Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
Hinsicht die Wahrheit gesagt hatte.
Ruuhl hatte vorausgesagt, dass Alannah zwar zu Corwyn zurückkehren, ihn jedoch schon kurz darauf wieder verlassen würde, und so sehr Corwyn es hasste, es sich einzugestehen – Ruuhl hatte recht behalten.
Alannah war fort, obwohl er sie inständig gebeten hatte zu bleiben, und sie hatte ihm noch nicht einmal den genauen Grund dafür genannt. Dieser fremde Zauberer, Granock oder wie immer er sich nennen mochte, hatte irgendetwas mit ihr angestellt. Die Königin wirkte verändert und verstört, schien nicht mehr Herrin ihrer selbst zu sein. Zu gern hätte Corwyn ihr geholfen, aber wie konnte er das, wenn sie ihn aus ihrem Herzen ausschloss?
Dem Zauberer hingegen hatte sie sich offenbar voll und ganz anvertraut, und Corwyn konnte nicht anders, als Groll zu empfinden gegen den Alten, der so unvermittelt in sein Leben getreten war und es auf den Kopf gestellt hatte. Alles war in Ordnung gewesen, bevor Granock eingetroffen war. Der Krieg gegen Kal Anar war beendet und das Reich befriedet, und Corwyn hatte sich auf friedliche Tage gefreut.
Doch diese waren in weite Ferne gerückt.
Der dreimal verfluchte Zauberer hatte Alannahs Geist verwirrt. Außerdem schien zwischen den beiden etwas zu sein, das Corwyn nicht durchschaute, unsichtbare Bande, deren Ursprung er nicht zu ergründen vermochte. Noch schlimmer und verletzender jedoch war eine andere Einsicht, die Corwyn in seiner Bitterkeit gewonnen hatte – nämlich dass die Verbindung zwischen Alannah und dem alten Zauberer tiefer und inniger war als alles, was je zwischen König und Königin gewesen war.
Woher rührte diese Verbindung? Reichte sie tatsächlich, wie Dun'ras Ruuhl behauptete, weit in die Vergangenheit zurück? Wieso hatte Alannah ihm dann nie etwas davon erzählt?
Hegte sie Geheimnisse vor ihm? Hatte es tatsächlich schon andere gegeben, die sie ›ihre Königin‹ genannt hatten? Gab es eine Vergangenheit, die sie ihm aus gutem Grund verschwieg?
Corwyn kam sich getäuscht und betrogen vor, aber ein Teil von ihm hielt dennoch an Alannah und seiner Liebe zu ihr fest. Was er brauchte, war Gewissheit – und die konnte er nur auf einem Weg erhalten …
Er folgte dem von Fackeln beleuchteten Stollen bis zu einer Kerkerzelle, vor der mehrere Wachen postiert waren. Als sie den König kommen sahen, nahmen sie Haltung an, und Corwyn wies sie an, die rostige Eisentür aufzuschließen.
Knirschend drehte sich der Schlüssel, mit hässlichem Krächzen schwang die Tür auf und gab den Blick in eine winzige Zelle frei, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdiente. Es war mehr ein dunkles Loch, an dessen Rückwand eine hagere Gestalt gekettet war, die mit ihrer grauen Haut und ihrer pechschwarzen Kleidung im Halbdunkel des Kerkers kaum auszumachen war.
»Ruuhl?«, fragte Corwyn.
Die dunkle Gestalt regte sich. Das Haupt, von dem das Haar in feuchten Strähnen herabhing, wurde angehoben, und ein zorniges Augenpaar funkelte Corwyn an.
»Was willst du, falscher König?«, fragte Ruuhl mit schwacher Stimme. Zum Lohn für seine Unverschämtheit hatte Corwyn ihn auf eine Tagesration Wasser und Brot setzen lassen.
»Dir etwas mitteilen.«
»Tatsächlich?«
»Du wirst dein Leben behalten, Dunkelelf«, kündigte Corwyn an. »Aber betrachte es nicht als Geschenk, sondern allenfalls als Leihgabe, hast du verstanden?«
»Gewiss, gewiss …« Ruuhl lachte kehlig. »Ist es erlaubt zu fragen, was diesen Gesinnungswandel herbeigeführt hat?«
»Ich werde eine Kriegsflotte ausrüsten«, gab Corwyn bekannt. »Zehn Schiffe, die von Tirgas Dun aus in See stechen werden – und du, Dun'ras Ruuhl, wirst unser Führer sein.«
»Euer Führer wohin?«
»Zu den Fernen Gestaden!«
Wenn der Dunkelelf überrascht war, so ließ er es sich nicht anmerken. »Sieh an«, sagte er nur. »Du hast deine Meinung also geändert.«
»Sonst wäre ich wohl kaum hier.«
»Und aus welchem Grund?«
»Das geht dich nichts an.«
»So barsch und abweisend?« Trotz der misslichen Lage, in der er sich befand, schnalzte Ruuhl mitleidig mit der Zunge. »Ich fürchte, falscher König, du wirst dich in meiner Gegenwart eines anderen Tones befleißigen müssen, wenn du meine Hilfe willst.«
»Komm mir nicht so«, entgegnete Corwyn ungerührt. »Du willst ebenso sehr zu den Fernen Gestaden wie ich, vielleicht sogar noch mehr. Also tu nicht so, als müsstest du dich dazu überwinden.«
»Ich will zurück, das ist wahr«, gab der Dunkelelf grinsend zu, »aber
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