Die Orks - Blutrache - Roman
Straßensperre waren die Wächter nicht ganz so achtlos. Eine Schlange wie bei der Einfahrt gab es nicht, aber sie mussten halten.
Der Feldwebel, der sie vorher kontrolliert hatte, überprüfte sie auch dieses Mal. Als er sie sah, wurde er sichtlich misstrauisch.
»Ich hatte nicht damit gerechnet, Euch so bald wiederzusehen, Herr.«
»Nein?«, antwortete Pepperdyne.
»Die Putzkolonnen brauchen normalerweise doppelt so lange.«
»Wirklich?«
»Ja, Herr.«
»Tja, diese hier haben besonders hart gearbeitet.«
»Das ist mal was Neues bei diesen faulen Säcken, Herr.« Er sah Pepperdyne scharf an. »Was ist Euer Geheimnis?«
»Geheimnis?«
»Wie bekommt Ihr sie dazu, die Ärsche zu bewegen?«
»Kein Geheimnis, Feldwebel. Nur die großzügige Anwendung der Peitsche.«
Der Soldat grinste anerkennend. »Ja, Herr.« Dann betrachtete er Coilla, die seinem Blick auswich.
Anschließend begutachtete er die Ladefläche und ließ sich damit so viel Zeit, dass Coilla schon fürchtete, er hätte die Beute bemerkt. Ihre Hand wanderte erneut in die Falten ihrer Gewänder, um eine Klinge zu ziehen.
Endlich kehrte der Feldwebel zu Pepperdyne zurück. »Danke, Herr. Ihr könnt passieren.«
Pepperdyne nickte und ließ die Zügel knallen.
Er und Brelan widerstanden dem Drang, schneller zu fahren. Sie legten ein gleichmäßiges Tempo vor, obwohl hinter ihnen im Sperrgebiet schon der Tumult ausbrach.
Coilla und Pepperdyne wechselten einen Blick und lächelten erfreut.
Die Wagen polterten an einem Stück Ödland vorbei, wo die Besatzungstruppen ein Haus zerstört hatten. Auf dem Grundstück wuchsen Büsche und Unkraut.
Ein besonders scharfsichtiger Passant, und vor allem jemand, der mit der Ausstrahlung der Magie vertraut war, hätte hier etwas Ungewöhnliches gespürt. Einen scheinbar leeren Bereich, der nicht recht zur Umgebung passen wollte. Wie eine halb durchsichtige Blase, die das Licht nicht völlig durchdringen konnte. Allerdings war es so gedämpft und flüchtig, dass ein zufälliger Betrachter es für eine Täuschung seines Auges gehalten hätte.
In ihren Zaubermantel gehüllt, beobachtete die Elfin Pelli Madayar den Beutezug der Füchsinnen und machte sich Sorgen. Zweifellos verstieß die abtrünnige Orkbande massiv gegen die Vorschriften der Torhüter. Sie spielten mit dem Feuer.
Man musste ihnen umgehend Einhalt gebieten.
22
Im großen Saal der Festung von Taress fand eine Versammlung statt. Der Raum war überfüllt. Neben den wichtigsten militärischen Würdenträgern waren auch Vertreter der unteren Stände anwesend. Beamte, Verwalter und Gesetzgeber trafen hier aufeinander. Nachdem sie lange im Stehen hatten warten müssen, scharrten sie mit den Füßen und seufzten halblaut.
Ganz vorn war General Hacher angetreten, eingerahmt von seinem Adjutanten Frynt und dem erleuchteten Bruder Grentor vom Orden der Helix.
»Wie lange soll das noch dauern?«, flüsterte Grentor. »Es ist unerträglich, dass wir hier wie Bittsteller behandelt werden.«
»Vielleicht möchtet Ihr dies der Gesandten persönlich mitteilen, wenn sie eintrifft«, schlug Hacher vor. »Immerhin ist sie dem Rang nach die Vorsteherin Eures Ordens.«
Grentor warf ihm einen giftigen Blick zu und verfiel wieder in verdrossenes Schweigen.
Als sich endlich Schritte näherten, merkten alle Anwesenden auf.
Mit lautem Krachen wurde das Portal der Halle aufgeworfen. Zwei Wächter einer Eliteeinheit traten ein und bauten sich links und rechts neben dem Eingang auf.
Gleich danach folgte Jennesta. Der Saum ihres Mantels, der aus dem glänzenden pechschwarzen Pelz eines Tiers geschneidert war, über das man nur Mutmaßungen anstellen konnte, streifte über den Holzboden. Das Klackern ihrer gefährlich hohen, spitzen Absätze hallte durch den ganzen Saal.
Sie schritt zum vorderen Ende des Raumes und stieg auf die Bühne. Dort ließ sie den Mantel mit einer lässigen Bewegung von den Schultern gleiten. Hacher war nicht der Einzige, der an eine sich häutende Schlange dachte.
Jennesta kam ohne Umschweife zur Sache.
»Ich bin erst seit kurzer Zeit hier«, begann sie, »aber doch lange genug, um zu erkennen, wie diese Provinz geführt wird. Noch wichtiger ist, dass ich nun weiß, wer sie führt. Ist es die Macht der bewaffneten Streitkräfte von Peczan? Sind es die Bevollmächtigten des Reichs oder dessen Gesetzgeber? Ist es die Bruderschaft der Helix?« Sie ließ einen kalten Blick über die Anwesenden schweifen. »Nein. Acurials wahre Herrscher
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