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Die Partie. Thriller (German Edition)

Die Partie. Thriller (German Edition)

Titel: Die Partie. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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dem Plan notiert waren?«
    Eva beugt sich vor, greift in ihre Handtasche und zieht ihr Handy hervor. Kimski beobachtet sie. Als er bemerkt, dass er in den Ausschnitt ihres Sommerkleides blickt, reißt er seinen Kopf hoch. Eva ruft ein Foto auf und hält es ihm unter die Nase.
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    d3xc5
    »Sie haben alles fotografiert! Gründlich.«
    »Sehen Sie, ein Zahlen- und Buchstabencode. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Aber Sie müssen zugeben, sehr geheimnisvoll.«
    »Zeigen Sie mal her.« Er nimmt ihr das Telefon aus der Hand.
    »Haben Sie das Schachbrett auch aufgenommen?«
    »Klicken Sie einfach vor und zurück.«
    Kimski betrachtet sich die Schachfiguren. »Wie ich dachte.«
    »Wie?«
    »Das ist einfach. Das sind zwei Züge einer Schachpartie. Sie
    wissen, wie man eine Schachpartie auf Papier festhält?«
    »Nein.«
    Kimski ruft wieder das Bild mit der Ziffernfolge auf.
    »Zuerst notiert man bei jedem Zug das Feld, von dem die Figur loszieht, hier zum Beispiel c7. Dahinter schreibt man das Feld, auf dem die Figur landet«, er deutet auf das c5. »Wenn die Figur dabei eine andere Figur schlägt, schreibt man ein x in die Mitte. Das bedeutet also, dass wir hier zwei Züge sehen, zuerst schlug Weiß eine Figur von dem Feld c5, dann zog Schwarz nach und schlug seinerseits die Figur von c5 herunter. Mit der Stellung der Figuren auf dem Brett passt es zusammen.«
    »Bravo«, bemerkt Eva.
    »Stellt sich immer noch die Frage, was das zu bedeuten hat – und ob es überhaupt etwas bedeutet.«
     
    Manfred Knabb schwitzt. Wie hat er das nur übersehen können?
    Er sitzt in seinem stickigen Büro beim Cymertec Sicherheitsdienst und schaltet die Bilder auf den vielen kleinen Monitoren immer wieder hin und her. Er ist für die Videoüberwachung von zwölf Objekten zuständig. Da kann einem schon mal etwas entgehen. Doch jetzt sieht er ihn ganz klar: einen herrenlosen Koffer, exakt in der Mitte des Bildausschnitts abgestellt.
    »Positiv. Hier ist tatsächlich eine verdächtige Aktentasche. Woher wussten Sie das?«
    »Das tut nichts zur Sache.« Die aufgebrachte Stimme des Kommissars klingt durch den Hörer an sein Ohr. »Dann müssen wir das Gebäude evakuieren«, sagt er. »Wenn Sie noch irgendetwas Auffälliges entdecken, rufen Sie uns diesmal bitte sofort an.«
    Aufgelegt. Manfred atmet tief durch und greift zur Kaffeetasse. Er nimmt einen großen Schluck.
    Ganz schön sauer, der Kommissar. Aber immerhin passiert mal etwas. Auf einmal verschluckt er sich und prustet die heiße Brühe über den halben Schreibtisch. Hat sich eben etwas in der Bibliothek bewegt?

9
     
    Montag, 19.13 Uhr
    Der Mann mit dem hinkenden Bein hat sich in ein Café auf dem Dalberg-Platz gesetzt. In Sichtweite des Stadthauses. Das Mobiltelefon, mit dem er den Sprengsatz zünden wird, liegt vor ihm auf dem Tisch, vor einer Tasse Kaffee. Aber jetzt noch nicht. Noch wird er nichts unternehmen. Zuerst muss er warten, bis sich genügend Polizisten um den Koffer versammelt haben. Dann, wenn die Beamten planen, wie man die Bombe am besten entschärfen kann, wird er sie hochgehen lassen. Hinterhältig. Das stimmt. Aber eben auch außerordentlich unterhaltsam.
    Er lehnt sich zurück und greift zu der Tasse. Sein Blick fällt auf die Passanten, die mit ihren vollen Einkaufstüten vorbeiziehen, das Abendlicht taucht ihre Körper in rötliches Gold.
    Er sieht auf die andere Straßenseite und beobachtet die Menschentraube, die sich am Seiteneingang des Stadthauses bildet. Wütende Großstädter fordern von den zwei Polizeibeamten, die dort stehen, durchgelassen zu werden. Was natürlich nicht geht. Das Gebäude ist abgeriegelt worden. Männer in Anzügen fuchteln wild mit den Armen, Frauen mit Kindern reißen ihre Münder auf, und Studenten vergraben lethargisch die Hände in den Taschen. Sie alle wollen in das Parkhaus zu ihren Autos. Aber sie können nicht.
    Der Beobachter wendet seinen Blick für einen Moment ab und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Er schließt die Augen und lauscht dem Abend. Aus dem Klangmatsch der vollbepackten
    Großstädter, die beim Laufen in ihre Mobiltelefone brüllen, und dem Knattern der Autos, die im Schleichtempo durch die Einbahnstraße rollen, hebt sich urplötzlich ein neues Geräusch ab. Sirenengeheul.
    Der Hinkende nippt an seinem Entspannungsgetränk, als der erste Polizeiwagen an ihm vorbeifährt und auf dem Bürgersteig direkt vor dem Stadthaus parkt.
    Einen wirklich guten Sitzplatz hat er sich ausgesucht. Herrliche

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