Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
nichts! Unsere Leibwache hat uns verraten, weil irgendein Stinkmaul sie bestochen hat – geht das nicht in deinen Dummschädel?«
»Doch, ich glaube schon«, sagte Balbok völlig naiv. »Eins frage ich mich allerdings …«
»Was denn?«
»Ich frage mich, wo der Rest der faihok'hai geblieben ist. Ein Dutzend Krieger haben uns begleitet, das wären zwölf. Zehn haben wir erschlagen …«
»Fängst du schon wieder mit der verdammten Rechnerei an?«, beschwerte sich Rammar, der dies für bloße Angeberei hielt.
»Zwei sind also noch übrig«, verkündete Balbok, der seine Krallenfinger beim Zählen zur Hilfe genommen hatte. »Fragt sich nur, wohin sie sich verkrochen haben.«
»Korr«, bestätigte Rammar und blickte sich misstrauisch um. »Und weißt du, wer seltsamerweise auch verschwunden ist?«
»Wer?«
»Der Mensch. Dieser verdammte Bote, den Corwyn uns geschickt hat und ohne den wir noch immer zu Hause in unserer gemütlichen Höhle wären. Womöglich steckt er hinter all dem Ärger und …«
Ein dünnes Hüsteln erregte die Aufmerksamkeit der beiden Orks. Beide fuhren herum, die Waffen kampfbereit erhoben – aber es war nur der königliche Bote, der hinter einem Felsen hervorkam, das zuvor so milchig-blasse Gesicht rot vor Scham.
»I-ich bin hier«, sagte er leise.
»Was machst du hinter dem Stein?«, wollte Rammar wissen.
Der Mensch zögerte mit der Antwort, dann gestand er zerknirscht: »Als ich merkte, dass es gefährlich wurde, zog ich es vor, mich zu verbergen.«
»Du hast dich verkrochen?« Rammar lachte grollend auf. »Das sieht euch Menschenpack ähnlich! Einem Ork käme es niemals in den Sinn, vor einem Kampf zu fliehen und sich feige hinter einem Felsen zu verstecken. Niemals, hörst du?«
»Ich wollte Euch beim Kampf nicht stören, große Häuptlinge«, erklärte der Bote beflissen. »Außerdem seid Ihr ohne meine Hilfe sehr gut zurechtgekommen, oder nicht?«
»Das will ich meinen – allerdings …« Plötzlich hielt ihm Rammar die Spitze seines saparak an die Kehle und blitzte ihn misstrauisch an. »Ich frage mich, warum die faihok'hai dir nicht einfach die Kehle durchgeschnitten haben. Sowas wie dich fressen sie normalerweise zum Frühstück.«
»Ich habe einfach so getan, als würde ich schlafen«, erklärte der Bote und schluckte nervös. »Offen gestanden hinderte mich Euer beißender Geruch daran, Schlaf zu finden.«
»Wieso?« Balbok hob den Arm und schnupperte unter seiner Achsel. »Was stimmt nicht mit unserem Geruch?«
»Unwichtig – weiter!«, verlangte Rammar. »Was geschah dann?«
»Ich merkte, dass Eure Leibgarde etwas im Schilde führte, und sah, wie Eure Krieger immer wieder verstohlen zu Euch hinüberschauten. Und als sie schließlich zu ihren Waffen griffen, da hielt ich es für besser, zu verschwinden. Und genau das sollten wir jetzt alle drei tun, denke ich.«
»Korr.« Balbok nickte. »Wir sollten zurückkehren ins bolboug und sehen, was dort los ist. Ich denke, jemand hat es auf unseren Thron und auf den Goldschatz abgesehen. Also werden wir umkehren und …«
»Mit Verlaub, tapferer Balbok, das wäre nicht ratsam«, unterbrach ihn der Bote hastig.
»Nein?«, fragte Rammar erstaunt und drückte dem Boten die Speerspitze noch ein wenig fester gegen die Kehle. »Und warum nicht?«
»Ihr sagtet gerade, dass zwei Eurer Leibwächter fehlen«, erklärte der königliche Bote nervös. »Bestimmt sind sie ins Dorf zurückgekehrt, um die Nachricht Eures Todes zu verbreiten.«
»Ein wenig voreilig von ihnen«, brummte Rammar verdrießlich. »Hätten wenigstens so lange warten können, bis wir tatsächlich in Kuruls dunkle Grube gestürzt wären.«
»Fürwahr«, stimmte Balbok zu und nickte eifrig.
»Wie dem auch sei«, meinte der königliche Bote, »inzwischen sitzt mit großer Wahrscheinlichkeit bereits ein anderer Ork auf dem Thron, und würdet Ihr Euch dort blicken lassen, würde er den ganzen Stamm gegen Euch hetzen.«
»Das stimmt«, sagte Rammar beklommen und ließ den Speer endlich sinken.
»Trotzdem«, beharrte Balbok. »Wir müssen unseren Thron zurückerobern. Oder willst du diese mashlu auf dir sitzen lassen?«
»Natürlich nicht«, maulte Rammar, und plötzlich hatte der Bote die Speerspitze wieder an der Kehle – eine völlig unbewusste Drohgebärde des feisten Orks, denn er sprach nicht mit dem Menschen, sondern zu seinem Bruder. »Aber wir machen diesen Verrat nicht dadurch ungeschehen, dass wir uns massakrieren lassen. Du kennst doch
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