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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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weitersehen.«
    »Kann ich nicht mitkommen?«
    Ich setzte mich neben sie an den Küchentisch. »Ich bin gerade eben durch die Klapptür zurückgekommen.«
    Es folgte eine sehr lange Pause, dann sagte Liz: »Du bist noch mal hingegangen?«
    »Ich musste. Die Polizei kam her, um nach Pickering zu suchen. Nachdem Brown Jenkin ihn umgebracht hat, wurde er unter dem Fußboden beerdigt. Ich hatte den Boden aufgemacht, und er war noch immer da. Darum bin ich heute Morgen zurückgekehrt. Ich bin ins Jahr 1886 zurückgekehrt und habe ihn beerdigt. Na ja, es war mehr eine Art Seebestattung.«
    »Was willst du mir damit erzählen, David? Stimmt irgendetwas nicht, ist es das?«
    »Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher. Ich bin dem jungen Mr. Billings begegnet. Er hat mir alles über seinen Vater, über Kezia Mason und über Fortyfoot House erzählt.« Wie sollte ich ihr bloß sagen, dass sie mit zwei parasitären Kreaturen schwanger war? Ich konnte es nicht. Aber was, wenn ich es nicht machte und sie getötet wurde, ohne zu wissen, was mit ihr geschah?
    »Der junge Mr. Billings hat dir das alles erzählt?«
    »Ja, ich habe ihn getroffen, unten am Gartentor. Ich bin auch Kezia Mason und Brown Jenkin begegnet.«
    Sie legte ihre Hand auf meine. »David, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, dass du nicht gerade normal klingst?«
    »Was soll das heißen? Ich war dort. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich war im November 1886. Der junge Mr. Billings erklärte mir, dass Kezia Mason gar keine Waise war, sondern besessen von einem urzeitlichen Wesen, das nicht menschlich war. Er sagte, Hexen seien ganz normale Frauen, die von vormenschlichen Kreaturen besessen sind.«
    Ich hielt inne, als ich Liz' Gesichtsausdruck bemerkte. Voller Erstaunen und Zuneigung und noch immer mit diesem roten Glimmen in ihren Augen, das möglicherweise natürlichen Ursprungs war.
    »Erzähl weiter«, forderte sie mich auf. »Was hat er sonst noch gesagt?«
    Nach und nach erzählte ich von den sumerischen Zikkurats, von Mazurewicz, Brown Jenkin und Dr. Barnardo. Und
    schließlich berichtete ich ihr auch von den Alten und von den drei Söhnen in ihr, die die Unselige Dreifaltigkeit bilden und die Welt beherrschen würden.
    Als ich geendet hatte, sah sie mich eine Weile stumm an, dann strich sie mir über die Wange. »Verstehst du, was mit dir geschehen ist?«, fragte sie sanft.
    »Ich verstehe, was mit dir geschehen wird. Und mit diesen Kindern.«
    »David, seit dem ersten Tag hast du dir immer sonderbarere Dinge eingebildet. Du stehst unter Stress, deine Ehe ist gescheitert, du hast jeglichen Halt verloren. Du bist nicht wirklich in der Zeit zurückgereist, niemand kann das.«
    Ich war sprachlos. »Was willst du damit sagen? Dass ich mir das alles einbilde? Dass ich alles nur geträumt habe? Komm schon, Liz. Du hast Mr. Billings selbst gesehen, und Sweet Emmeline und Brown Jenkin! Himmel, ich habe mir das nicht eingebildet!«
    Sie strich mit der gleichen Hartnäckigkeit über meine Hand, mit der sie zuvor ihren Kaffee eingerührt halte. »David, dieses Haus ist voller Geräusche und elektrischer Defekte und allem Möglichen anderen. Es hat eine gewisse Atmosphäre, das gebe ich ja zu. Aber es ist nicht verflucht. Jedenfalls nicht wirklich. Und all die Dinge, die du mir über den jungen Mr. Billings und über Brown Jenkin erzählt hast ... du lässt dich von diesen Dingen mitreißen.«
    »Großer Gott, Liz! Sieh dir meine Schuhe und meine Hose an! Ich bin durch das verdammte Wasser gewatet!«
    »Und? Was soll das beweisen? Ich kann auf der Stelle genau das Gleiche machen.«
    »Also gut«, sagte ich wütend. »Wenn sich das alles hier nur in meinem Kopf abspielt, wer ist sie dann?«
    Ich stand auf, ging zur Küchentür und deutete nach draußen, wo Danny ganz alleine mit dem Wasserball spielte.
    Ich sah nach links und nach rechts. Ich spähte über den Rasen, konnte aber nur ein Eichhörnchen ausmachen, das durch das Gras eilte.
    »Danny, wo ist Charity?«
    Danny tat so, als sei er Paul Gascoigne, der gerade ein Tor gegen die Italiener erzielt hatte. »Wer?«, fragte er.
    »Charity, das kleine Mädchen.«
    Er hörte auf zu spielen und sah mich ratlos an. »Welches kleine Mädchen?«
    »Das kleine Mädchen, mit dem du Fußball gespielt hast. Das kleine Mädchen, mit dem du gefrühstückt hast. Das kleine Mädchen, das heute Nacht hier geschlafen hat. Das kleine Mädchen, mit dem du die ganze Nacht Witze getauscht hast. Das kleine Mädchen meine

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