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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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zugutehalten, kann ich Ihnen nicht geben.«
    »Natürlich könnten Sie, aber Sie wollen nicht, und ich frage mich, warum. Wenn Sie aus den österreichischen Archiven bestimmte Erkenntnisse gewinnen, die die Kommission interessieren, dann wäre es sicher sinnvoll, wenn Seine Exzellenz davon wüsste. Welche Glaubensinhalte kann man denn aus einem Studium der antiken Sagengestalten ableiten? Was hat das alles mit christlichem, mit katholischem Glauben zu tun? Die Weltgeschichte des Christentums im engeren Sinne beginnt doch erst mit der Geburt Jesu. Erst dieses Ereignis in Bethlehem ist doch der Beginn des Neuen Bundes mit Gott …«
    Der Pater hatte sich in Rage geredet. Seine Gesichtszüge waren etwas weicher geworden. Nur wenn er, wie es gebetsmühlenartig bei vielen Anhängern der Kirche geschah, über die Grundlagen des Glaubens sprach, wenn er die von Kindheit an erlernten Worte wiederholen konnte, schien er wirklich glücklich zu sein. Hatte er die Möglichkeit nicht, blieb ihm nur, etwas zu tun, was ihm Macht über andere verlieh. Keine gute Mischung, fand Wessely.
    »Oder glauben Sie etwa nicht daran?«, fragte der Pater und starrte Wessely ins Gesicht, als könne er ihn nun bei einem Widerspruch ertappen.
    »Der Vatikan befasst sich mit allen geistigen und geistlichen Werten«, sagte Wessely ruhig. »Die Menschen glaubten auch vor Jesus Christus an ein höheres Wesen.«
    »Ja, an Gott. Oder nicht an Gott. Oder an ein Sammelsurium von Göttern, die eigentlich Menschen waren.« Das Gesicht des Paters war wieder hart geworden. »Die herumhurten, betrogen, sich betranken.«
    Der Pater spielte auf die Götterwelt der Griechen an, die tatsächlich wie eine Versammlung der oberen Zehntausend wirkte – mit all ihren Schwächen.
    »Aber inmitten dieser Welt war die Liebe Gottes bereits vorhanden«, sagte Wessely. »Vielleicht im Dunkel verborgen und nur für diejenigen erkennbar, die über die Begrenzungen der Zeit hinausblicken konnten.«
    Der Pater hob die Augenbrauen. »Wie meinen Sie das?«
    »Lieber Pater Gregorius … ich weiß nicht, welche Kenntnisse Sie von der Antike haben. Nicht, dass ich Ihre Bildung in Zweifel ziehen möchte, aber das, was in den Geschichtsbüchern steht, reicht oft nicht aus, um zu wirklich wichtigen Erkenntnissen zu kommen. Es sind genau die Dinge im Schatten der bekannten Weltgeschichte, die mich interessieren.«
    »Und welche Erkenntnisse sind es, die wir zu erwarten haben? Ich meine, in welche Richtung gehen sie?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, muss ich mich auf Ihre absolute Verschwiegenheit verlassen können.«
    »Aber selbstverständlich. Es gibt nur eine Person, der ich …«
    »Ich weiß schon. Seine Exzellenz wird davon erfahren. Das ist in Ordnung.«
    »Also?« Eben hatte Gregorius kurz wie ein Bittsteller geklungen. Nun war er wieder ein Befehlender. Es war ihm nicht auszutreiben.
    »Jesus wurde geboren, wie es die Schrift des Alten Bundes voraussagte, aber er war nicht der Erste, den Gott zu den Menschen schickte, um Seine Botschaft zu verkünden.«
    »Nicht der erste …? Sicher, es gab andere Propheten. Das Alte Testament berichtet von ihnen. Sie waren es, die Jesu Erscheinen angekündigt haben.«
    »Das meine ich nicht, Pater. Ich meine einen Menschen, der vom Himmel zur Erde kam, um den Menschen das zu bringen, was sie am nötigsten brauchten. Der von der Erde aus in die Hölle ging, sogar durch die Hölle wanderte und schließlich zu den Lebenden zurückkehrte – in einer Art Wiederauferstehung. Der als Märtyrer starb. Erinnert Sie das an etwas?«
    »O ja«, rief der Pater. »Selbstverständlich. Das ist die Geschichte von Jesus Christus, die Sie da erzählen. Natürlich fehlt noch einiges in dem Bericht. Seine Taten zum Beispiel … Und das große Ziel, auf das wir alle warten. Die Wiederkehr des Messias. Am Tag des Jüngsten Gerichts. Bei der Apokalypse.«
    Die Augen des Paters leuchteten, aber nicht vor Euphorie, sondern vor Angst. Wessely, der all die Konsequenzen, die aus seinen Forschungsergebnissen folgten, schon oft durchdacht hatte, konnte das nicht mehr schrecken.
    »Bitte fassen Sie sich, Pater, wenn ich Ihnen etwas sage, was Sie vielleicht in Angst versetzen wird. Es kann durchaus sein, dass wir all die Zeit an den falschen Messias geglaubt haben«, fasste er die ganze Ungeheuerlichkeit zusammen.
    Die Miene des Paters schien zu versteinern. Doch sofort hatte er sich wieder im Griff. »Mir wird klar, was hier gespielt wird. Sie verbringen zum Spaß die Zeit

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