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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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darum hat auch niemand von uns jemals in der Nähe von Fortyfoot House gespielt. Sie können jeden in Bonchurch fragen, auch die Jüngeren.«
    »Und wie heißt es?«
    Sie sah mich durchdringend an: »Ich möchte den Namen lieber nicht aussprechen.«
    »Sie sind doch bestimmt nicht so abergläubisch?«, zog ich sie auf.
    »Oh, ich bin überhaupt nicht abergläubisch. Ich spaziere unter zwanzig Leitern durch, wenn Sie das wollen. Ich verschütte Salz gleich kiloweise, und ich zerschlage den lieben langen Tag über Spiegel - und es kümmert mich überhaupt nicht. Aber ich möchte nicht den Namen dieses Dings aussprechen.«
    In dem Moment trat aber Harry Martin auf die Veranda und zündete sich eine weitere selbst gedrehte Zigarette an.
    »Das Ding heißt Brown Jenkin«, sagte er.
    Mrs. Martin starrte mich an, in ihrem Blick war schiere Verzweiflung zu sehen. Sie schüttelte ganz minimal den Kopf, als versuche sie sich einzureden, nicht zuzuhören und nicht das zu wiederholen, was ihr Mann gerade gesagt hatte.
    »Brown Jenkin, jawohl«, wiederholte Harry Martin. Fast schien es, als gefalle es ihm, etwas so Verbotenes laut auszusprechen.
    Mrs. Martin legte die Hand vor den Mund. Im gleichen Moment schob sich eine Wolke vor. die Sonne und ließ den Garten grau in grau erscheinen.
     

5. Die Nacht der Lichter
    Am Abend kochte Liz ihr viel gerühmtes Chili. Danny schmeckte es nicht besonders, es war für seinen Geschmack zu viel Pfeffer drin, und die Kidneybohnen fand er »eklig«. Er sortierte sie alle auf eine Seite des Tellers, als wären es kleine Steine.
    Für mich dagegen war es eine der besten Mahlzeiten seit Monaten, nicht zuletzt, weil ich sie nicht selbst zubereiten musste. Wir aßen im Wohnzimmer, die Teller balancierten wir auf dem Schoss, während wir uns im Fernsehen Die Brücke am Kwai ansahen.
    »Was hat der Rattenmann gesagt?«, fragte Liz. Um ihren Kopf hatte sie einen roten Schal gebunden, und sie trug ein weites Baumwollkleid, das irgendwie wie ein Kaftan wirkte. Ihre nackten Zehen mit den lackierten Nägeln lugten unter dem ausgefransten Saum hervor.
    »Er tat ein wenig geheimnisvoll, wenn ich ehrlich sein soll. Er sagte, er kenne diese spezielle Ratte. Genau genommen kenne sie jeder im Dorf. Er sagt, dass sie schon so lange hier lebt, dass sich einfach jeder an sie erinnern kann.«
    »Ratten leben doch nicht so lange, oder?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte ich schulterzuckend. »Jedenfalls hat er gesagt, dass er im Ruhestand ist und nicht interessiert sei.« Mehr wollte ich nicht sagen, um Danny nicht zu beunruhigen. Er musste nichts hören von grellen Lichtern und schrecklichen Stimmen und von Dingen, die einen dorthin verschleppen, wo einen nicht einmal die Zeit finden kann.
    Liz kam zu mir und nahm mir den Teller aus der Hand. »Wie wäre es mit noch etwas Wein?«, schlug sie vor.
    »Gerne.« Wir gingen in die Küche, während Danny Alec Guinness beobachtete, der den Japanern trotzte.
    Liz kratzte die Reste von den Tellern in den Mülleimer, während ich zwei Gläser Piat D'Or einschenkte.
    »Das war ein tolles Abendessen, danke.«
    »Danny hat es nicht so geschmeckt, würde ich sagen.«
    »Danny ist ein unerschütterlicher Fan von Heinz Spaghetti.«
    »Das mit der Ratte ist seltsam. Was wirst du jetzt machen?«
    »Ich habe Rentokil in Ryde angerufen; sie schicken morgen Nachmittag jemanden her. Aber es war sehr sonderbar. Die Frau des Rattenfängers hat mir erzählt, die Ratte sei in Bonchurch so bekannt, dass sie sogar einen Namen hat. Sie hatte eindeutig sehr große Angst davor. Ich konnte sie nicht dazu bringen, mir diesen Namen zu sagen. Ihr Mann hat ihn mir dann schließlich gesagt.«
    Liz spülte die Teller, ich trocknete ab und stellte sie fort.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Wie die Ratte heißt, meine ich.«
    »Ach so, Brown irgendwas. Brown Johnson oder so.«
    Liz legte die Stirn in Falten. »Komisch, ich bin sicher, dass ich so einen Namen schon mal irgendwo gehört habe.«
    »Also, ich kenne eine ganze Menge Leute, die Johnson heißen. Und auch einige Leute, die Brown heißen.«
    Wir setzten uns wieder hin und leerten unsere Gläser, während wir zusahen, wie William Holden die Brücke über den Kwai in die Luft jagte. Danny war so müde, dass ich ihn ins Bett tragen und ausziehen musste. Ich sah ihm zu, wie er sich die Zähne putzte. Dabei fiel mein Blick auf mein Spiegelbild im Badezimmerfenster. Ich sah dünner und ausgemergelter aus, als ich gedacht hatte.
    Liz schaltete das

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