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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wurden – von jemandem, dem es ganz und gar nicht gefallen wollte, dass der Meuchelmord der Leibwächter fehlgeschlagen war …

4.
TULL ANN TIRGAS-LAN
    Die weitere Reise nach Tirgas Lan brachte keine Abenteuer und Gefahren mehr, was Balbok höchst bedauerlich fand. Denn beim Kampf gegen die faihok'hai hatte der hagere Ork seit langer Zeit wieder Blut geleckt und festgestellt, wie sehr ihm das gefehlt hatte.
    Der Kampf, das Geschrei, die Hitze des Gefechts – all das erfreute sein schlichtes Gemüt. Lange hatte Balbok keinen solchen Spaß mehr gehabt, und hätte sein Bruder nicht den Missmutigen gespielt, hätte auch er zugegeben, dass das Gemetzel im Wald eine wahre Freude gewesen war – jedenfalls war es ein größerer Spaß gewesen, als auf dem Thron im bolboug zu sitzen und mit goldenen Vasen um sich zu werfen.
    Seit Monden hatte sich Balbok nicht mehr derart lebendig gefühlt, und das, obwohl sie so nah am Rand von Kuruls dunkler Grube gewandelt waren. Genau dieses Gefühl hatte Balbok in letzter Zeit so schmerzlich vermisst.
    In einem mehrere Tage dauernden Marsch, bei dem Rammar einige überzählige Pfunde verlor, gelangten die Orks und ihr menschlicher Führer auf die Ostflanke des Schwarzgebirges. Sie folgten dem Grenzfluss und überquerten ihn an der Großen Furt, wo sich im Ersten Krieg die Heere der Orks und der Menschen vereint hatten.
    Dort trafen sie zum ersten Mal auf Grenzposten.
    Corwyns Bote nannte den Wachen – schwer bewaffneten, hünenhaften Kriegern aus dem östlichen Hügelland – die entsprechende Losung, worauf man die Orks zwar unter misstrauischen Blicken, aber unbehelligt passieren ließ. Danach ging es weiter nach Süden, an den Ausläufern der Ebene von Scaria entlang, die die Orks als karges, unfruchtbares Land in Erinnerung hatten. Seit Rammars und Balboks großem Abenteuer hatte sich dort allerdings einiges verändert.
    Nachdem der Fluch von Tirgas Lan erloschen und der Wald von Trowna nicht länger Hort einer dunklen, unheimlichen Macht war, war das Leben nach Scaria zurückgekehrt. Büsche und gelbgrünes Gras bedeckten die Ebene, Vögel zogen in Schwärmen darüber hinweg. Vereinzelt gab es auch schon Ansiedlungen – Kolonisten aus den östlichen Grenzstädten, die nach Westen gekommen waren, um hier ihr Glück zu suchen und sich als Bauern, Handwerker oder Wirte niederzulassen.
    »Noch ist das alles hier wildes, ungezähmtes Land«, erklärte der Bote, »aber wenn Erdwelt erst unter einer Herrschaft vereint ist, werden Straßen die Städte und größeren Siedlungen des Reiches miteinander verbinden. Dann wird eine Zeit des friedlichen Miteinanders anbrechen. Handel und Zivilisation werden erblühen, und es wird fast so sein wie zur Zeit der Elfenkönige.«
    »Ach«, sagte Balbok unbeeindruckt, »wie langweilig …«
    Der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfälle, abgesehen von einer wüsten Keilerei in einem Wirtshaus am Westrand von Trowna. Ein wohlhabender Reisender aus Andaril hielt Rammar irrtümlich für einen Höhlentroll und wollte ihn mieten, um sein Gepäck zu tragen. Die Schlägerei, die sich daraus ergab, brachte dem Reisenden zwei gebrochene Arme ein, und er konnte noch von Glück sagen, dass König Corwyns Bote mäßigend auf die Ork-Brüder einwirkte.
    Durch den Wald von Trowna, der nichts mehr mit jenem dunklen, bedrohlichen Urwald gemein hatte, durch den sich die Orks noch vor einem Jahr gekämpft hatten, und über die Straßen des alten Elfenreichs, die unter Flechten und Moos wieder zu Tage getreten waren und gesäumt wurden von grünenden Hainen und farbenfrohen Blüten, die betörenden Duft verströmten – jedenfalls für die Nase eines Menschen –, gelangten sie endlich nach Tirgas Lan.
    Auch die ehemalige Elfenstadt hatte sich verändert.
    Die Mauern und Türme, die sich unvermittelt aus dem üppigen Grün der Bäume erhoben, lagen im hellen Sonnenlicht. Marmor und Alabaster erstrahlten in altem Glanz, nichts erinnerte mehr an die allgegenwärtige Schwärze, die damals die Stadt überzogen hatte.
    Außerhalb der Mauern waren Zelte und Hütten errichtet. Nachdem sich die Kunde, dass ein neuer König in Tirgas Lan eingezogen sei, wie ein Lauffeuer in Erdwelt verbreitet hatte, waren viele Menschen gekommen, Flüchtlinge aus dem Osten zumeist, die die beständigen Kriege der dortigen Potentaten satt hatten und die sich nach Frieden sehnten. So große Anziehung übte die alte Königsstadt aus, dass immer mehr von ihnen kamen und die Mauern

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