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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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und die Länder am Kaspischen Meer bis zum Norden des Zweistromlandes und zu den kleinasiatischen Bergen hatte diese Klinge ihm mehr als einmal gute Dienste erwiesen und ihm Freiheit und Leben erhalten.
    Wie oft hatte er sich vorgestellt, endlich die bekannten Gebäude dieser größten Stadt der Christenheit vor sich zu sehen. Das Hippodrom erhob sich ebenso über das Häusermeer wie der kaiserliche Palast und die alte Akropolis mit dem innersten Kern der Stadt, an dem einst die Griechen den Keim dieses Imperiums gelegt hatten.
    »Wie willst du die Überfahrt bezahlen, Fremder?«, fragte der Kapitän des kleinen Fährschiffs, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Reisende über die Meerengen von Bosporus, Marmarameer und Goldenem Horn zu bringen. Der Kapitän sprach Arnulf auf Latein an, nachdem er gemerkt hatte, dass sein Gegenüber kein Griechisch verstand. Auch wenn das Griechische in den Straßen zweifellos vorherrschte, konnten sehr viele Bewohner Latein, das immer noch eine offizielle Amtssprache im Reich war. Die Bewohner des Imperiums nannten sich schließlich selbst Rhomäer – Römer. Das erste Rom, die Stadt des Papstes, hatte allerdings kaum ein Rhomäer je gesehen.
    Wie aus weiter Ferne hörte er die Worte des Kapitäns, der Gorgios hieß und von dem man Arnulf gesagt hatte, er sei der preiswerteste unter den Schiffern von Chrysopolis.
    Gut achthundert Schritte trennten ihn noch von dem Boden der Stadt, die man nicht umsonst die Große nannte. Aber wenn er hier in Chrysopolis kein Schiff fand, das ihn übersetzte, musste er eben die drei oder vier Meilen südwärts nach Chalcedon wandern, von wo ebenfalls tagtäglich Dutzende mehr oder minder große Barkassen das Marmarameer befuhren.
    »Na, was ist?«, fragte Gorgios.
    »Ich kann dir meine Sporen geben«, sagte Arnulf. Ein Pferd besaß er im Moment ohnehin nicht. Also war das kein besonderer Verlust. Seinen sächsischen Ritterhelm hatte er bereits bei anderer Gelegenheit gegen ein paar Münzen eingetauscht.
    »Ich würde lieber dein Schwert nehmen!«, meinte er.
    »Die Sporen sind viel mehr wert, als du normalerweise für eine Überfahrt verlangen könntest!«, erwiderte Arnulf. »Alles andere wäre unchristlicher Wucher!«
    Gorgios lachte. »Einen Versuch war es jedenfalls wert. Lass mal deine Sporen sehen!«
    Arnulf schnallte den rechten Sporn ab und gab ihn Gorgios. Der Grieche sah ihn sich von allen Seiten an und kratzte sich dann an seinem leicht gelockten Haupthaar. »Die haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber ich will mal nicht so sein!«
    »Du weißt genau, dass es nicht dein Schaden ist!«
    Wenig später stand Arnulf an der Reling des schwankenden Fährschiffs. Der Wind blähte die Segel. Vor Chrysopolis ragte der Leanderturm aus dem Wasser, auf dem nachts ein Leuchtfeuer brannte, um den Schiffen bei Dunkelheit Orientierung zu geben. Hier ragte auch das eine Ende jener gigantischen Eisenkette ans Ufer, die hochgezogen wurde, wenn es galt, angreifenden Flotten die Durchfahrt zu verwehren. Dann spannte sich diese Kette siebenhundertfünfzig Schritt weit über das Meer.
    Keine Winden wären stark genug gewesen, diese manngroßen Eisenglieder zu spannen. Dazu dienten bootsförmige Schwimmer, die am Ufer für den Ernstfall bereitstanden. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich, die Kettenglieder nahe der Oberfläche zu halten, sodass sie für Schiffe ein unüberwindliches Hindernis darstellten.
    Gorgios ’ Fährschiff überquerte die Meerenge und fuhr dann am thracischen Ufer des Marmarameeres die Küste entlang. Sein Ziel war der Eutherios-Hafen. Außer Arnulf waren ein paar Tuchhändler an Bord. Außerdem eine Gruppe von Pilgern, die sich auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land befanden.
    Sobald sie Konstantinopel erreicht hatten, lag allerdings noch eine weite Reise vor ihnen. Sie stammten ihrer Sprache nach aus Italien. Arnulf hörte mehrfach das Wort Amalfi. Offenbar kamen sie aus der italienischen Handelsstadt.
    Als das Schiff im Eutherios-Hafen einfuhr, musste gerudert werden, da der Wind aus der ungünstigsten Richtung wehte.
    »Ich wünsche dir viel Freude mit meinen Sporen«, sagte Arnulf an Gorgios gewandt.
    Dieser grinste. »Ich werde sicherlich einen guten Preis dafür erzielen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Arnulf drängte sich durch das bunte Treiben am Hafen. In seinem Aufzug war er kaum in Gefahr, von einem der Händler angesprochen zu werden. Niemand erwartete, dass er auch nur eine einzige Kupfermünze übrig

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