Die Orks
noch benommen von der Lebendigkeit seines Traums und musste mehrmals tief Luft holen, um sein inneres Gleichgewicht zurückzugewinnen. Er betrachtete seinen geschrumpften Trupp und dachte über die Entschlossenheit nach, die sein Traum ihm vermittelt hatte. Immer noch sicher, das Richtige zu tun, konnte er sich dennoch nicht des Gefühls erwehren, dass sie Alfray und die anderen vielleicht nie Wiedersehen würden. Jup ließ sein Pferd neben Stryke halten.
»Alles bereit.«
»Sehr gut, Feldwebel. Dann wollen wir mal sehen, ob es uns gelingt, Haskeer und Coilla zu finden.«
Sie ließen Coilla laufen, ans Ende eines Seils gebunden, das an Aulays Sattelknauf befestigt war. Ihr eigenes Pferd wurde von Blaan am Zügel geführt. Lekmann ritt voran und gab ein forsches Tempo vor. Sie hatte ihre Namen erfahren, indem sie ihren Gesprächen zuhörte. Außerdem hatte sie mittlerweile begriffen, dass keinem von ihnen etwas an ihrem Wohlergehen lag, wenn man von einem gelegentlichen und widerstrebend angebotenen Schluck Wasser absah. Selbst das geschah nur zum Schutz dessen, was sie als Geldanlage betrachteten, die sie in Teufelsbrüllen einlösen wollten. Gelegentlich wechselte das Trio ein paar Worte, manchmal auch im Flüsterton, sodass sie sie nicht verstand. Sie warfen ihr scheele Seitenblicke zu. Aulays waren mörderisch. Coilla war in guter körperlicher Verfassung und das Marschieren gewöhnt, aber das von den dreien
angeschlagene Tempo war eine Tortur. Als sie auf einen Bach stießen und Lekmann, der pockengesichtige Anführer mit den fettigen Haaren, befahl, ein Lager aufzuschlagen, fiel es ihr schwer, ihre Erleichterung zu verbergen. Sie sank atemlos und mit schmerzenden Gliedern zu Boden. Der wieselige Aulay, aus dessen Ohr sie ein Stück gebissen hatte, band ihr Pferd an. Was sie nicht sah, war das verschwörerische Zwinkern seines unversehrten Auges, mit dem er Lekmann bedachte. Dann fesselte er sie, sitzend an einen Baumstamm gelehnt. Als das erledigt war, machte das Trio es sich gemütlich.
»Wie lange brauchen wir noch bis Teufelsbrüllen?«, fragte Aulay Lekmann.
»Ein paar Tage, würde ich sagen.«
»Für mich kann es gar nicht schnell genug gehen.«
»Ja, ich langweile mich auch, Micah«, meldete sich der Große, Dämliche zu Wort, der Blaan genannt wurde. Aulay, der sein schmuddelig verbundenes Ohr befingerte, zeigte mit dem Daumen auf Coilla.
»Vielleicht sollten wir uns mit ihr vergnügen.« Er zog ein Messer und nahm es in Wurfhaltung.
»Wir können uns die Zeit mit ein paar Zielübungen vertreiben.« Er nahm sie aufs Korn. Blaan lachte albern.
»Lass es sein«, knurrte Lekmann. Aulay ignorierte ihn.
»Fang auf, Miststück!«, rief er und warf das Messer. Coilla versteifte sich. Die Klinge bohrte sich dicht vor ihren Füßen in die Erde.
»Schluss damit!«, bellte Lekmann.
»Für beschädigte Ware gibt es keinen guten Preis.« Er warf Aulay seinen Wasserbeutel zu.
»Hol uns lieber Wasser.« Murrend nahm Aulay seinen eigenen Beutel und auch Blaans dazu und ging zum Bach. Lekmann streckte sich aus und zog sich den Hut über die Augen. Blaan legte den Kopf auf eine zusammengerollte Decke und drehte sich von Coilla weg. Sie beobachtete sie. Ihr Blick huschte zum Messer, das sie vergessen zu haben schienen. Es war fast in Reichweite. Sie schob vorsichtig einen Fuß in seine Richtung. Aulay kehrte mit den Wasserbeuteln zurück. Sie gab vor zu schlafen, indem sie den Kopf auf die Brust sinken ließ. Der einäugige Mensch starrte sie an.
»Das ist wieder mal typisch für unser Glück, dass wir mit einer Frau hier draußen sind und sie kein Mensch ist«, beklagte er sich. Lekmann gluckste vor sich hin.
»Ich bin überrascht, dass du sie nicht trotzdem ausprobierst. Oder bist du neuerdings wählerisch?« Aulay verzog angewidert das Gesicht.
»Lieber täte ich es mit einem Schwein.« Coilla öffnete die Augen.
»Dann sind wir schon zwei«, versicherte sie ihm.
»Ach, fick dich«, erwiderte er.
»Ich bin kein Schwein, schon vergessen?«
»Wertvoll oder nicht, ich hätte nicht übel Lust, zu dir zu kommen und dir ein paar Tritte zu verpassen.«
»Binde mich los, dann machen wir einen Wettkampf draus. Es würde mir Spaß machen, dir das ein bisschen zu beschädigen, was du zwischen deinen mageren Beinen hast.«
»Große Worte! Womit, Miststück?«
»Damit.« Sie fletschte die Zähne.
»Du weißt doch noch, wie scharf die sind?« Aulay schäumte vor Wut, während er sich mit einer Hand an die
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