Die Orks
jeder Sorte hatten. Wurfmesser und Schleudern waren zahlreicher vertreten. Die Aufseher schrien und johlten, als sie ihnen entgegenstürmten. Einzelne Gesichter schälten sich erkennbar aus der Masse, vor Blutdurst verzerrt. Der dampfende Atem der Pferde ballte sich zu Wolken. Der Boden bebte.
»Wartet!«, mahnte Alfray. Dann waren die Aufseher nur noch einen Steinwurf von der Orklinie entfernt.
»Jetzt!«, brüllte Jup. Der Trupp ließ seine spärlichen Wurfgeschosse fliegen. Pfeile wurden abgefeuert, Speere sausten durch die Luft, und ein Steinhagel prasselte nieder. Es gab einen Augenblick des Chaos, als die Menschen ihre Pferde zügelten. Mehrere wurden durch das jähe Abbremsen aus dem Sattel geworfen. Andere wurden durch Pfeile und Steine gefällt. Hier und da wurden Schilde gehoben. Die Vergeltung erfolgte rasch, wenn auch nur vereinzelt. Einige wenige Pfeile flogen, und mehrere Speere kamen angesegelt, aber aus der mageren Gegenwehr schien hervorzugehen, dass die Aufseher ebenso schlecht ausgerüstet waren wie die Vielfraße. Wo sie welche hatten, hoben die Orks ihrerseits die Schilde. Geschosse prallten von ihnen ab. Die Wurfgeschosse waren rasch erschöpft, und die beiden Seiten gingen dazu über, Schmähungen und Spott auszutauschen. Hände füllten sich mit Nahkampfwaffen.
»Ich gebe dem Theater noch zwei Minuten«, prophezeite Coilla. Sie irrte sich.
Das Patt wurde nach der Hälfte der Zeit durchbrochen. Durch ihre viel größere Anzahl erkühnt, preschten die Menschen plötzlich vor, eine schwarze Flut, die vor Stahl strotzte.
»Jetzt gilt's«, murmelte Jup finster, indem er eine doppelschneidige Axt aus ihrer Sattelscheide zog. Haskeer zückte ein Breitschwert. Coilla schob einen Ärmel zurück und fischte ein Wurfmesser aus ihrer Unterarmscheide. Alfray richtete die Bannerlanze nach vorn.
»Haltet stand! Und gebt auf die Flanken Acht!« Alle anderen Ratschläge gingen im Getöse der anstürmenden Aufseher unter. Die größere Anzahl und geringere Disziplin der Menschen führte zu einer Gruppenbildung, wodurch sie sich selbst behinderten. Es änderte nichts daran, dass jeder Vielfraß gegen eine Übermacht anzutreten hatte, aber es gewährte ihnen ein paar Sekunden Aufschub. Coilla nutzte sie für den Versuch, ein paar Feinde auszuschalten, bevor sie sie erreichten. Sie warf ihr Messer auf den nächsten Menschen. Es traf ihn in den Hals, und er fiel vom Pferd. Sie zückte rasch die nächste Klinge und beförderte sie mit einem Unterhandwurf ins Auge eines weiteren Gegners. Ihr dritter Wurf verfehlte sein Ziel und erwies sich auch als ihr letzter. Der Feind war jetzt zu nahe für etwas anderes als ein Handgemenge. Mit einem lauten Kriegsruf hob sie ihr Schwert. Der erste Krieger, der Jup erreichte, bezahlte teuer dafür. Ein Schlag mit der gewichtigen Axt des Zwergs spaltete ihm den Schädel und besprengte alle in der Nähe mit Blut und Knochensplittern. Zwei weitere Aufseher stürmten heran. Jup wich ihren Klingen aus und setzte einen weiten horizontalen Schwung an, der einem die Hand abtrennte und dem anderen die Brust einschlug. Es gab keine Pause. Weitere Gegner ersetzten die Gefallenen. Sein wettergegerbtes, bärtiges Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, als Jup auf sie einhieb. Haskeers wilder Schlaghagel fällte seine beiden ersten Angreifer. Doch der zweite riss im Fallen seine Klinge mit, sodass Haskeer dem nächsten Gegner mit bloßen Händen gegenüberstand. Der Mann hatte eine Pike. Sie rangen darum, die Knöchel vor Anstrengung weiß, während der lange Speer hin und her ruckte. Haskeer mobilisierte alle Kräfte, stieß dem Mann das stumpfe Ende in den Bauch und brach so dessen Griff. Nach einer flinken Drehung landete die Spitze der Waffe in den Eingeweiden ihres ursprünglichen Besitzers. Nachdem er sie aus der Wunde gerissen hatte, erwies sie ihm gegen einen weiteren Aufseher denselben guten Dienst. Doch dieses Opfer krümmte und wand sich so ausgiebig, dass der Schaft brach, sodass Haskeer plötzlich mit einem unnützen Stück Holz in der Hand dastand. Dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Ein weiterer Mensch ging mit funkelndem Schwert auf ihn los. Und ein einsamer Pfeil zischte aus dem Getümmel heran und durchbohrte Haskeers Unterarm. Mehr vor Wut denn vor Schmerzen heulend, riss er den blutigen Schaft heraus. Mit dem Pfeil in der Hand warf er sich vorwärts und stach mit ihm wie mit einem Messer nach dem Gesicht des Aufsehers. Die Ablenkung ermöglichte es
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