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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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erwiderte Coilla.
    »Lebt sie noch?«, wollte Stryke wissen. Alfray untersuchte sie.
    »So eben.« Von allen vergessen, schlich sich der Älteste zur Tür. Er ging hindurch, lief durch den Korridor und brüllte aus Leibeskräften:
    »Wachen! Wachen!«
    »Verdammt«, sagte Stryke.
    »Überlass das mir«, sagte Coilla. Sie flog förmlich zur Tür und zog dabei ein Wurfmesser. Ihr Arm schnellte zurück, als sie ausholte. Das Wurfgeschoss traf den fliehenden Ältesten in den Nacken. Er fiel zu Boden und ließ dabei eine Menge Wasser aufspritzen.
    »Ich sagte schon, dass es gute Klingen sind«, bemerkte Coilla. Stryke befahl ein paar Gemeinen, die Tür zu bewachen, und sie richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Adpar.
    »Bisher hatten wir Glück«, sagte er zu ihnen.
    »Das wird nicht ewig so bleiben. Glaubst du, sie kann uns hören, Alfray?«
    »Schwer zu sagen. Sie ist ziemlich weggetreten.« Stryke beugte sich zu ihr vor.
    »Adpar. Adpar! Hör mich an. Du stirbst.« Ihr Kopf bewegte sich unmerklich auf dem smaragdgrünen Kissen.
    »Hör mich an, Adpar. Du stirbst, und deine Schwester Jennesta ist schuld.« Die Lippen der Königin bewegten sich ein wenig. Sie wurde etwas lebhafter, wenn auch nur ein klein wenig.
    »Hör mich an, Königin der Nyadd. Deine eigene Schwester hat dir das angetan.
    Jennesta war diejenige. Jennesta.« Die Augenlider flatterten, und die Lippen bebten. Ihre Kiemen pulsierten ein wenig. Ansonsten gab es keine Reaktion.
    »Es ist hoffnungslos«, seufzte Coilla. Haskeer schaltete sich ein.
    »Ja, mach dir nichts vor, Stryke, das wird nicht klappen. Es hat keinen Sinn, hier herumzustehen und immer nur Jennesta, Jennesta, Jennesta zu sagen.« Stryke war niedergeschlagen. Er wandte sich langsam vom Sterbebett ab.
    »Ich dachte nur…«
    »Wartet!«, rief Jup.
    »Seht doch!« Adpars Augenlider flatterten, blinzelten fast.
    »Es hat angefangen, als Haskeer Jennestas Namen wiederholt hat«, meldete Jup. Sie sahen, wie Adpars Wimpern feucht wurden. Dann bildete sich eine einzelne Träne und lief ihre Wange hinunter.
    »Schnell!«, drängte Alfray.
    »Die Phiole!« Mit fliegenden Fingern holte Stryke den winzigen Behälter heraus und versuchte, ihn gegen Adpars Wange zu pressen. Seine Hände waren unbeholfen.
    »Gib her«, sagte Coilla und nahm ihm die Phiole ab.
    »Das bedarf weiblichen Feingefühls.« Vorsichtig bugsierte sie den Hals des kleinen Fläschchens unter die Träne und drückte die Wange behutsam zusammen. Die Träne lief herab und wurde aufgefangen. Coilla stöpselte die Phiole zu und gab sie Stryke.
    »Eine ziemliche Ironie, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Ich wette, sie hat in ihrem ganzen Leben keine einzige Träne für das Leid vergossen, das sie anderen zugefügt hat. Dazu war Selbstmitleid nötig.« Stryke betrachtete die Phiole.
    »Wisst ihr, ich hätte nie gedacht, dass wir das schaffen könnten.«
    »Das sagt er uns jetzt«, murrte Haskeer.
    »Die Götter waren mit uns«, verkündete Alfray, indem er Adpars Handgelenk losließ.
    »Sie ist tot.«
    »Wie passend, dass ihre letzte Tat eines ihrer Opfer heilen wird«, urteilte Stryke.
    »Jetzt müssen wir nur noch von hier verschwinden«, sagte Jup.
    Jennesta war mitten in einer Strategiebesprechung mit Mersadion, als es geschah. Die Wirklichkeit konfigurierte sich neu, wurde biegsam, veränderte sich. Sie hatte eine Art Vision, nur war es eben keine. Es war mehr ein überwältigender Eindruck des Wissens, eine Gewissheit, dass ein Ereignis von großer Bedeutung stattgefunden hatte. Und parallel zu diesem Wissen kam noch etwas anderes, eine eindeutige und klare Botschaft, in Ermangelung eines besseren Worts, die sie gleichermaßen aufregend fand. Jennesta hatte noch nie zuvor etwas wie jene Empfindung erlebt, die in diesem Augenblick Besitz von ihr ergriffen hatte. Sie nahm an, dass sie eine Folge der intimen telepathischen Verbindung war, die sie unfreiwillig mit ihrer Schwester teilte. Geteilt hatte, korrigierte sie sich. Adpar war tot. Jennesta wusste dies ohne den geringsten Zweifel. Und das war nicht alles, was sie nun wusste. Sie hatte weder bemerkt, dass sie die Augen geschlossen hatte, noch dass sie die Lehne eines Stuhls ergriffen hatte, um sich zu stützen. Ihr Kopf wurde wieder klar. Sie richtete sich auf und holte ein paar Mal tief Luft. Mersadion starrte sie mit einem Ausdruck äußerster Beunruhigung an.
    »Ist… alles in Ordnung, Majestät?«, wagte er zu äußern. Sie blinzelte ihn verständnislos an und riss sich dann

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