leben zugrunde legt. Tatsächlich ist manchmal das Gegenteil der Fall. Sie kann sogar in völliger Verwahrlosung leben. Aber ihre Hände sind immer sauber, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »So etwas nennt man Zwangsstörung, oder?«
    »Ja, aber dieser Carmody ist wahrscheinlich nur an der Grenze. Kann sein, dass er Dinge in einer bestimmten Reihenfolge tun oder kleine Rituale ausführen muss, die ihm helfen, sein Leben im Griff zu behalten – aber die meisten Leute würden ihn wohl nur ein bisschen pedantisch finden.«

39
    D as Erste, was ich bemerkte, als ich die Tür zu meinem Zimmer aufmachte, war der schwere Geruch, der in der Luft hing. In einer Vase auf dem Schreibtisch stand ein gewaltiger Strauß weißer Lilien mit aufgerollten Blütenblättern, die gelbe Stempel mit Pollen sehen ließen. Der Raum ertrank nachgerade in ihrer feuchten Süße. Meine Nase begann zu jucken. Ich bin nicht allergisch auf Parfüm oder Pollen, aber der Duft musste sich mehrere Stunden in dem relativ kleinen Raum konzentriert haben. Ich öffnete erst die Balkontür, dann ging ich zurück und las eine Karte, die an der offenbar vom Hotel zur Verfügung gestellten großen Vase lehnte.
    Habe mit Bedauern die traurige Nachricht von Ihrer Freundin gehört. Ich will nicht aufdringlich sein, aber wenn es Ihnen hilft, darüber hinwegzukommen, dann steht mein Angebot noch. Barry
    McGanns Geste war typisch zu viel des Guten, aber sie war aufmerksam. Und sie brachte mich zum Lächeln. Er mochte ein Halunke sein, aber im Augenblick war das für mich in Ordnung. Ich musste mein

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