Die Orks
sehen für ihn alle Orks gleich aus", sagte er. In seiner Stimme lag keine Spur von Humor und gewiss keine Wärme.
"Ich kann Ihnen versichern, Hauptmann, dass…"
"Wenn du Strykes Namen kennst", unterbrach ihn der Hauptmann,
"musst du den Vielfraßen begegnet sein." Mobbs spürte Gefahr. Irgendwie wusste er, dass es ihn in eine schwierige Lage bringen würde, wenn er es zugab. Aber er sah keine Möglichkeit, wie er es jetzt noch abstreiten sollte. Während er zauderte, verlor der Hauptmann sichtlich die Geduld.
"Du warst bei ihnen, nicht wahr?"
"Es stimmt, dass ich auf einen Trupp Ork-Krieger gestoßen bin", erwiderte Mobbs schließlich mit wohlüberlegten Worten.
"Und was dann?", hakte Delorran nach.
"Hast du dir bei ihnen die Zeit vertrieben? Mit ihnen über ihre Abenteuer geplaudert? Ihnen vielleicht auf irgendeine Weise geholfen?"
"Mir ist nicht ganz klar, wie ein alter Gremlin wie ich, noch dazu ein unwürdiger Gelehrter, Ihresgleichen helfen könnte."
"Die sind nicht unseresgleichen", schnauzte der Hauptmann.
"Es sind Abtrünnige."
"Wirklich?" Mobbs setzte eine Miene auf, von der er hoffte, dass sie auf überzeugende Weise Überraschung vermitteln würde.
"Ich hatte keine Ahnung von ihrem… Status."
"Vielleicht hattest du mehr Erfolg dabei, in Erfahrung zu bringen, wohin sie unterwegs waren?"
"Wohin sie unterwegs waren? Das wissen Sie nicht, Hauptmann?" Delorran zog sein Schwert. Dessen bedrohliche Spitze zeigte auf Mobbs' Brust.
"Ich habe keine Zeit zu verschwenden, und du bist ein schlechter Lügner. Wo sind sie?"
"Ich… ich weiß…" Die Klinge stach in den schmuddligen Umhang des Gremlins.
"Rede jetzt oder nie wieder."
"Sie… sie haben erwähnt, dass sie vielleicht… nach… Dreieinigkeit gehen wollen", teilte Mobbs widerstrebend mit.
"Dreieinigkeit? Sie wollen in diese Brutstätte der Unis? Ich wusste es doch! Was habe ich Ihnen gesagt, Feldwebel? Sie sind nicht nur desertiert, diese Bastarde sind auch noch Verräter." Der Feldwebel betrachtete Mobbs von oben bis unten.
"Und wenn er lügt, Hauptmann?"
"Er sagt die Wahrheit. Sehen Sie ihn doch an. Er pisst sich gleich vor Angst in die Hose." Mobbs richtete sich im Sattel zu seiner vollen bescheidenen Größe auf, um diese Beleidigung würdevoll zu widerlegen. Ohne Vorwarnung trieb Delorran dem Gremlin sein Schwert in die Brust. Mobbs keuchte und schaute verdutzt auf die Klinge. Delorran riss sie heraus. Blut lief im Überfluss. Mobbs sah den orkischen Offizier mit verständnisloser Miene an. Dann kippte er aus dem Sattel. Das aufgeregte Pferd bockte. Der Feldwebel griff nach den Zügeln und beruhigte es wieder. Delorran bemerkte eine Satteltasche, die der Umhang des Gremlins verborgen hatte. Er öffnete und durchwühlte sie. Sie enthielt wenig
mehr als ein zusammengerolltes Pergament. Delorran sah, dass es sehr alt war, konnte aber nichts damit anfangen.
"Das könnte eine gewisse Bedeutung für den Gegenstand haben, den wir suchen", räumte er ein.
"Vielleicht hätten wir ihn eingehender befragen sollen." Der Feldwebel fand, dass sein Vorgesetzter ein wenig verlegen aussah. Natürlich ritt er nicht darauf herum. Stattdessen warf er einen Blick auf die Leiche des Gremlins.
"Zu spät, um das jetzt noch zu ändern, Herr Hauptmann." Die Ironie entging Delorran völlig. Er starrte auf die Rauchsäule.
Am Abend waren die Vielfraße der Rauchsäule viel näher, die sich jetzt weiß vor der Dunkelheit abzeichnete. Es war nicht mehr weit bis Weberflur, und sie rechneten damit, jeden Augenblick auf die Siedlung zu stoßen. Unterwegs unterhielten sie sich in gedämpftem Tonfall.
"Das gefällt mir nicht, Stryke", sagte Jup.
"Sollten wir nicht versuchen, Weberflur ganz zu meiden?"
"Wir kommen nicht nach Dreieinigkeit, ohne uns irgendwo dem Ort zu nähern."
"Wir könnten umkehren und neue Pläne schmieden", schlug Alfray vor.
"Wir haben uns festgelegt", sagte Stryke zu ihm, "und wohin wir auch gehen, müssen wir mit Ärger rechnen." Der Wortwechsel wurde durch die Rückkehr eines Kundschafters unterbrochen.
"Die Siedlung liegt auf der anderen Seite einer Erhebung, die vielleicht noch eine halbe Meile entfernt ist, Hauptmann", meldete er.
"Dort gibt es Ärger. Das Beste wäre, auf dem Hügel abzusteigen und sich zu Fuß zu nähern." Stryke nickte und schickte ihn zurück.
"Die Götter wissen, worauf wir uns einlassen", murrte Haskeer. Aber die Beschwerde wurde nicht in seinem üblichen Sarkasmus vorgebracht, und Stryke ignorierte sie.
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