Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
Vom Netzwerk:
entfernten Ring aus Licht entgegen. Während des Aufstiegs gestattete sie sich einen Augenblick dankbarer Zufriedenheit ob des Schicksals der Merz. Nur noch ein wenig mehr ähnlich entschlossenes Vorgehen, und alle Gefahr, die von
    ihnen für ihre Souveränität ausging, würde im Keim erstickt. Ließe sich doch nur dasselbe über andere Rassen sagen, insbesondere über die Pest der Menschen. Sie erreichten den Eingang zu einer geräumigen Unterwasserhöhle, die von Klumpen des phosphoreszierenden Gesteins erleuchtet war. Sie schwamm an der Spitze ihres Schwarms hinein. Sie ignorierte die Respektbezeugungen der Abteilung von Wachen und glitt zu einem großen vertikalen Schacht in der Höhlendecke empor, der ebenfalls beleuchtet war. Der Schacht traf auf eine Abzweigung und teilte sich in zwei Kanäle wie zwei große Rauchfänge. Von zwei Unterführern begleitet, wählte sie den rechten Schacht. Der Rest des Schwarms nahm den linken zu ihren Quartieren.
    Minuten später tauchte ihre Gruppe aus dem Wasser auf. Sie erreichten die Oberfläche in einem bis fast zur Hüfte gefluteten gewaltigen Raum, ein Zustand der dauerhaft und gewollt war, um den Bedürfnissen einer amphibischen Rasse zu entsprechen, die ständigen Zugang zum Wasser benötigte. Das zur Hälfte untergetauchte Gebilde bestand teils aus Korallen, teils aus bröckelndem Fels. An der Decke hatten sich Stalaktiten gebildet. Für das unkundige Auge mochte dies nach einer Ruine aussehen, in der eine Wand fehlte und die anderen mit Algen und Flechten bedeckt waren. Der Geruch nach verfaulten Pflanzen lag in der Luft. Aber nach den Maßstäben der Nyadd war dies ein Vorzimmer zu einem Palast. Der fehlende Wandabschnitt ermöglichte den Ausblick auf Marschland und den grauen Ozean dahinter, der mit finsteren, zerklüfteten Inseln übersät war. Ein zorniger Himmel traf den Ozean am Horizont. Nyadd waren perfekt an ihre Umwelt angepasst. Wäre eine Schnecke zur Größe eines kleinen Pferdes gewachsen, hätte einen Panzer wie eine Rüstung entwickelt und gelernt, auf einem stämmigen, muskelbepackten Schwanz aufrecht zu stehen; wären ihr Rückenflossen und Arme mit Krallenhänden gewachsen; würde die gelblich-grüne Haut vor Ranken triefen und hätte sie einen Kopf wie ein Reptil, mit vorspringendem Kiefer, Beißzangenmund, spitzen Reißzähnen und eingesunkenen Knopfaugen, wäre sie so etwas wie ein Nyadd gewesen. Aber nicht wie sie.
    Im Gegensatz zu den Nyadd, über die sie herrschte, war sie nicht reinrassig. Ihre gemischtrassige Abstammung hatte ihr eine einzigartige Physiognomie beschert. Sie war eine Hybride, in ihrem Fall eine Mischung aus Nyadd und Mensch, obwohl die Nyadd-Merkmale vorherrschend waren. Oder wenigstens zog sie es vor, dies zu glauben. Ihre menschliche Abstammung war ihr ein Greuel, und niemand, dem etwas am Leben lag, würde es wagen, sie daran zu erinnern. Wie ihre Untertanen besaß sie einen stämmigen Schwanz und Rückenflossen, obwohl letztere eher Hautlappen ähnelten als den härteren, festeren Membranen der Nyadd. Ihr Oberkörper und Milchdrüsen, die nackt waren, verbanden Haut mit Schuppen, wobei die Schuppen kleiner waren als bei den Nyadd üblich und ganz leicht in allen Regenbogenfarben schillerten. Auf beiden Seiten ihres Rumpfs waren Kiemenschlitze. Ihr Kopf war zwar unverkennbar reptilienhaft in seinem Grundcharakter, aber dort trat das menschliche Erbe am deutlichsten hervor. Im Unterschied zu den Reinrassigen hatte sie Haare. Ihr Gesicht hatte einen schwach bläulichen Schimmer, aber Ohren und Nase waren eher nach Art der Menschen geformt, und ihr Mund hätte der einer Menschenfrau sein können. Ihre Augen waren viel runder und hatten Wimpern, obwohl die leuchtend grüne Iris unvergleichlich war. Nur ihrem Wesen nach war sie eine typische Nyadd. Von allen im Wasser lebenden Rassen war ihre die starrsinnigste, rachsüchtigste und kriegerischste. Diese Merkmale waren bei ihr, falls das überhaupt möglich war, noch stärker ausgeprägt als bei ihren Untertanen, und vielleicht war das auf ihr menschliches Erbteil zurückzuführen. Während sie zur Bresche in der Wand watete, betrachtete sie die trostlose Landschaft. Sie war sich ihrer beiden Unterführer bewusst, die sich unaufdringlich im Hintergrund hielten und jedes Bedürfnis zu erahnen suchten, das sie zum Ausdruck bringen mochte, und sie spürte auch, wie angespannt sie waren. Ihr gefiel Anspannung.
    »Unsere Verluste waren gering, Königin Adpar«, wagte einer ihrer

Weitere Kostenlose Bücher