Die Palm-Beach-Verschwoerung
ich wissen muss. Sie und Stratton auf der Terrasse … Sie haben über Tess geredet.«
»Tut mir Leid, dass Sie das hören mussten, Ned.« Sie setzte sich auf einen Hocker am Küchentresen und zuckte mit den Schultern. »Diese Frau und Stratton - sie haben sich gekannt. Sie waren ein Paar.«
Die Worte trafen mich wie eine Faust.
Tess … und Dennis Stratton. Eine Leere machte sich in meiner Brust breit. Ich denke, ich hatte mir selbst etwas vorgemacht. Warum sollte jemand wie Tess jemanden wie mich mögen? Aber Stratton? Ich ließ mich aufs Sofa sinken. »Wie lange?«
Ellie schluckte. »Ich glaube, bis zu dem Tag, an dem sie ermordet wurde. Ich glaube, er war nach Ihnen mit ihr zusammen.«
Das Gefühl, das sich ausbreitete, begann hochzukochen - bis zur Wut. »Weiß die Polizei das? Sie weiß das und ist hinter mir her?«
»Scheint so, dass sich niemand Stratton greifen will. Mit der möglichen Ausnahme von, sagen wir, mir.«
Plötzlich war mir alles klar. Was ich auf Strattons Terrasse gehört hatte. Warum Ellie mich nicht verhaftete. Warum ich hier war. »Sie glauben, er war es, oder? Sie glauben, dass er meine Freunde reingelegt hat? Dass er Gachet ist?«
Ellie kam herüber und setzte sich vor mir auf den Beistelltisch. »Ich überlege einfach, Ned, wer Strattons Bilder geklaut haben könnte, wenn nicht Ihre Freunde?«
Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln, spürte, wie ein schweres Gewicht von meinen Schultern genommen wurde. Einen Moment lang wollte ich Ellie umarmen oder wenigstens ihre Hand ergreifen. Doch die Freude verebbte wieder. »Aber warum Tess?«
»Das weiß ich noch nicht.« Ellie schüttelte den Kopf. »Hat sie Ihnen gegenüber irgendwas erwähnt? Vielleicht wusste sie schon vorher von Ihnen und Ihren Freunden. Wie haben Sie beide sich kennen gelernt?«
»Am Strand. Ganz in der Nähe des Hauses, wo ich gearbeitet habe«, erinnerte ich mich.
Ich war zwar zu ihr gegangen, aber könnte es sein, dass sie es darauf angelegt hatte? Dass ich reingelegt wurde? Nein, das war verrückt. Alles war verrückt. »Warum sollte Stratton seine eigenen Bilder klauen?«
»Wegen der Versicherung vielleicht. Aber es sieht nicht so aus, als bräuchte er das Geld. Vielleicht, um eine andere Sache zu decken?«
»Aber wenn es so wäre, wo waren dann die Bilder, als Mickey und die anderen sie holen wollten?«
Ein Funke blitzte in Ellies Augen auf. »Vielleicht ist ihnen jemand zuvorgekommen.«
»Jemand anderes? Wer? Tess?« Ich schüttelte trotzig den Kopf. »Auf keinen Fall.« Aber eine Sache konnte ich nicht leugnen, die für mich keinen Sinn ergab. »Wenn Stratton den Raub selbst inszeniert hat und die Bilder noch in seinem Besitz sind, warum musste er dann einen Kerl nach Boston schicken, um Dave umzubringen? Warum ist er immer noch hinter mir her?«
Wir blickten einander an. Ich denke, wir kamen gleichzeitig auf die Antwort.
Stratton hatte die Bilder nicht. Jemand hatte ein doppeltes Spiel mit ihm getrieben.
57
Ich hatte plötzlich so ein komisches Gefühl: Die ganze Sache würde noch richtig schlimm werden. »Hören Sie, Ellie«, begann ich, »ich war nicht ganz ehrlich zu Ihnen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Nein, so was! Worum geht’s?«
Ich schluckte unsicher. »Kann sein, dass ich jemanden kenne, der mit alldem zu tun hatte.«
»Okay«, sagte sie, »und wann hätten Sie mir das eigentlich mitteilen wollen, Ned? Geht’s wieder um einen alten Freund?«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich … um meinen Vater.«
Ellie blinzelte ein paar Mal. Ich sah, wie sie versuchte, ruhig zu bleiben. »Ihr Vater! Ich weiß, dass er vorbestraft ist, Ned. Aber wie zum Teufel soll er in sieben Morde verwickelt sein?«
Ich räusperte mich. »Ich glaube, er weiß vielleicht, wer Gachet ist.«
»Oh«, stöhnte Ellie und blickte mich ungläubig an. »Ich dachte schon, es wäre was Wichtiges, Ned. Hätten Sie mir das nicht erzählen können, bevor ich Sie hierher mitgenommen und damit meine Karriere verpfuscht habe?«
Ich erzählte ihr davon, dass Mickey nie einen Schritt ohne meinen Vater getan hatte, und von meinem Gespräch mit ihm im Stadion.
»Ihr Vater wusste, dass Sie sich mit Dave treffen würden?«, fragte Ellen mit weit aufgerissenen Augen.
»Nein.« Der Gedanke war zu grausam. Das hätte selbst Frank nicht tun können.
»Sie wissen, was Sie mir da erzählen«, gab Ellie zu bedenken. »Wir müssen ihn vorladen.«
»Das würde nichts nützen«, hielt ich dagegen. »Erstens
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