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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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durch den Gang hinderlich gewesen war, begnügten sich die anderen damit, gedankenverloren in die Flammen zu starren. Bis Nestor von Taik schließlich das Schweigen brach.
    »Wie steht's?«, erkundigte er sich mit listig funkelnden Augen und zauberte unter seinem Umhang einen ledernen Becher hervor. »Sind Orks eigentlich Spieler?«
    »Natürlich«, erwiderte Rammar grinsend. »Aber Menschen überleben es meist nicht, wenn wir mit ihnen spielen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Balbok und begann aufzuzählen: »Da gibt es Knochenbrechen, Kieferrenken, Magenfüllen und …«
    »Und das?«, fragte Nestor und drehte den Becher um. Würfel purzelten heraus und klickerten über den Boden. »Kennt ihr das auch?«
    »Klar«, versicherte Balbok. »Allerdings sehen die Dinger bei uns ein bisschen anders aus und werden aus Knochen geschnitzt.«
    »Hättest du Lust auf ein Spiel?«
    »Warum nicht?« Balbok nickte.
    »Sei vorsichtig«, mahnte ihn sein Bruder. »Wenn ein Mensch zu Würfeln greift, will er dich betrügen.«
    »Aber nicht doch.« Nestor schüttelte den Kopf. »Ihr missversteht meine Absichten. Nur ein kleines Wettwürfeln unter Freunden. Wer die höhere Zahl würfelt, gewinnt.«
    »Das ist alles?«, fragte Balbok.
    »Das ist alles.« Nestor steckte die Würfel in den Becher und reichte diesen dem Ork. »Du fängst an.«
    Balbok nahm den Becher entgegen, und indem er eine Klaue auf die Öffnung presste, schüttelte er ihn, als wollte er die Würfel darin pulverisieren. Dann klatschte er den Becher auf den Boden und blickte Beifall heischend in die Runde, ehe er ihn anhob.
    Jeder der Würfel zeigte genau ein Auge.
    »Fünf«, zählte Nestor zusammen. »Jämmerlich.«
    Balbok machte ein einfältiges Gesicht und warf einen Blick in den Becher, als könnte er nicht glauben, dass das schon alles gewesen war. Nestor nahm ihm das Ding aus der Hand und würfelte seinerseits – sein Wurf brachte satte dreiundzwanzig.
    »Wie überraschend«, kommentierte Rammar bissig.
    Nestor ging nicht darauf ein. »Tja, mein guter Ork«, meinte er. »Sieht so aus, als hätte ich gewonnen. Da wirst du wohl beizeiten deine Spielschuld einlösen müssen.«
    »Spielschuld?« Balbok machte große Augen. »Was ist das?«
    »Der Preis, den du zahlen musst, weil ich gegen dich gewonnen habe«, erklärte Nestor. »Gib mir etwas aus deinem Besitz. Aber es muss etwas Wertvolles sein. Spielschulden sind Ehrenschulden, mein Lieber.«
    »A-aber ich habe nichts«, entgegnete Balbok völlig verwirrt, und das war nicht einmal gelogen. Denn nach der Revolte der faihok'hai und der Flucht aus der Modermark war den beiden Brüdern tatsächlich nur das geblieben, was sie am Leib trugen.
    »Deine Axt könntest du mir geben«, schlug Nestor vor.
    »Dann hätte ich nichts mehr, um mich zu verteidigen«, wandte Balbok ein. »Außerdem ist sie viel zu schwer für dich.«
    »Das ist wahr.« Nestor tat so, als würde er angestrengt nachdenken, dabei hatte für ihn der Einsatz des Spiels von vornherein festgestanden. »Wie wäre es stattdessen mit einer Blutschuld?«, fragte er unvermittelt.
    »Einer Blutschuld?«
    »Bei uns Menschen gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass jemand, dessen Leben gerettet wurde, bei seinem Retter in der Schuld steht – und zwar so lange, bis er seinem Retter ebenfalls das Leben gerettet hat.«
    »Ein idiotisches Gesetz«, stellte Rammar fest, noch ehe Balbok etwas erwidern konnte. »Orks würden so etwas nie tun. Das Leben eines anderen Orks zu retten, ist das dämlichste, was man tun kann – schließlich weiß man nie, ob er einem hinterher nicht den Schädel einschlägt.«
    »Vielleicht«, räumte Nestor ein, »aber unter uns Menschen hat das Gesetz Gültigkeit, und da du mit einem Menschen gespielt hast, Balbok, gilt es auch für dich.«
    »Echt?« Balbok musste schlucken.
    »Ich habe dir gleich gesagt, dass du dich nicht mit einem Menschen einlassen sollst«, wetterte Rammar. »Dieses hinterhältige Milchgesicht stinkt fünfzig knum'hai gegen den Wind nach Betrug und Täuschung! Aber du musstest ja unbedingt …«
    »Spielschulden sind Ehrenschulden«, beharrte Nestor. »Von nun an ist es so, als ob ich dir das Leben gerettet hätte, Balbok. Und sollte ich je in Gefahr geraten, musst du im Gegenzug mein Leben retten.«
    »Schwachsinn!«, zischte Rammar und wandte sich ab.
    Balbok hingegen nahm seine Spielschuld ernst. Nestor hatte ihn an der Ehre gepackt, und obwohl Orks so etwas wie Ehre dem Bekunden nach nicht kannten, wollte

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