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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gewesen; sie hatte sich
     große Mühe gegeben, dafür zu sorgen, daß es ihnen an nichts mangelte, was für die Bequemlichkeit und Sicherheit auf der Reise
     vonnöten war. Seit Tagen waren nunmehr Karren und Wagen auf den Haupthof der Burganlage gerollt und mit Reiseproviant und
     Waren aller Art beladen worden.
    Am Morgen der Abreise herrschte auf Villaris hektisches Treiben. Stallburschen eilten umher und fütterten und beluden die
     Packpferde; der Koch und die Küchenjungen schwitzten an dem großen Herd, dessen hoher Kamin riesige Rauchwolken ausstieß;
     der Hufschmied arbeitete fieberhaft an seiner Esse und hämmerte die letzten Hufeisen, Nägel und Zubehörteile für die Wagen
     in Form. Die verschiedensten Geräusche vermischten sich zu einem lärmenden Durcheinander: Über das Hämmern und Klopfen, Rasseln
     und Rumpeln hinweg riefen Dienerinnen mit schrillen Stimmen einander Anweisungen zu, um die tieferen Rufe und die grellen
     Pfiffe der Stallburschen und Handwerker zu übertönen; Kühe muhten und stampften auf, als sie hastig gemolken wurden; zu schwer
     bepackte Esel schrien lautstark ihren Protest hinaus. Hufe, Pfoten, Schuhe, Stiefel und Wagenräder wirbelten eine dünne Staubwolke
     vom hartgebackenen Boden auf; sie stieg in die Luft und schwebte rötlichbraun in einem schimmernden Frühnebel, |153| der im klaren morgendlichen Frühlingssonnenschein erstrahlte.
    Johanna wartete im Haupthof, beobachtete die letzten Vorbereitungen für die Reise und staunte über die hektischen Aktivitäten.
     Lukas tänzelte um sie herum, die Ohren gespitzt; in seinen opaleszierenden Augen strahlte erwartungsvolle Erregung. Auch der
     nunmehr sechs Monate alte Wolf ging mit auf die Reise, denn er hatte sich so sehr an Johanna gewöhnt, daß eine Trennung ›gar
     nicht in Frage kam‹, wie Gerold kategorisch erklärt hatte.
    Johanna lachte und streichelte Lukas und genoß das Gefühl des weichen weißen Fells unter ihren Händen, während der junge Wolf
     ihr über die Wange leckte und sich dann auf die Hinterpfoten setzte und Johanna beäugte, das Maul aufgerissen, so, als würde
     auch er lachen.
    »Hast du nichts Besseres zu tun, als herumzustehen und zu gaffen?« ertönte eine schroffe Stimme. »Mach dich nützlich und geh
     dem Küchenmeister zur Hand!« Richild schubste Johanna in Richtung der Kochstube, wo der Küchenmeister seine mehlgepuderten,
     müden Hände ausschlackerte. Er war bereits die ganze Nacht auf den Beinen und hatte Brot und Brötchen, Kuchen und Plätzchen
     für die Reisegesellschaft gebacken.
    Am Vormittag war der Haushalt aufgeladen. Der Hofkaplan sprach ein kurzes Gebet, daß Gott den Reisenden sicheres Geleit geben
     möge; dann zog die Prozession der Wagen und Pferde langsam vom Hof und auf die Straße. Johanna fuhr im vordersten Wagen mit,
     hinter Gerold und seinen Männern, zusammen mit Richild, Gisla und Dhuoda sowie den drei Mädchen aus Dorstadt, die als Dienerinnen
     der drei Damen mit von der Partie waren. Richild und die Mädchen wurden auf den harten Holzsitzen durchgeschüttelt, als die
     Wagenräder über die unebene, von Schlaglöchern übersäte Straße hüpften und sprangen. Lukas trottete neben dem Wagen her und
     hielt ein wachsames Auge auf Johanna, so, als würde er sich Sorgen machen, sie könnte sich verletzen. Johanna schaute nach
     vorn und sah Johannes inmitten der Männergruppe reiten. Im Herrensitz saß er lässig auf dem Rücken einer schönen Rotschimmelstute.
    Ich sitze genauso gut auf einem Pferd wie er,
dachte Johanna. Gerold hatte viele Stunden damit verbracht, sie das Reiten und den Umgang mit Pferden zu lehren, und mittlerweile
     war Johanna eine geschickte Reiterin.
    |154| Als hätte er Johannas musternde Blicke gespürt, drehte Johannes sich um und bedachte die Schwester mit einem wissenden Lächeln,
     vertraulich und boshaft zugleich. Dann trieb er sein Pferd mit den Hacken in einen leichten Galopp und ritt neben Gerold.
     Sie wechselten einige Worte miteinander; Gerold legte den Kopf in den Nacken und lachte.
    Johanna verspürte einen scharfen Stich der Eifersucht. Was konnte Johannes sagen – oder wissen –, das Gerold so sehr erheiterte?
     Sie hatten nichts gemeinsam. Gerold war ein gebildeter Mann, ein Gelehrter. Johannes aber wußte so gut wie nichts über die
     Philosophie oder die Wissenschaft. Dennoch ritt er jetzt neben Gerold, unterhielt sich mit ihm, lachte mit ihm, während sie,
     Johanna, auf diesem unbequemen, rumpelnden Wagen

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