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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Namen dieses Dings nicht aussprechen.
    Ich lauschte, aber das Geräusch war nicht mehr zu hören. Ich schloss und verriegelte das Fenster, sah aber nicht in den Garten. Ich wusste zwar, dass er nicht dort sein würde, ich wusste, dass er nicht mal dort sein konnte - trotzdem wollte ich ihn nicht sehen, den Mann mit dem schwarzen Zylinder, draußen auf der Wiese. Er existierte nicht. Er war nichts weiter als eine optische Täuschung, der Schatten einer vorüberfliegenden Möwe, ein vom Wind mitgerissenes Stück schwarzes Papier.
    Ich tastete mich zurück in den Flur, wo durch das Oberlicht über der Eingangstür ein fahler Lichtschein hereinfiel. Ohne das Licht anzuschalten, ging ich auf quietschenden Sohlen bis zum Ende des Flurs gleich neben der Kellertür, wo das Foto hing - Fortyfoot House anno 1888.
    Der Mann stand noch immer dort, sein Gesicht ein klein wenig verschwommen, seinen Blick durch mehr als hundert
    Jahre hindurch auf mich gerichtet. An dem Tag, an dem er im Garten gestanden hatte, um sich fotografieren zu lassen, hatte Queen Viktoria nur wenige Kilometer entfernt in Osborne residiert, und Oscar Wilde hatte soeben The Happy Prince veröffentlicht.
    Eigentlich war es völlig irrational von mir, dass ich nachsah, ob er noch auf dem Bild sei. Aber ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass es ihm irgendwie gelungen war, aus dem Bild zu entkommen, um sich im Fortyfoot House zu verstecken; in seinem schwarzen Anzug, mit bleichem Gesicht und zweidimensional.
    Schließlich wandte ich mich von dem Foto ab, doch im gleichen Moment war ich sicher, dass sich das Bild geringfügig verändert hatte. Ich sah wieder hin. Er schien an der gleichen Stelle zu stehen wie zuvor, sein Gesichtsausdruck war unverändert. Aber hatte sein Fuß nicht gerade eben noch ein Stück näher an dem Rosenbeet gestanden?
    Zu viel Piat D'Or, sagte ich mir. Zu viel Stress, zu viele Sorgen. Ich fing schon an, Gespenster zu sehen. Es war nicht möglich, dass sich etwas in einem hundert Jahre alten Bild bewegte oder veränderte. Der junge Mr. Billings konnte einfach nicht durch die Flure oder durch den Garten von Fortyfoot House spazieren.
    Ich ging die Treppe nach oben, das knochenbleiche Licht in meinem Rücken. Ich erreichte den Treppenabsatz und blieb einen Moment an der Tür zum Dachboden stehen. Sie war fest verschlossen und es war weder ein Schlurfen noch ein Kratzen zu hören. Brown Johnson (oder wie die Leute in Bonchurch ihn nannten) war entweder nicht da oder er schlief. Es gab keinen Grund, Angst zu haben.
    Wer hat schon Angst vor einer großen braunen Ratte ?
    Ich sah nach Danny, der fest schlief. Sein Haar klebte in Strähnen auf seiner Stirn. Ich gab ihm einen Kuss, woraufhin er sich umherwälzte und »Mom« sagte.
    Mom, du armer kleiner Kerl. Mom ist auf und davon, zusammen mit Raymond. Mom will nichts mehr von dir wissen.
    Die Tür zu Liz' Zimmer war geschlossen. Einen Sekundenbruchteil lang war ich versucht, sie zu öffnen und ihr eine gute Nacht zu wünschen, aber dann entschied ich mich dagegen. Vielleicht würde sie es falsch auffassen. Ich fand sie hübsch und sexy, und ich liebte ihre nackten Zehen und diesen Geruch einer Neunzehnjährigen, aber ich wollte sie nicht anmachen, wenn sie es nicht wollte. Dafür genoss ich ihre Gesellschaft viel zu sehr, von ihrem Chili ganz zu schweigen. Der Gedanke, den Sommer ohne sie zu verbringen, hatte mit einem Mal etwas Tristes.
    Ich zog mich aus, wusch mich, putzte mir die Zähne und legte mich erschöpft schlafen. Im gleichen Moment wünschte ich mir, dass ich das Bett zuvor mit mehr Sorgfalt gemacht hätte. Das Laken war voller Falten, in denen sich überall Toastkrümel fanden. Ich versuchte, eine erträgliche Position zu finden, aber schließlich musste ich wieder aufstehen und das Bett neu beziehen.
    Ich war noch immer damit beschäftigt, das Bettlaken unter die Matratze zu stecken, als es an meiner Tür klopfte.
    »David? Ich bin's, Liz.«
    »Augenblick«, sagte ich und legte mich wieder hin, um sie nicht sehen zu lassen, dass ich nackt war. »Okay, du kannst reinkommen.«
    Sie betrat mein Zimmer und schloss schnell die Tür hinter sich, als fürchte sie sich vor etwas, das hinter ihr her war. Ihr Haar hatte sie noch immer mit dem roten Seidenschal zusammengebunden, sonst trug sie ein knappes T-Shirt und einen winzigen weißen Spitzenslip. Sie setzte sich auf den Bettrand, aber ihr Gesicht hatte einen ängstlichen Ausdruck, keinen verführerischen.
    »Irgendetwas rennt auf

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