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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gespielt?«
    Die Kinder schauten ihn mit großen Augen an und nickten.
    »Gut.« Gerold hob sich das Mädchen auf den Rücken, dann den Jungen. »Haltet euch fest. Wir reiten jetzt hinaus.«
    |451| Mit dem zusätzlichen Gewicht der Kinder auf dem Rücken bewegte er sich schwerfällig. Der Rauch war noch dichter geworden;
     die Kinder keuchten und husteten in der erstickenden Luft. Gerold kämpfte eine aufsteigende Furcht nieder. Viele Opfer eines
     Feuers hatte man ohne äußere Zeichen der Todesursache gefunden; in der Hitze und dem Rauch hatte einfach ihre Atmung ausgesetzt.
    Plötzlich stellte Gerold fest, daß er die Orientierung verloren hatte. Er versuchte, mit den Blicken die Dunkelheit zu durchdringen,
     doch der Rauch wurde immer dichter, und er konnte die Tür nicht mehr sehen.
    »Gerold!« rief eine Stimme durch die erstickende Düsternis. Schwankend erhob er sich und tastete sich blind voran in die ungefähre
     Richtung des Geräusches.
     
    Vor den Mauern von Sankt Peter wurde eine offene Schlacht gegen das herannahende Feuer geschlagen. Um den bedrohten Dom zu
     schützen, hatte sich eine Menschenmenge eingefunden – Mönche in schwarzen Roben aus dem benachbarten Kloster Sankt Johannes
     sowie ihre Kapuzen tragenden Gegenstücke aus dem griechischen Kloster Sankt Cyril; Diakone; Priester und Meßdiener; Huren
     und Bettler; Männer, Frauen und Kinder aus den ausländischen
scolae
in Borgo – Sachsen, Langobarden, Friesen und Franken. Da es keine zentrale Befehlsstelle gab, waren die Bemühungen dieser
     verstreuten Gruppen weitgehend nutzlos. Sie unternahmen den verzweifelten, ungeordneten Versuch, Krüge, Eimer und andere Gefäße
     zu den Brunnen und Zisternen in der Nähe zu tragen, um Löschwasser herbeizuschaffen – mit dem Erfolg, daß der eine Brunnen
     hoffnungslos umlagert war, während der andere vollkommen verlassen dalag. Die Leute riefen sich etwas in einer verwirrenden
     Vielzahl von Sprachen zu; sie stießen und schubsten sich, um ihre Eimer zu füllen; im Eifer des Gefechts prallten Krüge gegeneinander
     und zerbrachen, so daß das kostbare Wasser im Boden versickerte. Während dieser ungeordneten Schlacht gegen das Feuer wurde
     die Winde an einem der Brunnen zerbrochen; um an das Wasser zu gelangen, mußten mehrere Leute den Brunnenschacht hinunterklettern
     und den Eimer von einem zum anderen nach oben reichen – eine Vorgehensweise, die so zeitraubend und kräftezehrend war, daß
     man sie bald aufgab.
    |452| »Zum Fluß! Zum Fluß!« riefen die Leute und eilten den Hügel hinunter zum Tiber. In ihrer Angst und Verwirrung rannten einige
     mit leeren Händen los und erkannten erst, als sie am Flußufer standen, daß sie gar kein Gefäß dabei hatten, um Löschwasser
     zur Peterskirche hinauf zu tragen. Andere wiederum schleppten riesige Gefäße herbei, die sich als zu schwer für sie erwiesen,
     nachdem sie gefüllt waren; die halbe Strecke den Hügel hinauf, ließen sie die Gefäße fallen und weinten vor Kummer und hilfloser
     Verzweiflung.
    Inmitten dieses Chaos stand Leo, im Gebet versunken, vor den Türen von Sankt Peter – so fest und unverrückbar wie die Steine
     der riesigen Kathedrale. Daß der Papst bei ihnen war, gab den Menschen Kraft. Solange Leo ausharrte, bestand noch Hoffnung,
     war noch nicht alles verloren. Und so kämpften die Menschen weiter gegen die Flammen, die jedoch so unaufhaltsam näher kamen
     wie das Wasser bei Flut; unerbittlich trieb das Feuer die Reihen der Verteidiger zurück.
    Zur Rechten des Petersdomes stand die Bibliothek des Klosters Sankt Martin bereits in Flammen; brennende Pergamentfetzen wirbelten
     aus den geborstenen Fenstern, wurden vom Wind erfaßt und auf das Dach der Kathedrale getragen.
    Arighis zupfte Leo am Ärmel. »Ihr müßt fort von hier, Heiligkeit, solange noch Zeit ist!«
    Leo beachtete ihn nicht und betete weiter.
    Ich rufe die Wachen,
dachte Arighis verzweifelt.
Ich werde ihn gewaltsam von hier fortbringen lassen.
Als Haushofmeister besaß er die nötigen Machtbefugnisse. Dennoch verharrte er in quälender Unentschlossenheit. Brachte er
     es fertig, sich dem heiligen Vater zu widersetzen – und sei es, um ihn zu retten?
    Arighis entdeckte die plötzliche Gefahr als erster. Ein großes Stück eines seidenen Altartuchs wurde zwischen den brennenden
     Mauern des Klosters von der wabernden Luft emporgewirbelt. Der heftige Wind packte es, straffte es zu einem lodernden Pfeil
     und schleuderte es durch die Luft, genau auf

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