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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Euer Bruder und ich hatten uns in dieser Sache bereits geeinigt! Wir haben ein Abkommen
     getroffen, und die Bezahlung ist schon erfolgt!«
    »Bezahlung?« Sergius hob eine Braue.
    Benedikt schaute Mamertus an und schüttelte als Zeichen der dringenden Warnung den Kopf.
    »Ich … ich …« Mamertus blickte an die Decke und suchte nach Worten »… ich habe der Mutter Kirche eine Spende gemacht, eine
     sehr großzügige Spende, um den Erfolg meines geplanten Unternehmens zu beschleunigen …«
    |358| »Dann seid Ihr gesegnet«, sagte Sergius. »Solche Mildtätigkeit hat ihren besonderen Lohn. ›Selig die Barmherzigen, denn sie
     werden Erbarmen finden‹, sprach Jesus.«
    »Aber …«
    »Unser aller Dank ist Euch gewiß, Mamertus, daß Ihr uns auf den bejammernswerten Zustand des Orphanotrophiums aufmerksam gemacht
     habt. Wir werden uns unverzüglich um die Wiederherstellung dieses Gebäudes kümmern, und da kommt uns Eure Spende gerade recht.«
    Mamertus schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er warf Benedikt einen vernichtenden Blick zu und stürmte aus
     dem Saal.
    Sergius zwinkerte Johanna zu, die lächelnd diese Geste erwiderte.
    Benedikt bemerkte diesen stummen Austausch.
Aha
, dachte er.
Daher weht der Wind!
Er hätte sich ohrfeigen können, daß es ihm nicht schon eher aufgefallen war. Doch die arbeitsreiche Sitzungsperiode des päpstlichen
     Hofes lag hinter Benedikt, und diese Zeit war für ihn stets die einträglichste des ganzen Jahres. Es hatte sich so eingehend
     mit Streitfällen und Bittschriften beschäftigen müssen, daß er diesem kleinen ausländischen Priester, der offenbar großen
     Einfluß auf Sergius besaß, nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
    Egal,
sagte sich Benedikt.
Was geschehen ist, kann auch wieder ungeschehen gemacht werden. Jeder Mensch hat seine Schwächen. Man muß nur herausfinden,
     wo diese Schwächen liegen …
     
    Auf dem Weg in die Große Halle eilte Johanna über die Flure. Als Sergius’ Leibarzt erwartete man von ihr, daß sie an seinen
     Mahlzeiten teilnahm – ein Privileg, das es ihr ermöglichte, genau darauf zu achten, was Sergius zu sich nahm. Sein Gesundheitszustand
     war immer noch angegriffen; übermäßiges Essen und Trinken konnten leicht zu einem neuerlichen Gichtanfall führen.
    »Johannes Anglicus!«
    Sie drehte sich um und sah den
vicedominus
Arighis näher kommen, den Haushofmeister des päpstlichen Palastes.
    »In Trastevere ist eine vornehme Dame ernsthaft erkrankt. Man hat Euch zu ihr gerufen.«
    Johanna seufzte. Es war jetzt das dritte Mal in dieser Woche, daß man sie aus dem päpstlichen Palast rief. Die Nachricht, |359| daß der fremde Priester den Papst geheilt hatte, hatte sich in Rom wie ein Lauffeuer verbreitet. Zum größten Unwillen der
     Mitglieder der Ärztevereinigung waren Johannas Dienste in den gehobenen Kreisen plötzlich sehr gefragt.
    »Warum schickt man keinen Arzt von der
scola
zu der Patientin?« wollte Johanna wissen.
    Arighis blickte sie düster an. Er war es nicht gewöhnt, daß seine Anweisungen in Frage gestellt wurden; als Haushofmeister
     hatte er das Recht und die Pflicht, über alle Angelegenheiten zu wachen, die den päpstlichen Haushalt und dessen Mitarbeiter
     betrafen. Doch dieser dreiste junge Ausländer schien das einfach nicht begreifen zu wollen. »Ich habe Euer Erscheinen bereits
     angekündigt«, erklärte er.
    Angesichts dieser Anmaßung von Autorität ballte Johanna vor Zorn die Fäuste. Als Sergius’ Leibarzt unterstand sie Arighis
     genau genommen gar nicht. Doch die Sache war es nicht wert, einen Streit vom Zaun zu brechen. Außerdem mußte ein dringender
     Hilferuf beantwortet werden, ganz gleich, ob er zeitlich ungelegen kam oder nicht.
    »Also gut«, sagte Johanna, »ich hole rasch meine Tasche mit den Heilmitteln.«
     
    In Trastevere fand Johanna sich vor einer riesigen Residenz wieder, die im Stil einer antiken römischen Villa errichtet war.
     Ein Diener führte sie über eine Reihe miteinander verbundener Höfe und durch einen Garten in ein Zimmer, das mit einem wilden
     Durcheinander aus Mosaiken in leuchtenden Farben, Gipsfiguren und Wandgemälden verziert war; letztere täuschten das Auge des
     Betrachters und schufen die Illusion ferner Landschaften und Zimmer. Dieser phantastisch anmutende Raum war von einem süßlich-fruchtigen
     Geruch durchdrungen, der an den Duft reifer Äpfel erinnerte. Auf der entfernten Seite des Zimmers stand ein großes Federbett;
     um

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