Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
Seine Zunge schob sich tief in meinen Mund.
Im Pub meiner Mutter hatte sich letztes Jahr auch jemand an mich rangemacht. Gott sei Dank hatte mich Stanley aus der Misere befreit. Jetzt erinnerte ich mich wieder an den Tipp, den er mir daraufhin gegeben hatte. Ich trat mit voller Kraft auf Jacks Fuß, drehte mich blitzschnell um und nutzte seine Überraschung, um mein Knie in seine Weichteile zu rammen. Ein Volltreffer! Jack knickte zusammen, als habe ihm jemand die Füße weggezogen.
Jetzt kicherte das Mädchen nicht. Sie sah entsetzt auf den gekrümmten Jack. Ihr Tanzpartner kniete neben ihm nieder, um uns herum hörten alle auf zu tanzen und starrten auf den sich windenden Jack und mich. Die Musik setzte aus und das Licht ging an.
»Du elende Hexe!« Cynthia war aus der Menge aufgetaucht. »Ich habe gewusst, dass du nur Ärger machst. Verschwinde endlich!«
Ich sah ihr fest in die Augen. Auch wenn ich hatte gehen wollen, von ihr ließ ich mir nichts befehlen. »Er soll mich nie wieder gegen meinen Willen anfassen«, sagte ich laut und war froh, dass man mein Zittern nicht hörte.
»Blöde Kuh … wolltest doch …«, keuchte Jack am Boden.
Ich hob das Bein, um ihn zu treten, doch in diesem Moment umfasste wieder jemand meine Taille. Ich versuchte mich zu befreien, wurde aber kurzerhand angehoben. Lee hielt mich gerade so hoch, dass meine Füße den Boden nicht berührten und trug mich unerbittlich durch die stierende Menge in Richtung Ausgang. Ich sah, wie mich alle Gesichter wütend anstarrten.
Erst als wir den Ausgang erreicht hatten, entdeckte ich Phyllis an Lees anderer Hand. Nicole und Jayden standen bei Ruby hinter der Säule. Alle sahen mir mit großen Augen entgegen.
»Wo ist Corey?«, fragte Phyllis, als Lee uns alle zum Ausgang dirigierte.
»Er kommt zurecht«, sagte Lee bestimmt. »Wir müssen Fay hier raus bringen.«
Auf der Straße stemmte ich meine Füße in den Boden. »Es ist doch überhaupt nichts passiert.«
»Es ist sehr wohl was passiert«, widersprach Phyllis heftig.
»Ich kam allein zurecht«, sagte ich ein wenig bockig. »Hast du das nicht gesehen?«
»Nein. Ehrlich gesagt habe ich überhaupt nicht gesehen, was passiert ist«, sagte er und blieb ebenfalls stehen. »Was
ist
passiert?«
Alle meine Freunde sahen mich erwartungsvoll an und auf einmal fühlte ich mich verlegen, das vor ihnen ausbreiten zu müssen. Doch für einen Rückzieher war es zu spät.
»Jack hat mich gegen meinen Willen geküsst. Da habe ich einen Verteidigungstrick angewandt.«
Ruby, Phyllis und Nicole hatten bei meiner Schilderung scharf die Luft eingezogen. Jayden sah angewidert aus, Lee war entsetzt. Ich glaubte, er wollte mich in seine Arme ziehen, als hinter uns Corey angerannt kam.
»Mensch, City, was ist passiert?«, fragte er atemlos.
Aber ehe ihm jemand antworten konnte, tauchte Felicity auf und warf sich in Lees Arme.
»Du darfst noch nicht gehen«, rief sie theatralisch und sah zu ihm auf wie ein Hollywoodstar aus der Stummfilmzeit: schmachtend, hingerissen, verliebt.
Mir fiel der Kuss wieder ein und ich wunderte mich, dass Lee sie von sich wegschob. Zwar so sanft und rücksichtsvoll wie möglich, aber nichtsdestotrotz bestimmt.
»Felicity geh wieder rein. Wir reden morgen.«
Felicity blieb, wo sie war; uns schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie hatte nur Augen für Lee. »Komm mit mir. Wir können auch woanders hingehen, wenn es dir hier nicht gefällt. Bitte, komm mit.
Bitte!
« Sie klammerte sich wieder an ihn.
Wir anderen staunten. So hatten wir die toughe Felicity noch nie gesehen. Eins musste ich Lee lassen. In ganz London hätten wohl nicht viele Jungs ein solches Angebot von einem so hübschen Mädchen ausgeschlagen.
Lee löste ihre Arme von seinem Hals, sah ihr in die Augen und sagte: »Ich bringe jetzt Fay nach Hause. Geh wieder hinein. Wir reden morgen.«
Wir alle sahen das Wasser in Felicitys Augen schimmern, als sie langsam rückwärts wieder zum Haus zurückging, Lee noch immer im Blick. Kurz bevor sie im Innern verschwand, sah sie uns alle noch ein letztes Mal an. Der, mit dem sie mich ansah, war mörderisch.
»City, du verstehst es wirklich eine Party aufzumischen«, sagte Corey Montagmittag in der Kantine.
Ich erwiderte nichts, sondern versuchte Felicitys angewiderten Blick zu imitieren. Das gelang mir anscheinend, denn Corey sagte nichts weiter. In diesem Moment kam Jack Roberts mit Cynthia, Ava und Felicity im Schlepptau an unseren Tisch.
Er sah einzig mich
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