Die Orks
einem gewissen Unterton.
»Nichts für ungut, mein Freund.«
»Schon gut. Du hast die Gefahren benannt.«
»Ich schlage vor, ihr übernachtet hier und brecht dann morgen auf. Und mir ist nicht entgangen, dass eure Waffen der Aufgabe nicht gerade angemessen sind. Wir werden euch mit dem Besten ausrüsten, was wir haben.«
»Das ist Musik in den Ohren eines Orks«, erwiderte Stryke.
»Noch eins.« Keppatawn schob die Hand in eine Tasche seiner Lederschürze. Die Hand kam mit einer kleinen Phiole aus Ton wieder zum Vorschein, die er Stryke reichte. Alfray betrachtete ihre erlesenen Verzierungen.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich frage, woher du sie hast?« Keppatawns Gesicht nahm einen Ausdruck an, den man fast als verschämt bezeichnen konnte.
»Noch ein Jugendstreich«, gab er zu.
Jedesmal, wenn er sich dorthin wagte, was er bei sich nach wie vor als draußen bezeichnete, zahlte er einen Preis. Seine Kräfte nahmen um einen kleinen, aber merklichen Betrag ab. Die Fähigkeit, seine Gedanken richtig zu koordinieren, wurde schlechter. Er beschleunigte seinen Tod. Da er hier zwischen den Besuchen nicht genug Zeit verbringen konnte, um sich zu regenerieren, würde das Problem sehr wahrscheinlich eskalieren. Tatsächlich gefährdeten seine Aktionen sogar das Hier an sich. Er dachte über die sehr reale Möglichkeit nach, dass er durch sein Hinausgehen nichts erreichen würde. Vielleicht hatte er sogar alles nur noch schlimmer gemacht, obwohl er mit seinen Einmischungen sehr zurückhaltend war und sie so stark eingrenzte, wie er nur konnte. Bei der letzten Gelegenheit hätte er beinahe die Katastrophe über sie gebracht. Bei dem Versuch, das Richtige zu tun, hatte er fast wieder das Falsche getan. Aber er hatte keine Wahl. Die Ereignisse waren zu weit fortgeschritten. Und jetzt wendeten sich sogar die Gefäße seines eigenen Bluts gegen einander. Nur das unberechenbare Schicksal verhinderte eine Katastrophe und vielleicht das Wenige, was zu tun er in der Lage war. So müde er sich auch fühlte, er musste sich darauf vorbereiten, wieder die Verkleidung anzulegen und nach draußen zu gehen. Er hätte sich den Tod wünschen können, um von der Bürde befreit zu werden, wäre das Schuldgefühl nicht gewesen, das von dem Wissen herrührte, dass er für so viel Leiden verantwortlich war. Und für Schlimmeres, das noch kommen würde.
Die Trübsinnigkeit der Versammlung wurde nur noch durch das wachsende Gefühl von Panik in ihren Reihen übertroffen. Adpar lag in einem schwach erleuchteten Korallengemach. Man hatte sie auf ein Bett aus Seegras gelegt, dessen heilende Eigenschaften man für wohltuend hielt und durch das man Wasser sickern ließ in der Hoffnung, es möge sich ebenfalls als belebend erweisen. Obendrein war ihr Körper mit prallen Egeln bedeckt, die sich an ihrem Blut labten, da man der Überzeugung war, es werde auf diese Weise gereinigt. Sie war in einem Delirium. Ihre Lippen bebten, und die stummen Worte, die sie formten, konnte niemand verstehen. Wenn sie halb aus ihrem Delirium erwachte, schimpfte sie auf die Götter und, vehementer, auf ihre Schwester. Eine auserwählte Gruppe war anwesend, die sich aus hochrangigen Ältesten, den höchsten Militärs und ihren Leibheilern zusammensetzte.
Der Sprecher des Ältestenrats nahm den Obersten Heiler für eine geflüsterte Unterhaltung beiseite.
»Haben Sie Fortschritte bei der Erkundung dieser Erkrankung gemacht?«, fragte er.
»Nein«, gab der ältliche Arzt zu.
»Alle Tests, mit denen wir es versucht haben, geben keinen Aufschluss. Keine unserer Arzneien zeigt eine Wirkung.« Er rückte näher, und sein Tonfall bekam etwas Verschwörerisches.
»Ich vermute einen magischen Einfluss. Wenn es nicht gegen alle ausdrücklichen Wünsche Ihrer Majestät verstieße, die sie geäußert hat, als sie es noch konnte, hätte ich einen Zauberer hinzugezogen.«
»Sollen wir es wagen, uns ihrem Willen zu widersetzen und es trotzdem tun? Schließlich bekommt sie ohnehin nicht mit, was vorgeht.« Der Heiler sog abschätzend Luft durch seine rauhen Nyadd-Zähne.
»Ich kenne keinen Magiekundigen, der auch nur annähernd die Fähigkeiten besäße, um damit fertig zu werden. Nicht zuletzt deswegen, weil sie die Besten selbst beseitigt hat. Sie wissen, wie sehr ihr der Gedanke an Konkurrenz missfällt.«
»Können wir nicht einen von außerhalb des Reichs holen?«
»Selbst wenn wir jemanden fänden, der bereit wäre, zu kommen, bleibt immer noch die
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