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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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ich.«
    Danny sah mich so verständnislos an, dass mir klar wurde, dass er tatsächlich nicht wusste, was ich meinte. Das konnte nur bedeuten, dass entweder ich den Verstand zu verlieren begann oder Liz - oder besser gesagt: die Hexe, von der sie besessen war - eine unglaublich überzeugende visuelle und geistige Täuschung erschaffen hatte. Ich wusste, welche der beiden Möglichkeiten eher der Wahrheit entsprach. Ich kam in die Küche zurück und sagte: »Okay, ich werde es beweisen. Jeder von beiden hatte zwei Eier, hier sind die Eierschalen ...«
    Ich öffnete den Treteimer und sah zwei Eierschalen.
    Ich sah in die Spüle: zwei Eierbecher, ein Teller, ein Löffel. Im Schrank standen die beiden Eierbecher, die ich Charity gegeben hatte. Sie waren sauber und unbenutzt. Liz saß da und musterte mich, die Hände in den Schoß gelegt. Ich sah sie wütend an, doch nichts an ihr verriet, dass sie diejenige war, die mich täuschte. Sie sah mich ruhig und geduldig an. Ich schloss den Schrank.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte ich.
    »David, das ist nicht wahr. Das glaubst du alles nur.«
    »Das kann nicht sein. Ich war dort ... ich war im Jahr 1886, heute Morgen erst. Ich sprach mit dem jungen Mr. Billings. Bestimmt zehn Minuten lang. Er war so zum Greifen nah wie du jetzt. Und sieh dir an, was Kezia Mason mit: meinem Gesicht veranstaltet hat.«
    »Du hast dich gekratzt, sonst nichts.«
    »Dann werde ich wohl verrückt.«
    »David, du wirst nicht verrückt. Du stehst unter Stress, sonst nichts. Du hast so viel über Brown Jenkin und den jungen Mr. Billings gehört, dass du an nichts anderes mehr denken kannst. Das ist eine Realitätsflucht, ein ganz normales Symptom bei Stress.«
    In dem Moment klingelte es an der Tür. »Das wird Sergeant Miller sein. Mal sehen, was er sagt.«
    Als ich die Tür öffnete, stand aber nicht Miller vor mir, sondern ... Dennis Pickering. Er lebte, er war unversehrt, und er war so real wie ich. Die Sonne ließ die Haare in seinen Ohren erstrahlen. Aufseiner Weste waren Reste von Porridge zu sehen.
    »Oh, guten Morgen, David«, sagte er gut gelaunt. »Ich wollte mich nur für gestern Abend entschuldigen.«
    Ich öffnete den Mund und schloss ihn im nächsten Augenblick wieder. Ich hatte das Gefühl, Fieber zu haben.
    »Wissen Sie, meine Damen haben wegen der Kirchendekoration ein solches Theater gemacht, dass ich nicht dort wegkam. Als ich dann mit dem Abendessen fertig war, fühlte ich mich zu müde, um noch auf Geisterjagd zu gehen. Aber ich könnte heute Abend vorbeikommen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Ich erwartete fast, dass er sich jeden Augenblick vor meinen Augen in Luft auflöste, aber nichts geschah. Er redete und lächelte und war völlig real. Ich hatte gesehen, wie ihm die Augen aus dem Kopf gerissen und die Eingeweide aus dem Leib gezerrt worden waren. Ich hatte es genau gesehen. Ich war hinaus ins Meer gewatet und hatte gehört, wie sich seine aufgeschlitzte Bauchhöhle gurgelnd mit Seewasser gefüllt hatte. Und hier stand er vor mir und lächelte mich an.
    »Ich glaube, dass sich alles als natürliches Phänomen entpuppen wird, was Sie hier erlebt haben«, sagte er. »Die Menschen können ja so abergläubisch sein, nicht wahr? Wir glauben lieber an eine übernatürliche Erklärung als an eine wissenschaftliche. Dabei sind wissenschaftliche Erklärungen auf ihre Weise ebenso wundervoll. Sie sind schließlich Gottes Werk.«
    »Ja«, sagte ich. »Das nehme ich an.«
    »Tja«, erklärte er strahlend und rieb sich die Hände. »Ich will Sie nicht länger aufhalten, Sie haben bestimmt entsetzlich viel zu tun. Streichen, tapezieren. Aber Fortyfoot House kann das auch gut gebrauchen.«
    Er ging zu seinem Renault und stieg ein. Ich beobachtete, wie er sich zur Seite lehnte und in seinen Hosentaschen nach dem Wagenschlüssel suchte. Schließlich stieg er wieder aus.
    »Stimmt was nicht?«, fragte ich.
    »Ja, ich ... ich glaube, ich habe meinen Schlüssel verloren.«
    Ich sah mich in der Einfahrt um. »Ich kann sie nirgends sehen, aber weit weg können sie nicht sein. Vielleicht sind sie Ihnen im Wagen runtergefallen.«
    Er warf einen Blick in den Wagen. »Nein ... sieht nicht so aus. Am besten gehe ich zurück zum Vikariat und hole den Ersatzsch 1 üssel.«
    Ich ging zu ihm. »Sie könnten unter den Sitz gerutscht sein«, überlegte ich. Ich öffnete die Fahrertür und sah unter die Vordersitze, konnte aber nirgends die Schlüssel entdecken.
    »Na, das ist nicht so schlimm«, sagte

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