Die Orks
Gewicht ließ das Ungeheuer hinten zu schwer werden. Es rutschte die Wand herunter und landete auf Haskeers Stange. Sein eigenes Gewicht trieb den improvisierten Speer durch seinen Leib. Die Spitze bohrte sich durch die Knolle, wo der Schädel sich hätte befinden müssen. Eine breiige Masse sprudelte heraus und regnete in klebrigen schwarzen Klumpen herab. Stryke ließ sich auf eine Stufe sinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Balustrade.
»Gute Arbeit, Leute.« Die Orks frohlockten, schlugen sich gegenseitig auf die Schulter oder grinsten nur, während sie sich schwankend erhoben. Seraphim verdarb ihnen die Freude.
»Feiern Sie nicht zu früh. Der Morgen graut, und wir müssen es immer noch in den Keller schaffen.«
Orks und Menschen stiegen in dem Versuch über die Leiche des Sluagh hinweg, sich nicht mit seinem widerlichen Blut zu besudeln. Auf der Wendeltreppe war das nicht leicht, aber schließlich erreichten sie das Ende der Treppe in der großen Halle, wo sie am Tag zuvor gefangen genommen worden waren. Hinter dem Geländer kauernd, beobachtete Stryke ein Dutzend Sluagh dabei, wie sie ihren Verrichtungen nachgingen. Allein oder paarweise waren sie mit trägen Bewegungen in verschiedene Richtungen unterwegs. Falls auch nur ein einziger die Richtung zu ihnen eingeschlagen hätte, wären sie alle miteinander verloren gewesen, aber undersamerweise geschah das nicht. Dann war auch die letzte Gruppe der Ungeheuer durch einen der im Schatten liegenden Durchgänge verschwunden, und von den grausigen Kreaturen war nichts mehr zu sehen. Seraphim zischte:
»Schnell! Hier entlang!«, und sie huschten im Laufschritt durch die riesige Halle. Sie strebten einer weiteren Treppe auf der anderen Seite entgegen und stürmten sie empor.
»Augenblick«, sagte Stryke.
»Ich dachte, wir wollten in den Keller. Warum rennen wir dann nach oben?«
»Ein kleiner Umweg, um Waffen zu beschaffen.« Er bedeutete den Orks, still zu sein, als sie eine breite Galerie mit Ausblick auf die Halle erreichten.
»Sehen Sie den Korridor da vorn auf halbem Weg? Er führt zur Waffenkammer.
Bleiben Sie wachsam. Es sind noch andere Sluagh in der Nähe.« Das waren sie in der Tat. Wiederum gingen unter ihnen grauhäutige Ungeheuer ihren täglichen Verrichtungen nach. Die Vielfraße hielten sich geduckt in den Schatten, während sie auf Zehenspitzen die Galerie entlangschlichen. Der Weg zur Waffenkammer war ein Irrgarten aus Treppen und Fluren, doch zumindest schien dieser Teil des Palasts verlassen zu sein. Das gelbliche Licht war hier unregelmäßig und der Staub tief unter ihren Füßen, was ihre Schritte ein wenig dämpfte. Seraphim und Sanara blieben vor einer weiteren Biegung stehen. Der Mann gab Stryke ein Zeichen, der daraufhin um die Ecke lugte.
»Zwei Sluagh, je einer rechts und links neben der Tür«, berichtete er im Flüsterton. Unter Benutzung von Handzeichen teilte er die Orks in zwei Gruppen. Jup, Coilla und Haskeer würden das weiter entfernte Ungeheuer angreifen. Er und Alfray würden mit der Hälfte der Gemeinen das greifenköpfige Ungeheuer übernehmen, das ihnen am nächsten war. Diesmal war der Kampf kurz. Es war viel leichter, die Ungeheuer zu erledigen, wenn der gesamte Trupp gleichzeitig angreifen konnte. Die Kreaturen wurden an der Wand festgenagelt, sodass sie keine Rückzugsmöglichkeit hatten. Trotz der stechenden Kopfschmerzen dauerte es nicht lange, bis die Ungeheuer nicht mehr als ein klebriger Brei waren. Stryke bedeutete Seraphim voranzugehen. Die Menschen öffneten die Tür zu einer Rüstkammer, wie die Orks noch keine gesehen hatten. Über die Hälfte der Waffen kannten sie nicht einmal. Sie gingen geradewegs zu den Speeren und Piken, die an einer Wand hingen. Dabei wurde das durch ein vereistes Fenster einfallende Tageslicht von einem Haufen Metall auf dem Boden reflektiert.
»Meine Axt!«, rief Jup freudig, während er die doppelschneidige Waffe aufhob. Kurz darauf hielten alle ihre Waffen in den Händen, welche die Sluagh ihnen am Tag zuvor abgenommen hatten. Im exotischeren Teil der Rüstkammer versorgten Sanara und Seraphim sich mit wulstigen Röhren aus einem Material, das wie Glas aussah. Nach beendeter Plünderung führte Seraphim sie auf einem anderen Weg nach unten. Stryke hatte das Gefühl, dass dies früher einmal der Bedienstetenflügel gewesen sein musste, denn die Treppe bestand aus rohem Granit, und die Wände waren schlicht. Die kalte Luft wurde zusehends feuchter. Es roch
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