Die Orks
unbekannt, ihr Detailreichtum und ihre Verzierungen ähnelten nichts, was er kannte. Aber es gab Elemente, die ihm verrieten, dass das, was er betrachtete, offenbar eine Befestigung war. Auch die Lage, erhöht und mit weitem Ausblick auf das Meer, bestätigte dies. Er hätte die Anlage ebenfalls an dieser Stelle errichtet. Jeder mit einem militärisch geschulten Blick hätte dasselbe getan. Während er mit einer Hand seine Augen abschirmte, begutachtete er die Aussicht. Der Wind peitschte Gesicht und Kleidung. So stand er einige Zeit, bis er eine Bewegung sah. Eine Gruppe von Reitern kam aus der entgegengesetzten Richtung den Strand entlang. Als sie näher kamen, konnte er erkennen, dass es sieben waren. Nach kurzer Zeit wurde offensichtlich, dass ihr Ziel die Befestigung war. Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf warnte ihn vor der Möglichkeit einer Auseinandersetzung. Dann sah er, dass es Orks waren, und die Stimme verstummte. ie Reiter hielten am Fuß der Erhebung an. Als sie abstiegen, erkannte er einen von ihnen. Es war die Frau, der er hier schon öfter begegnet war. Vorausgesetzt, er war hier und wo immer hier auch war. Er ließ diesen Gedanken über sich hinwegziehen wie einen lauen Nachtwind. Sie führte ihre Gruppe beim Erklimmen der Klippe an. Ihre Bewegungen waren behende und sicher. Sie erreichte das Ende vor den anderen und streckte eine Hand nach ihm aus. Er nahm sie und zog sie die letzten paar Fuß empor. Wie beim letzten Mal, als er ihre Hand in seiner gespürt hatte, fiel ihm auf, wie fest und angenehm kühl sie war. Mit einem geschmeidigen Satz war sie bei ihm und lächelte. Es erwärmte ihr starkes, offenes Gesicht. Sie war ein wenig kleiner als Stryke, aber der Unterschied wurde durch ihren Kopfschmuck ausgeglichen, diesmal ein Büschel aus glänzenden grünen und blauen Federn. Ihre Statur war angenehm muskulös, ihr Rücken gerade. Es ließ sich nicht bestreiten, dass sie ein sehr hübscher Ork war.
»Sei gegrüßt«, sagte sie.
»Einen schönen Tag.« Die anderen Orks erreichten das Plateau. Zwei von ihnen waren weiblich. Sie nickten im Vorbeigehen, anscheinend freundlich und ohne Bedenken, wer er wohl sein oder warum er wohl hier sein mochte.
»Angehörige meines Klans«, erklärte sie. Er beobachtete sie, während sie weitergingen und sich an einer anderen Stelle postierten, wo sie aufs Meer schauten und sich unterhielten. Stryke wandte sich wieder ihr zu. Sie starrte ihn an.
»Wie es scheint, kreuzen sich unsere Wege abermals.«
»Warum ist das so? Was glaubst du?« Ihre Miene deutete an, dass sie die Frage exzentrisch fand.
»Schicksal. Der Wille der Götter. Wer weiß? Wäre es dir anders lieber?«
»Nein! Äh, nein, gewiss nicht.« Sie lächelte, ein wenig wissend, wie er fand, und wurde dann ernster.
»Du siehst immer so bekümmert aus.«
»Tue ich das?«
»Was bedrückt dich?«
»Das ist… schwer zu erklären.«
»Versuch es.«
»Mein Land leidet. Sehr sogar.«
»Dann verlass es. Komm hierher.«
»Es gibt zu viele wichtige Dinge, die mich in meinem Land festhalten. Und wie ich hierherkomme, weiß ich nicht. Es geschieht ohne mein Zutun.«
»Das ist schwer zu verstehen. Du scheinst mit großer Leichtigkeit hierher zu finden. Kannst du das näher erklären?«
»Nein. Ich bin auch verwirrt und habe keine Erklärung.«
»Vielleicht kommt das Verständnis noch. Aber egal. Was lässt sich tun, um deine Last zu mildern?«
»Ich stecke gerade in einem Unternehmen, das dies erreichen könnte.«
»Dann besteht also Hoffnung?«
»Könnte, habe ich gesagt.«
»Du solltest nur das tun, was richtig und gerecht ist. Glaubst du, dass du das tust?« Er antwortete ohne Zögern.
»Ja.«
»Und du glaubst, dass du dir selbst treu bist, indem du dieses Unternehmen ausführst?«
»Das glaube ich.«
»Dann hast du dir ein Versprechen gegeben, und wann hätten Orks einmal ihr Wort zurückgenommen?«
»Zu oft, wo ich herkomme.« Das schockierte sie.
»Warum?«
»Wir werden dazu gezwungen.«
»Das ist traurig und umso mehr Grund, diesmal nicht nachzugeben.«
»Das könnte ich mir gar nicht erlauben. Das Leben von Kameraden steht auf dem Spiel.«
»Du wirst zu ihnen stehen. Das ist die Art der Orks.«
»Du lässt alles ganz einfach erscheinen. Aber die Ereignisse sind nicht immer leicht zu meistern.«
»Es bedarf einiger Courage, ich weiß, aber mir ist klar, dass es dir daran nicht fehlt. Was für eine Aufgabe du dir auch gestellt hast, du musst versuchen, sie nach
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