Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
hocherfreut. »Joggst du hier regelmäßig?«
Lee trank einen Schluck aus der Flasche, die in einem Gürtel an seiner Taille steckte, ehe er antwortete: »Nein, eigentlich fahre ich lieber ein paar Kilometer, um im Wald zu laufen. Corey hat mich vor einer Stunde angerufen und entschuldigt sich bei euch. Ihm ist was dazwischen gekommen.«
»Was?«, fragte ich bissig. »Ein paar Bier gestern Abend im Pub?«
Lee lachte leise.
Jayden zog eine Grimasse. »Das würde zu ihm passen«, meinte er finster.
»Er hat mich gebeten, die Lehrstunde zu übernehmen. Seid ihr bereit?«
Nein .
»Ja!«, rief Jayden begeistert.
Verräter. Aber ich konnte wohl schlecht meinem Unmut freien Lauf lassen. Immerhin war es meine Idee gewesen.
»Alles klar, Felicity?«, fragte mich Lee und seine Augen blitzten spitzbübisch, als wüsste er, wie sehr ich mich wand.
Ich nickte steif.
»Gut. Dann fangen wir mit ein paar Lockerungsübungen an.«
Ich kam mir ein wenig dämlich vor, als ich seine Verrenkungen nachmachte. Er sah dabei aus wie ein Tänzer, ich wohl eher wie ein hopsender Bär. Zum Glück bot Jayden in seinem Hochglanzanzug einen noch lächerlicheren Anblick. Ich wartete darauf, dass Lee jeden Moment losprustete und das Training deswegen abblasen musste.
Aber er sah eher so aus, als wären wir Mitglieder seiner Fußballmannschaft beim gemeinschaftlichen Training.
»Prima, das dürfte zum Warmmachen reichen. Jetzt laufen wir bis an die erste Kreuzung zum South Carriage und dann gehen wir eine Minute.«
Wir trabten los, hinter Lee her. Na toll, jetzt waren wir in der nächsten Stunde auch noch gezwungen auf seine perfekte Hinterseite zu sehen. Aus dem Augenwinkel sah ich ein paar schmunzelnde Gesichter an uns vorrübergehen – wir mussten ein auffälliges Trio abgeben. Zumal Lee allein durch seine Größe auffiel und ihm viele hinterherstarrten. Jayden schien das alles nichts auszumachen. Er schnappte schon nach zehn Metern nach Luft und musste sich vollends aufs Atmen konzentrieren. Ehrlich gesagt, ging es mir nicht viel besser, nur dass ich mich unter gar keinen Umständen vor Lee und seiner vollkommenen Erscheinung blamieren wollte.
An der Abzweigung angekommen sah ich schwarze Flecken vor meinen Augen tanzen. Lee drehte sich erwartungsvoll zu uns um. In diesem Moment hätte ich ihm in sein lächelndes Gesicht schlagen können – wenn ich mich nicht so matt gefühlt hätte.
Als er mich anschaute, wurde sein Blick wachsam.
»Alles in Ordnung, Felicity?«
»Hey, krass, City«, keuchte Jayden. »Du bist weiß wie ne Wand.«
Im nächsten Augenblick spürte ich, wie mich ein paar Arme umfassten, der Boden sich drehte … und dann bekam ich wieder Luft.
»Tief durchatmen, Felicity. Ist die Jacke zu eng?« Er begann am Reißverschluss zu fummeln, worauf ich ihm recht fest auf die Finger klopfte.
»Das ist eine Sportjacke«, entrüstete ich mich. Was wirksamer gewesen wäre, wenn ich nicht so schwach geklungen hätte.
»Hast du überhaupt geatmet auf dem Weg hierüber?«
Zumindest atmete ich jetzt und er roch einfach umwerfend. Keine Spur von Schweiß oder versagendem Deo wie bei Jayden. Er roch nach Sommer, nach einem blumigen Duft, den ich nicht zu benennen wusste, und nach Moos. Nein, ich habe nur auf deinen Hintern geschielt
,
war ich versucht zu sagen. Seine Mundwinkel zuckten verdächtig, als habe er verstanden, was ich soeben gedacht hatte. Sofort wurde mir heiß und die Situation noch peinlicher, als sie ohnehin schon war. Ich atmete ein paar mal tief durch und trotz seines unglaublich guten Geruchs ging es mir nach ein paar Atemzügen besser.
»Es geht wieder«, sagte ich und rappelte mich umständlich auf. Lee wollte mir unter die Arme greifen, aber ich schüttelte ihn ab. Ich hatte schon genug Würde eingebüßt. Ich klopfte mir den Po ab, fuhr einmal durch meine Haare und sah dann beide so munter wie möglich an. »Können wir weiter?«
Lee und Jayden betrachteten mich skeptisch.
»Findest du das klug, Felicity?« fragte Lee.
»Dafür sind wir ja wohl hier, oder? Ich habe das Ganze angeleiert und ich möchte es jetzt gerne durchziehen. Einen Marathon werde wohl heute nicht schaffen, aber bis Kensington und zurück muss es gehen.«
Jaydens Augen wurden so groß, als hätte ich soeben vorgeschlagen den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Lee runzelte noch immer die Stirn.
»Felicity, das ist nicht klug. Du solltest vielleicht für heute Schluss machen. Wenn du möchtest, können wir morgen Vormittag noch
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