Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

in einem der rund hundert römischen Geschäfte für »ecclesiastici« von der Stange – oder per Versandhauskatalog. Wenn ein Kardinal es eilig hat, sticheln und sticken die Gammarelli-Schneider ein komplettes Gewand in drei Tagen – sonst dauert das drei Wochen. Die Maße der Gottesdiener sind in einem Kundenbuch verzeichnet. Braucht der Papst neue Hosen und sein Bauchumfang hat sich geändert, so findet sich der Couturier samt Maßband im päpstlichen Appartement ein. Der Rest ist Schweigen.
    Wenn es um Treu und Glauben geht, sind es auch in der geistlichen Welt gar nicht so sehr des Papstes neue Kleider, die das Kirchenvolk begeistern. Der fromme Pius beeindruckte seine Schäfchen einst durch Bescheidenheit und Einfachheit. Barfuß und ohne Kopfbedeckung, so berichten Chronisten, marschierte er in den Prozessionen, »mit dem reinen Ausdruck einer ungeheuchelten Frömmigkeit im Gesicht«.

ALLTAGSKLEIDUNG
    Pileolus (Scheitelkäppchen)
    Das kreisrunde Mützchen bedeckte ursprünglich die Tonsur der Geistlichen, die rasierte Stelle auf dem Kopf. Für den Papst wird es aus weißer Moiré-Seide genäht. Der Pileolus wird auch unter der Mitra getragen, aber während der Messe zwischen Sanctus und Kommunion abgenommen – weshalb er auch »Soli Deo« genannt wird, denn »allein vor Gott« entblößt der Papst (wie alle Pileolus-Träger) sein Haupt.

Dario Pignatelli /Polaris /Laif

Soutane
    Die weiße Soutane des katholischen Oberhirten wird für den Sommer aus Naturseide, für den Winter aus Schurwolle gefertigt. Sie wird von einer langen, vom Kragen bis zum Fußsaum reichenden Knopfreihe geschlossen. Die Schultern bedeckt ein etwa bis zur Taille reichender, pelerinenartiger Umhang, die »Mozzetta«. Die Körpermitte schmückt eine etwa 15 Zentimeter breite Seidenschärpe (»Zingulum«), die in goldenen Fransen endet.
Pectorale (Brustkreuz)
    Zum Ornat des Papstes gehört, wie bei anderen hohen kirchlichen Würdenträgern, ein Brustkreuz, das an einer Kordel oder Kette getragen wird. In einfacher Form ist es aus Gold, die prunkvollere Ausgabe ist mit Edelsteinen besetzt.

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Fischerring
    Wichtigstes Schmuckstück des Papstes: Auf diesem Amtsring, mit dem der Pontifex bis 1843 seine Schreiben siegelte, befindet sich neben dem Namen des Papstes das Bild des Apostels Petrus beim Fischzug. Nach dem Tod des Papstes wird der Ring vor den Augen der versammelten Kardinäle zerbrochen.
Schuhe
    Der Papst trägt grundsätzlich Schuhe ohne Schnürbänder; als Farbe hat sich Rot durchgesetzt, das allerdings in der Vergangenheit oft in dezenten Rotbrauntönen ausgelegt wurde. Papst Benedikt XVI. bevorzugte leuchtend rote Slipper.
LITURGISCHE GEWÄNDER
    Mitra
    Die hohe Mütze mit den beiden an Vorder- und Rückseite aufragenden Schilden gehört seit dem Mittelalter zu den Insignien der Bischöfe. Hinten hängen zwei Bänder herab, die Vittae, die das Alte und Neue Testament symbolisieren. Die dreifache Papstkrone, die Tiara, hat Paul VI. 1964 abgeschafft. Die Mitra wird in der einfachen Form (Mitra simplex) aus weißem Seidendamast, Seide oder Leinen gefertigt. Die Verzierte Mitra (Mitra ornata) ist mit Juwelen bestückt und oft von Gold- oder Silberfäden durchwirkt.
Die Kasel,
    das Messgewand, ist ein ärmelloser Überwurf mit einem Ausschnitt für den Kopf, jeweils in der nach Tag und Anlass vorgeschriebenen liturgischen Farbe.
Das Pallium
    ist ein schmales, über die Schultern gelegtes Band aus Lammwolle, das die päpstliche Vollgewalt symbolisiert. Es trägt fünf gestickte Kreuze. Der Papst verleiht es den Erzbischöfen als Zeichen der Teilhabe an der Hirtengewalt.
Ferula
    Anders als die übrigen Bischöfe, deren Hirtenstab oben in einer Krümmung endet, trägt der Papst einen Kreuzstab, die Ferula. Die fehlende Krümmung symbolisiert, dass die Hirtengewalt des Papstes durch keine andere irdische Gewalt begrenzt ist.
Chorkleidung
    Sie besteht aus einem etwa knielangen, spitzenverzierten weißen Leinenhemd (Rochett) über der Soutane, darüber die Mozzetta, ein Schulterumhang, der je nach Jahreszeit aus Seide, Samt oder Wolle und im Falle des Papstes wieder mit Hermelin besetzt sein kann. Dazu trägt der Papst eine Stola, deren beide Enden über die Knie reichen.
REISEKLEIDUNG UND ACCESSOIRES
    Kopfbedeckungen
    Den Camauro, eine hermelingefütterte Mütze, kann der Papst im Winter tragen. Gegen Sonne schützt ihn beispielsweise der Saturno, ein verzierter Strohhut.
Mäntel
    Als Ergänzung der Soutane