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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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in aller Welt, kannte Bunais dieses Wort aus der Sprache der Orks?
    Noch einmal spähte Rammar vorsichtig in Richtung des Blättervorhangs – und stellte verblüfft fest, dass der Riese zwar noch immer hünenhaft, aber längst nicht mehr so groß wirkte wie zuvor, als er noch weiter im Hintergrund gestanden hatte. Der Grund dafür lag auf der Klaue: Je weiter sich Bunais von den Fackeln entfernte, desto kleiner wurde sein Schatten auf dem Vorhang.
    Auf einmal vernahm Rammar auch ein dämliches, nur allzu vertrautes Kichern.
    »Was, zum …?«, knurrte Rammar und richtete sich halb auf, während sich der Vorhang vor ihm öffnete.
    Zu Rammars unendlicher Verblüffung stand kein anderer vor ihm als …
    Balbok!
    Der hagere Ork war in einen Mantel aus bunten Federn gekleidet, unter seinem Arm hatte er einen rostigen Helm geklemmt, der mit einem Geweih geschmückt war – und er bog sich vor Lachen.
    »Balbok! Du lebst!«
    Erfreut sprang Rammar auf – aber schon im nächsten Augenblick schlug seine Erleichterung darüber, den Bruder lebend zu sehen, in blanke Wut um, dass dieser ihm so übel mitgespielt hatte.
    »Du mieser, elender …« Rammar schnappte nach Luft, als ihm kein passendes Schimpfwort einfiel, weder in seiner eigenen Sprache noch in der der Menschen. Für das, was Balbok getan hatte, gab es keine passende Beschreibung. »Was fällt dir ein, mich derart zu erschrecken? Ich habe Todesängste ausgestanden!«
    »Das habe ich gemerkt«, stieß Balbok prustend hervor, während er mit der Zeigekralle auf Rammar deutete und sich vor Vergnügen schüttelte. »›Du bist eine Made!‹ – ›Ja, großer Bunais.‹«, trug er die seiner Auffassung nach witzigsten Passagen noch einmal vor, den jammernden Tonfall seines Bruders imitierend. »›Und ein Wurm!‹ – ›Was immer du sagst.‹ – ›Und ein umbal obendrein!‹ Hohoho …«
    Rammar erwiderte nichts mehr. Er stand nur da, mit dreckverschmiertem Gesicht, während sich seine verschwollenen Züge darunter dunkel verfärbten – einerseits vor Wut, andererseits aber auch vor Scham. Ihm war klar, dass er sich vor seinem Bruder eine Blöße gegeben hatte, die dieser nicht so rasch vergessen würde, und sein Innerstes schrie nach Rache. Scham und Wut waren ohnehin jene Empfindungen, die einem Ork am ehesten in saobh verfallen ließen – jenen Zustand der Raserei, aus dem man nur herausfand, wenn Blut in Strömen floss …
    »Na warte!«, knurrte Rammar, während sich dunkle Adern in seinen Augen zeigten und er im wahrsten Sinn des Wortes schwarz sah. »Das wirst du mir büßen, du verräterischer, schlangenzüngiger, widerwärtiger Bastard von einem Bruder …!«
    Mit dieser finsteren Ankündigung wollte sich der beleibte Ork auf Balbok stürzen – doch kaum hatte er einen Schritt in Richtung seines Bruders getan, stürmten die Amazonen wieder in die Kammer, die Speere zum Wurf erhoben.
    »Halt!«, befahl ihre Anführerin mit harter Stimme. »Wenn du Bunais auch nur berührst, wirst du sterbend zu Boden sinken, das schwöre ich dir!«
    Die Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht – Rammars saobh verpuffte angesichts der Aussicht, dass es sein Blut sein würde, das in Strömen floss. Wie angewurzelt blieb er stehen, einen nicht eben geistreichen Ausdruck im Gesicht.
    »Aber wer …? Warum …? Ich meine, wie kommt ihr dazu, ihn Bunais zu nennen?«, wandte er sich an die Kriegerinnen, während sich Balbok allmählich wieder beruhigte. »Er heißt nicht Bunais, sondern Balbok, und er ist mein Bruder. Jedenfalls dachte ich das immer …«
    »Schweig!«, fuhr die Amazone ihn an. »Es steht dir nicht zu, Amaz' Gatten zu beleidigen!«
    »Da hörst du's«, sagte Balbok mit breitem Grinsen. »Es steht dir nicht zu, mich zu beleidigen!«
    »Aber, verdammt noch mal«, wetterte Rammar, »habt ihr denn keine Augen im Kopf? Ich sage euch doch, das ist Balbok, ein Ork. Von diesem Bunais haben weder er noch ich jemals etwas gehört oder ge…«
    Er verstummte, denn die Kriegerinnen waren auf ihn zugetreten und hielten ihm ihre Speerspitzen unter die Schnauze. »Du führst eine lockere Zunge!«, stellte die Anführerin fest. »Vielleicht sollten wir sie herausschneiden, dann hätten wir Ruhe!«
    »Ja«, überlegte Balbok feixend, »vielleicht sollten wir das wirklich tun.«
    »Na schön.« Rammar beugte sich der rohen Gewalt. »Ihr habt recht, in Ordnung. Dies ist keineswegs Balbok, mein Bruder – wie komme ich auch auf so einen abwegigen Gedanken? –,

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