Die Orks
Krista.
»Sofort aufhören!«
»Beruhigt euch!«, sagte Stryke in dem Versuch, die Situation zu entschärfen. Seine Worte gingen fast in flüchtigem Schwertgeklirr unter. Noch lauter fuhr er fort:
»Ihr kennt uns! Wir haben neben euch gekämpft. Glaubt ihr wirklich, ein Haufen wie eurer könnte es mit uns allen aufnehmen?« Rellston fluchte und handelte sich damit einen strafenden Blick seiner Priesterin ein. Dann sagte er:
»Immer mit der Ruhe, Leute. Lasst sie einstweilen gehen.«
»Vielfraße, lasst euch zurückfallen«, befahl Stryke. Er hielt sein Schwert locker in der Hand und war bereit, jeden Augenblick anzugreifen, während er den Rückzug seines Trupps deckte. Fast alle waren in der Nacht untergetaucht, als einer von Rellstons Männern plötzlich rief:
»Wir können sie nicht entwischen lassen! Ihnen nach!« Sofort war alles ein einziges Chaos.
»Tötet niemanden, wenn ihr nicht unbedingt müsst!«, rief Stryke. Die Pferde des Trupps waren jenseits der Mannis außer Reichweite. Stryke brüllte:
»Verschwinden wir von hier!« Er tauchte in den Büschen hinter sich unter, duckte sich unter überhängenden Zweigen durch und bemühte sich, nicht auf morsche Äste zu treten. Es half, dass der Boden mit Wasser vollgesogen war. Die dicke Schlammschicht verschluckte jedes Geräusch. Er strengte seine Sinne aufs Äußerste an und folgte seinem Kriegstrupp mit Hilfe der Intuition. Es jagte ihm Angst ein. Aber es funktionierte. Rasch hatte er den dünnen Gürtel der Bäume hinter sich gelassen. Er sah sich einer offenen Wiese gegenüber und konnte in dem schwachen Licht, das dem Morgengrauen voranging, dunklere Linien von Schritten erkennen, die auf das regensilbrige Gras gemalt waren. Er folgte ihnen im Laufschritt, erklomm eine leichte Erhebung und sah ein weiteres Dickicht vor sich, in dessen Schutz gerade der letzte Vielfraß verschwand. Er lief den flachen Hang empor und tauchte zwischen den Bäumen unter.
»Hier dürften wir eine Weile sicher sein«, keuchte er.
»Ach ja?«, knurrte Haskeer aus den fleckigen Schatten kaum eine Armeslänge entfernt.
»Dann sieh dir mal das hier an.« Das hier war die andere Seite der Baumgruppe. Und hinter ihr lag mattgrau im bewölkten Morgen der CallyparrMeeresarm. Stryke sah sich hektisch um. Auf allen Seiten bis auf einer rauschte Wasser an der kleinen Halbinsel vorbei, auf der sie standen. Und die Mannis kamen ihnen angeführt von Rellston über die Wiese nachgelaufen.
»Was sollen wir jetzt machen?«, rief Haskeer frustriert.
»Schwimmen?« Jup fauchte:
»Reiß einfach dein großes Maul auf und sauf das Wasser.« Ungeachtet der Tatsache, dass ihnen die Hundertschaft aus Ruffettsblick immer näher kam, funkelten Zwerg und Ork einander an. Coilla explodierte förmlich.
»Das haben wir dir und deinen verdammten Sternen zu verdanken!«, schrie sie Stryke an und zerfetzte mit einem Messer seinen Gürtelbeutel. Der Beutel klaffte auseinander. Der Zeitablauf schien sich zu verlangsamen, als Stryke den einzelnen, fünfzackigen, grünen Instrumental durch die Luft fliegen sah. Während er mit einer Hand vergeblich versuchte, den Beutel zusammenzuhalten, warf er sich vorwärts. Aber es war bereits zu spät. Die vier verschmolzenen Teile fielen ebenfalls heraus. Seine Fingerspitzen berührten sie kurz und stießen sie in Richtung einer schmalen Lichtung zwischen den Bäumen.
Während die Mannis über die Wiese stürmten, sah Stryke den einzelnen grünen Stern von einem Felsen abprallen und in die Höhe springen. Weder er noch die anderen Orks waren sich der durchnässten Gestalt bewusst, die aus dem Wasser kroch und sich am Rande des kleinen Wäldchens verbarg. Als Stryke die Hände ausstreckte, um den einzelnen Stern aufzuheben, stieß er ihn an, sodass er direkt zu dem immer noch rollenden Verbund der anderen flog. Er lief hinter seinem Schatz her, hob alle Sterne auf und presste sie an die Brust. Er spürte das Klicken, als sie sich verbanden, mehr, als dass er es hörte. Das Mosaik war vollständig. Dann machte die Wirklichkeit einen Schritt nach links.
Schwärze. Da war ein Gefühl durchdringender Kälte, und Strykes Magen krampfte sich zusammen, als falle er. In seinen Ohren klingelte es so laut, dass er nichts anderes hören konnte. Er streckte die Hände aus, um sich zu retten, aber da war nichts, woran er sich hätte festhalten können. Nichts unter seinen Füßen. Gar nichts. Dann landete er unversehens. Er stürzte nach vorn, und seine Hände
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