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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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nur zur Auskunft, sein Vater sei Geschäftsmann und viel unterwegs. Seine Mutter oder Geschwister erwähnte er nicht.
    Ich stellte mir vor, seine Brüder wären noch viel attraktiver und erfolgreicher und er war neidisch auf sie. Als er in diesem Moment Phyllis anlächelte, wusste ich, wie dämlich diese Vorstellung war. Lee war mit Sicherheit nicht neidisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand, der sich freiwillig an unseren Tisch setzte und sich hier wohlfühlte, Neid empfand. Diese Charaktereigenschaft war dem Star Club vorbehalten.
    Der Star Club saß zwei Tische weiter. Felicity hatte bei unserem Eintreten Lee kokett zugewinkt, damit er an ihren Tisch käme. Lee hatte ihr ein charmantes Lächeln geschenkt, sich dann aber zu uns gesetzt. Seither wurden wir vom Star Club beobachtet. Kein Wunder.
    Lee war sicherlich der hübscheste Junge, den diese Schule je gesehen hatte. Seine Gesichtszüge waren scharf konturiert und ebenmäßig, seine Haare ein dichtes Knäuel aus leichten Locken, die zu diesen niedlichen Koteletten ausliefen und seine Ohren verdeckten. Er hatte schöne weiße, ebenmäßige Zähne und ein umwerfendes Lächeln. Seine Augen standen nicht zu eng und nicht zu weit auseinander und sie waren von einem Eisblau, wobei die Iris innen und außen von einem dunkelblauen Rand eingefasst wurde. Seine Wimpern waren lang und dunkel und seine Augenbrauen perfekt geformt. Da Vinci hätte seine Studie zum vitruvianischen Menschen an ihm demonstrieren können. Jeder drehte sich nach diesem Gesicht um. Vor allem nach diesen Augen.
    Und plötzlich wusste ich, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte. Nur wo?
    Schnell schaute ich weg und musterte meine Freunde. Sie waren – mit Ausnahme von Phyllis und Ruby – der krasse Gegensatz zu Lees Schönheit. Aber niemand von ihnen fühlte sich deswegen weniger wert. Sie akzeptierten die Menschen um sich herum, so wie sie waren. Einschließlich meiner Wenigkeit. Ich hatte ihnen viel zu verdanken. Vor allem ihrer Toleranz. Keiner von ihnen hatte sich je über meine seltsame Familie lustig gemacht. Im Gegenteil. Wenn ich – zu Schuluniformzeiten – mit einer schmutzigen Uniform erschien, machten sie mich darauf aufmerksam und halfen mir, wieder vorzeigbar auszusehen.
    Jaydens Mutter hatte mir beigebracht, wie man Wäsche wäscht, Phyllis und deren Mutter kochen. Nicole wusste, wo man am billigsten einkaufte – ihre Eltern waren in einer ähnlichen Situation wie meine Mum. Phyllis und Ruby waren die einzigen, die aus einem wohlhabenden Elternhaus stammten. Corey war mit seinen roten Haaren und den tausend Sommersprossen im Gesicht nun mal kein Brad Pitt und Ruby war die Inkarnation eines zerstreuten Professors.
    Der Star Club bestand dagegen aus aufgestylten Püppchen wie Felicity Stratton, Ava Gartner und Cynthia Newmarket sowie dem Double von Prinz William, Jack Roberts.
    Allesamt stammten sie aus hochangesehenen Familien und hätten ohne weiteres eine Privatschule besuchen können – was sie nicht ausließen, bei jeder Gelegenheit zu betonen. Es wunderte uns seit jeher, warum sie nicht endlich dorthin verschwanden.
    Lee, der aussah wie ein umschwärmter Schauspieler, hätte auf alle Fälle besser an ihren Tisch gepasst als an den Loser-Tisch … äh, zu uns. Er beantwortete gerade bereitwillig Fragen zu seiner alten amerikanischen Schule. Auf einmal sah er auf und mir direkt in die Augen. Er zwinkerte mir kurz zu, als hätten er und ich ein gemeinsames Geheimnis.
    Das hatten wir auch. Sobald mir einfallen würde, woher er mir so bekannt vorkam.

SPIELCHEN

    Ich war pünktlich.
    Als ich am Mittwochmorgen den Chemiesaal betrat, drückte mir Corey einen Zettel in die Hand. »Heutiges Motto«, raunte er mir zu, ehe er sich auf seinen Platz setzte. Ich wartete bis wir saßen und faltete, den Zettel auf: Ms Black dazu bringen, das Wort Oralverkehr zu sagen.
    Mir klappte die Kinnlade runter.
    »Und? Wieder dieses Spiel?«, fragte Lee neugierig.
    Ich reichte ihm den Zettel. Mir fiel auf, dass er genauso darauf achtete, mich nicht zu berühren, wie ich ihn. Er las den Zettel und ein feines Lächeln kräuselte seine Lippen.
    Ms Black betrat den Saal und begann mit dem Unterricht.
    Lee beugte sich zu mir. »Was erhält der Sieger?«
    Ich sah ihn konsterniert an. »Was?«
    »Was bekomme ich, wenn ich es schaffe?«
    »Das schaffst du nicht«, flüsterte ich, den Blick weiter nach vorn gerichtet, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. »Das schafft niemand. Sieh sie dir

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